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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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begegnen.«
    Will starrte ihn verblüfft an.
    »Das mag sich nach einer schlaflosen Nacht im Flugzeug ein bisschen undurchsichtig anhören.«
    »Ich habe Sie schon verstanden«, erklärte Will. »Nur höre ich nicht mehr viele so reden.«
    »Aber Will, viele Leute an der Westküste sprechen sehr gutes Englisch.«
    »Ja, aber sie würden eher sagen: ›Nachtflüge sind zum Kotzen, Alter.‹«
    McBride lachte zustimmend. Draußen war es noch immer dunkel. Eisige Kälte schlug Will entgegen und drang durch seine dünne Kleidung, als sei sie gar nicht vorhanden. Er atmete tief ein und hatte das Gefühl, seine Nasenlöcher würden zufrieren.
    »Ein früher Kälteeinbruch hat uns im Griff«, meinte McBride. »So etwas dürftest du aus Kalifornien wahrscheinlich auch nicht kennen.«
    »Ist es hier immer so?«
    »Aber nein. Die kommenden fünf Monate wird es für gewöhnlich noch viel schlimmer.«
    »Und wie kalt ist es jetzt?«
    »Als wir heute Morgen losfuhren, waren es milde minus elf Grad Celsius.«
    »Minus elf?«, hakte Will ungläubig nach.
    »Du musst schnell gehen, dann zirkuliert das Blut besser.«
    Will war wie gelähmt. Er hatte noch nie Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erlebt und konnte kaum die Lippen bewegen. »Entschuldigung, aber gibt es tatsächlich Menschen, die in einem solchen Klima leben?«
    »Ich werde jetzt der Erste, aber mit Sicherheit nicht der Letzte sein, der eine meiner liebsten Fehlinformationen über den Winter im Mittleren Westen zitiert: Er stärkt den Charakter. Dummes Zeug! Aber da der Mensch anpassungsfähig ist, wirst du dich mit erstaunlicher Geschwindigkeit akklimatisieren.«
    Ein blauer Ford Flex stand am Straßenrand, auf der Tür das Wappen des Centers. Ein riesiger Mann in Pelzmantel und passender Kappe öffnete die Heckklappe und kam dann wie ein Haus auf Rädern auf sie zu. Er schenkte Will ein herzliches, unwiderstehliches Lächeln. Seine breite, flache Nase schien die Hälfte seines Gesichts einzunehmen. Mühelos nahm er Wills Tasche ab und beförderte sie schwungvoll in den Kofferraum.
    »Das ist Eloni, Will«, stellte McBride den Hünen vor.
    »Schön, Sie kennenzulernen«, sagte Will.
    Eloni lächelte breit und umfing Wills Hand mit beiden Pranken, sodass Will das Gefühl hatte, sie steckte im größten Baseballhandschuh der Welt. Zum Glück drückte der Mann nicht zu, denn sonst hätte er Wills Knochen garantiert zu Brei zerquetscht. »Oh Mann, Ihre Hand ist ja ein Eisklumpen. Ich habe die Heizung angemacht. Steigen Sie ein, bevor Sie erfrieren. Sind wohl noch nie solcher Kälte ausgesetzt gewesen, was?«
    »Nicht mal annähernd.«
    Eloni gluckste – ein Rumpeln tief in seiner Brust. Für einen so massigen Mann bewegte er sich erstaunlich flink, öffnete die hintere Tür und bedeutete Will einzusteigen. »Ich weiß, wie Sie sich fühlen, Mr West«, versicherte er.
    »Eloni stammt aus Amerikanisch-Samoa«, erläuterte McBride.
    »Bevor ich herkam, hatte ich nur einmal Schnee gesehen – in einer Schneekugel«, sagte Eloni.
    Schnell sprang Will in den mollig warmen SUV. Der Sitz war weich und beheizt. Er drückte sich hinein und versuchte, nicht mehr zu zittern. Eloni setzte sich hinter das Lenkrad und McBride kletterte zu Will auf den Rücksitz.
    »Es ist gleich sechs Uhr fünfzehn, Will. Die Fahrt dauert zweieinhalb Stunden. Ich dachte, wir frühstücken unterwegs. Eloni, ein Stopp bei Popski's wäre jetzt nicht verkehrt.« McBride hatte die sympathische Angewohnheit, beim Reden die Hände aneinanderzureiben und dann ein Mal zu klatschen, um das Gesagte zu unterstreichen, als erwarte er ständig eine Verbesserung der Umstände.
    »Auf zu Popski's, Sir.« Eloni lenkte den Wagen in den Strom des frühmorgendlichen Verkehrs. Hier drinnen fühlte Will sich so behaglich, sicher und ruhig wie in einem Banktresor. Als der beheizte Sitz allmählich das Gefühl in seinen Körper zurückkehren ließ, verschwanden auch seine Sorgen. McBrides liebenswürdige Gastfreundschaft vermittelte ihm die gleiche Sicherheit bedingungsloser Unterstützung, die auch Dr. Robbins ihm entgegengebracht hatte.
    Und das verhieß Gutes für den Ort, zu dem sie jetzt unterwegs waren, dachte Will. Bisher bereute er seine Entscheidung jedenfalls nicht.
    Nr. 19: WENN ALLES SCHIEFLÄUFT, BETRACHTE DIE KATASTROPHE ALS MÖGLICHKEIT AUFZUWACHEN.
    Eine halbe Stunde später saßen sie auf bequemen roten Lederbänken in einer Nische am Fenster bei Popski's, einem Café, das in einem Eisenbahnwaggon untergebracht

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