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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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seinen Schreibtisch zu, ohne sich anmerken zu lassen, ob er die Spannung zwischen ihnen bemerkt hatte. »Hast du deine Eltern erreicht?«, erkundigte er sich.
    »Ja, danke. Es geht ihnen gut und sie waren wirklich froh zu erfahren, dass ich heil hier angekommen bin.«
    »Das ist die Aufgabe aller Eltern, Will: sich Sorgen um ihre Kinder zu machen. Das wird sich nie ändern.« Rourke wandte sich einem Notizblock auf seinem Schreibtisch zu, schrieb schnell etwas auf einen Zettel, riss ihn ab und reichte ihn Robbins. Sie las die Mitteilung mit ausdrucksloser Miene, während der Schulleiter Will eine Hand auf die Schulter legte und ihn zu einer Tür am gegenüberliegenden Ende seines Büros führte. »So, Will, jetzt musst du dir eine verkürzte Version der Ansprache des Direktors anhören – ich halte sie jedes Jahr zur Begrüßung unserer neuen Schüler.«
    Sie gingen durch die Tür und betraten einen langen, schmalen Korridor mit Fenstern zu beiden Seiten, die vom Boden bis zur Decke reichten. Kalte Windböen pfiffen durch offene Oberlichter herein. Der Gang ragte im rechten Winkel aus der Rückseite von Stone House heraus, in Richtung des Campus im Westen, den Will über die Kammlinie hinweg in der Ferne sehen konnte.
    »Das war der letzte Anbau, den Thomas Greenwood an Stone House vorgenommen hat«, erklärte Rourke. »Ein Observationsdeck, das das Haus mit dem Center verbindet. Er wollte jedem, der hierherkommt, einen besonderen Sinneseindruck verschaffen. Man sollte das Gefühl haben, nicht nur grenzenlos im Raum, sondern auch in der Zeit zu schweben. Deshalb nannte er diesen Anbau ›Infinity Room‹ – Raum der Unendlichkeit.«
    Der Fußboden bebte bei jedem Schritt. Will erschauderte, als ihm klar wurde, dass sie über dicke Glasscheiben gingen, die den Boden bildeten. Er konnte direkt auf den Parkplatz dreißig Meter weiter unten schauen; die Autos, die dort standen, wirkten wie Spielzeug. Irgendwo mussten Streben sein, die das Ganze mit dem Rest des Gebäudes verbanden, aber er konnte keine entdecken. Der Infinity Room schien tatsächlich in der Luft zu schweben. Will hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten, und schlingerte wie ein Kreisel.
    »Dr. Greenwood vertrat die unorthodoxe Ansicht, ein Besuch hier oben würde den Schülern als wichtige Erinnerung dienen, sich der Realität der Gegenwart stets bewusst zu sein. Denn wir haben nichts außer dem jetzigen Moment.«
    Dad hätte es nicht besser sagen können. Eigentlich hatte er es genau so gesagt, und zwar in Regel Nr. 6.
    »Warum?«, fragte Will.
    »Er glaubte, dass Erfahrungen, die intensives Gewahrsein bewirken, das Selbst auf eine höhere Bewusstseinsebene einstellen, wie ein Signalverstärker für die Seele. Und eine der effektivsten Möglichkeiten zur Herstellung dieses Zustands ist die Wahrnehmung von Gefahr – im Gegensatz zur Realität von Gefahr. Deine jüngsten Erfahrungen haben dir möglicherweise einen Eindruck davon vermittelt.«
    Vielleicht ist das mein Problem. Gefahr hat mein Gehirn lahmgelegt.
    Will hatte das Gefühl, als würden sich seine Augen in den Höhlen drehen. Seine Hände waren feucht vor Schweiß. Er wusste nicht, was mit ihm los war. Bis jetzt hatte ihm Höhe nie etwas ausgemacht, aber dieser unheimliche Ort hier sorgte dafür, dass er am liebsten auf Händen und Knien wieder zurück zur Tür gekrochen wäre. Er hob den Kopf, um nicht nach unten schauen zu müssen. Der Gang endete weiter vorn in einem Raum, der in gleißendes Licht getaucht war.
    »Tom Greenwood gründete das Center vor hundert Jahren, um die zukünftigen Führer unseres Landes miteinander, aber vor allem mit sich selbst bekannt zu machen. Oder, um Greenwood zu zitieren, ›mit ihrem zukünftigen Selbst‹. Denk einmal darüber nach.«
    Will nickte, als verstünde er – was absolut nicht der Fall war –, und bewegte sich wie ein Roboter vorwärts, mit jedem Schritt wackliger auf den Beinen. Er sah, dass es sich bei dem Raum am Ende des Ganges um ein rundes Observatorium handelte, das um ein großes, aufwendiges Messingteleskop herum gebaut war.
    »Die Welt verändert sich ständig, Will. Aber im Augenblick tut sie dies in einem Tempo, das fast unser Begriffsvermögen übersteigt. Jede Generation wird vor größere Herausforderungen gestellt und hat zunehmend mehr Verantwortung. Wenn die menschliche Rasse überleben will, können wir uns nicht einfach so weiterentwickeln. Wir müssen uns schnell genug entwickeln, um diesen Veränderungen stets voraus zu

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