Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

misstrauisch zu machen, legte Will nicht direkt auf, sondern sagte noch schnell in die bereits tote Leitung: »Ich hab dich lieb, Mom. Für immer und ewig.«
    »Also, wohin fahren wir?«, fragte Nando.
    »Santa Barbara. Der Flug geht um Viertel vor neun.«
    »Alles klar, Mann. Und mach dir keine Sorgen wegen deinem alten Herrn, okay? Er wird ganz schnell über den Berg sein, sobald er weiß, dass du da bist.«
    Will lehnte sich zurück und holte ein paar Mal tief Luft. Er war völlig ausgehungert und zitterte vor Erschöpfung und Anspannung. Als sie aus der Stadt hinausfuhren, drehte er sich um und beobachtete, wie die Lichter von Ojai allmählich immer kleiner wurden. Ob er sie je wiedersehen würde?
    Was würde die Geheimnisvolle Schwarze Acht wohl dazu sagen? Keine besonders guten Aussichten .
    Ein Ping von seinem iPhone meldete eine neue Voicemail. Will schob sich die Kopfhörer in die Ohren und drückte auf PLAY.
    Dads Stimme, ruhig und beherrscht: »Wir machen uns wirklich Sorgen um dich, mein Junge. Es sieht dir gar nicht ähnlich, einfach so wegzulaufen. Aber du sollst wissen, dass wir dir nicht böse sind. Falls es um diese neue Schule geht, glaub mir, wir würden dich niemals zu so etwas zwingen. Dein Onkel Bill ist zwar auf ein Internat gegangen und für ihn war es eine tolle Erfahrung, aber es ist ganz allein deine Entscheidung. Lass uns einfach nur wissen, ob es dir gut geht. Das ist das Einzige, was zählt. Bevor du irgendetwas tust oder irgendwohin gehst, sprich bitte zuerst mit uns.«
    Dann war die Nachricht zu Ende. Will hatte keinen Onkel Bill. Er war unglaublich erleichtert: Dad war immer noch Dad. Und er sagte ihm: Hier ist es nicht sicher. Lauf weiter.
    »Will, soll ich das Radio einschalten?«
    »Nicht nötig, Nando.«
    »Hast du Hunger? Ich kann dir Wasser und Studentenfutter anbieten.«
    »Das wäre super.«
    Nando reichte ihm eine Tüte Studentenfutter mit getrockneten Beeren und Joghurt-Flakes und eine Flasche kaltes Wasser nach hinten. Will verschlang alles in wenigen Minuten. Dann leuchteten vor ihnen Bremslichter auf und der Verkehr geriet ins Stocken.
    »Hey, Will, die Highway Patrol scheint vor der Ausfahrt nach Santa Barbara eine Verkehrskontrolle durchzuziehen. Falls dich das irgendwie interessieren sollte …«
    Will beugte sich vor, um besser sehen zu können. Der Verkehr war inzwischen zum Erliegen gekommen. Zehn Autos trennten sie von den quer über die Straße gestellten Streifenwagen der kalifornischen Autobahnpolizei, die beide Spuren Richtung Süden blockierten.
    »Was sollen wir machen?«, fragte Will.
    »Wenn du deinen Flug noch kriegen willst, dürfen wir hier nicht lange rumstehen. Hinter dir auf dem Boden zwischen den Sitzen … siehst du die schwarze Schlaufe da unten?«
    »Ja.«
    »Zieh fest daran. Mit einem Ruck.«
    Will löste seinen Sicherheitsgurt und zog an der Schlaufe. Beim zweiten Versuch öffnete sich eine Klappe zu einem eingelassenen Stauraum, in dem zwei Koffer Platz fanden. Oder ein Mensch von mittlerer Größe.
    »Spring rein«, forderte Nando ihn auf.
    »Was?«
    Nando drehte sich um und betrachtete ihn gelassen. »Falls ich mich irre und die Cops nicht nach dir suchen, dann bleib einfach sitzen. Für mich ist das in Ordnung, so oder so.«
    Will sah Nandos festen, ruhigen Blick und dachte: Kann ich dir trauen?
    »Ja«, sagte Nando.
    »Was?«
    »Ja, du passt da rein. Ist bestimmt auch noch Platz für deine Tasche. Deine Handynummer?«
    Will sagte sie ihm. Dann stopfte er seine Reisetasche in die Vertiefung, die mit einem Stück Teppich ausgelegt war, ließ sich ebenfalls in den Stauraum hinab und schmiegte sich um die Tasche. Es war eng, aber er passte hinein.
    »Zieh die Strippe runter und halt dich daran fest«, instruierte Nando ihn. »Stell dein Handy auf Lautlos und setz die Knopfhörer ein. Ich ruf dich dann an.«
    Will zog die Klappe zu und verschwand in der Dunkelheit. Schwaches weißes Licht erhellte das Versteck, als er sein Telefon einschaltete, und er sah, dass er von schwarzem Metall umgeben war. Der Van fuhr an und direkt unter ihm knirschten die Reifen über den Asphalt. Wills Handy brummte. Er nahm das Gespräch an und hörte Nandos Stimme.
    »Noch vier Wagen vor uns. Entspann dich, wir machen das schon. Ich mach jetzt den Lautsprecher an.« Nando legte sein Telefon auf das Armaturenbrett und schaltete die Übertragung eines Spiels der Lakers ein.
    Alle zwanzig Sekunden bewegte sich der Van ein paar Meter weiter vorwärts. Will atmete