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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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war. Dieser stand an einer Parallelstraße, nur einen Steinwurf von der Autobahn entfernt und umgeben von langen Sattelzügen. Vor ihnen auf dem Tisch war ein wahres Festmahl aufgebaut: Türme von Pfannkuchen, so dick wie Taschenbücher, überzogen mit schmelzender Butter und heißem Sirup; ein Teller perfekt gebratener Eier und fetter, dicker Würstchen; Waffeln so groß, dass ein Kleinkind sie als Schneeschuhe benutzen konnte, üppig mit Blaubeeren bestreut; ein Berg knuspriger, brutzelnder Speckstreifen; Kannen mit frisch gepresstem Orangensaft und dazu starker schwarzer Kaffee.
    Will aß so gierig, als gäbe es kein Morgen. Jeder Bissen schmeckte besser als sämtliche Versionen dieser Speisen, die er je gegessen hatte – als sei Popski's der Ort, an dem man das beste Frühstück der Welt erfunden hatte, das seitdem von niemandem übertroffen worden war.
    »Dieser Laden ist unglaublich«, verkündete Will schließlich.
    »Das legendäre Popski's kennt hier jeder, der diese einsamen Straßen bereist«, meinte McBride.
    »Man sagt, ein Essen bei Popski's könne Tote zum Leben erwecken«, ergänzte Eloni und stieß dann einen erstaunlichen Rülpser aus, der alle zum Lachen brachte.
    Will versuchte, ihn zu übertreffen, was zu weiterem Gelächter führte. Als er seinen leeren Teller von sich schob, satt und zufrieden, fühlte er sich tatsächlich so, als sei er wieder halbwegs lebendig.
    Eloni bezahlte die Rechnung und McBride ging voran zum Wagen. Derart gestärkt machte Will die Kälte weniger aus, als sie nach draußen traten und im gleichen Augenblick die Sonne am Horizont im Osten aufging. Er hielt inne, um die karge Schönheit der ungewohnten Landschaft zu betrachten, eine flache, eintönige graubraune Ebene, die sich in alle Richtungen erstreckte, so weit das Auge reichte. Dagegen wirkte Ojai wie der Garten Eden.
    Seit dem letzten Sonnenaufgang waren erst vierundzwanzig Stunden vergangen, überlegte Will. Er war in seinem eigenen Zimmer gewesen, in dem kleinen Haus seiner Eltern, in einer weit entfernten Region dieses Landes – und in einem vollkommen anderen Leben, zumindest erschien es ihm so. Will konnte nicht verhindern, dass sich der Verlust und die Trauer in seinen Augen zeigten.
    »Nicht gerade ein leichter Tag für dich, nehme ich an«, meinte McBride. »Können wir noch irgendetwas für dich tun?«
    »Wo sind wir gerade?«, erkundigte sich Will, um das Thema zu wechseln.
    »Im Norden von Illinois«, antwortete McBride. »Bald werden wir Wisconsin erreicht haben. Es ist immer gut zu wissen, wo man sich befindet, nicht wahr?«
    Will dachte darüber nach. »Das Leben ist schön«, murmelte er.
    Wenige Minuten später waren sie wieder auf der Autobahn und fuhren in Richtung Nordwesten.
    »Unterrichten Sie am Center, Mr McBride?«
    »Seit dreißig Jahren. Amerikanische Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Mein Spezialgebiet ist Ralph Waldo Emerson. Du bist Sportler, habe ich gehört?«
    »Crosslauf.«
    »Fantastisch. Das gibt dir die nötige Ausdauer für jeden anderen Sport. Wir ermutigen unsere Schüler, so viele Sportarten wie möglich zu betreiben.«
    »Ich weiß gar nicht, was mich erwartet. Das alles kam so plötzlich.«
    »Ja, davon habe ich gehört. Aber wie auch immer die Umstände sein mögen, erlaube mir, dir einen Rat zu geben: Heute ist ein neuer Tag und du musst das Beste daraus machen.«
    »Das könnte von meinem Dad sein.«
    »Ich nehme an, dass ich das als etwas Positives werten kann«, meinte McBride.
    Will versuchte erst gar nicht, die Trauer in seinen Augen zu verbergen, bevor er den Blick abwandte.
    McBride schaute Will weiterhin unbeirrt und freundlich an. »Ich weiß, wie schwer es sein kann, von zu Hause fortzumüssen: Ich war vierzehn, als ich ins Internat kam. Allein der Gedanke erfüllte mich mit Unsicherheit und Angst vor dem Unbekannten«, erzählte er. »Es mag seltsam klingen, aber falls es dir gelingt, wehre dich nicht gegen diese Gefühle, Will. Lass sie zu. Sie gehören zu dir. Sie sind ein Teil von dir und dienen dazu, dir etwas von dem beizubringen, was du lernen sollst.«
    »Und das wäre?«
    »Diese Frage kannst nur du beantworten. Und vermutlich auch erst nach einiger Zeit.«
    Schweigend fuhren sie weiter. Die Landschaft veränderte sich, als sie von der Autobahn auf eine kleinere, zweispurige Schnellstraße wechselten, die sich durch sanft gewellte, mit Laubwäldern bedeckte Hügel schlängelte.
    Wills Gedanken wanderten zurück zu den Ereignissen im Flugzeug

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