Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
Und sie alle sind für die Existenz und die Fortdauer menschlichen Lebens zuständig. Mehr als sieben Milliarden Menschen tragen heute ihre Version dessen in sich, was Sie hier sehen, versteckt in Billionen von Zellen in ihrem Körper. Und all diese Baupläne sind so einzigartig wie die Sterne am Himmel. Konzentrieren Sie sich jetzt auf den Unterschied zwischen einer Karte …«
Der Bildausschnitt wurde herangezoomt und zeigte die Doppelhelix, so groß, detailliert und plastisch wie die Oberfläche eines fremden Planeten.
»… und dem Gebiet, das sie darstellt. Und dieses Gebiet ist für uns so dunkel und unbekannt wie die Prärie für Lewis und Clarke, als sie die Passage in den Westen suchten. So mysteriös, wie es die Raumfahrt für meine Generation war. Jede Generation findet ihre eigene Grenze und dies hier ist Ihre, Will«, verkündete Geist mit missionarischem Eifer. »Es könnte durchaus die letzte Grenze sein. Jemand aus Ihrem Jahrgang, vielleicht sogar jemand, den Sie persönlich kennen, wird der Magellan, Cortés oder Kolumbus dieser Welt sein. Es wird nicht darum gehen, neue Handelsrouten oder Rohstoffe wie Gewürze oder Zuckerrohr zu finden. Die Möglichkeiten für Entdeckungen reichen unendlich viel weiter, denn wir können heute mit Sicherheit sagen, dass irgendwo auf dieser Karte alle Antworten auf das Geheimnis der menschlichen Existenz – der Schöpfung selbst – nur darauf warten, dass wir sie finden.«
Bilder von Pflanzen und Tieren in unendlichen Variationen zogen über den Bildschirm, bewegten sich um die gewundenen DNA-Stränge und die vier Buchstaben A, T, C und G. Will war von der Darstellung wie gebannt.
»Alles Leben auf der Erde verdankt seine Existenz den Geheimnissen dieser simplen und schönen Formen. Bei einem Großteil der Natur ist deren Schicksal – als Begrenzung – in ihren Code eingeschrieben, als wäre es in Stein gemeißelt. Diese Blume hier blüht violettrot; dieses kleine Säugetier dort paart sich jedes Jahr im Frühling in einem Zeitraum von nur zwei Wochen; das Leben dieses Vogels wird von unabänderlichen Wanderungen bestimmt.
Weniger als sieben Prozent der Bausteine des Lebens sind auf den Menschen beschränkt. Sieben Prozent, die es unserer Spezies ermöglichen, in einer einzigen Generation Grenzen zu ›überschreiten‹, die für jede andere Lebensform unüberwindlich sind. Sieben Prozent, die auf eine Art und Weise, wie wir sie noch nicht begreifen, für das Phänomen des ›menschlichen Bewusstseins‹ verantwortlich sind. Jenes Phänomen, das uns innerhalb weniger Jahrtausende …«
Eine Flut von Bildern wanderte über die weiße Tafel: vertraute Gesichter, mathematische Formeln, Ingenieurszeichnungen, Partituren.
»…Shakespeare, Newton, Mozart, Leonardo da Vinci, Jesus, Beethoven, Dickens, Michelangelo, Edison, Einstein, Gandhi, Galileo, Buddha, die Beatles und viele andere beschert hat. Mit dieser Karte in der Hand werden wir schon bald die Geheimnisse dieser sieben Prozent lüften. Sie und Ihre Zeitgenossen könnten zu einer evolutionären Generation werden, die die Menschheit in eine bessere Zukunft führt.« Geist drückte auf den Stift und ein Meer junger Gesichter erschien, Schüler des Centers, die fasziniert zu etwas aufblickten, das man nicht sehen konnte. »Eine Zukunft, in der es Wunder zu bestaunen gibt.«
Völlig in Gedanken versunken, verließ Will den Raum. Wenn Geist die Absicht gehabt hatte, ihn zum Nachdenken zu bringen, war ihm das gelungen: Durch seine Einführung in die Genetik betrachtete Will diese mysteriösen Fähigkeiten, die er in den letzten Tagen an sich entdeckt hatte, in einem anderen Licht. Sie mussten eine genetische Grundlage haben, aber soweit er wusste, hatten Jordan und Belinda West nie über die Talente verfügt, die er jetzt besaß.
Wenn er sie nicht von seinen Eltern geerbt hatte, woher zum Teufel kamen sie dann?
DER KRAFTRAUM
Will drückte auf die Klingel vor dem Käfig bei den Umkleiden. Er hatte das Wäschenetz aus seinem Spind mitgenommen und genügend Zeit eingeplant, um sich vor dem Training umzuziehen. »Hey, Jolly, sind Sie da?«, rief er über die Theke.
»Du schon wieder.«
Will hörte Nepsteds Rollstuhl, bevor der Zwerg aus einem kleinen Seitenraum kam, den er bisher noch nicht bemerkt hatte.
»Ich hab ganz vergessen zu fragen, was ich mit der schmutzigen Wäsche machen soll«, sagte Will und hielt das Netz hoch.
»Wirf sie in einen der Körbe im Duschraum«, instruierte Nepsted. »Sie wird
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