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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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sein.«
    Am Ende des Ganges blieben sie stehen. Der Raum der Sternwarte öffnete sich vor ihnen wie eine Kugel, die am Ende eines Stocks befestigt war. Die Wände, die Decke und der gesamte Boden unter dem Teleskop bestanden aus transparenten Glasbausteinen.
    Rourke trat auf den fast unsichtbaren Boden. »Kannst du mir so weit folgen, Will?«
    Adrenalin strömte durch Wills Innerstes. Die Augen auf Rourke geheftet, betrat er den Raum. Es kam ihm vor, als taumelte er durch die Luft. Endlich erreichte er das antike Teleskop und versuchte, sich zu beruhigen, indem er sich auf die beeindruckende Handwerkskunst konzentrierte. Er hätte alles getan, nur um zu verhindern, dass sein Kopf explodierte.
    »Ganz gleich, wo du dich auf der Erde umschaust: Fünfzig Prozent der Menschen liegen unter dem Durchschnitt. Der Rest befindet sich größtenteils nur geringfügig über dem Durchschnitt. Ich sage nicht, dass irgendetwas dagegen spricht, durchschnittlich zu sein, denn das ist vollkommen in Ordnung. Aber als Mathematiker kann ich dir versichern, dass diese Zahlen nicht lügen. Außerordentliche Menschen sind definitionsgemäß außerordentlich selten. Aus der Menschheitsgeschichte wissen wir auch, dass jede Neuerung oder Anpassung, die es uns als Spezies ermöglicht hat, einen Entwicklungssprung zu machen, auf weniger als ein Tausendstel von einem Prozent all jener Menschen zurückgeht, die zum fraglichen Zeitpunkt gelebt haben.«
    Will hatte das Gefühl, er würde jeden Moment durchdrehen und sich dermaßen danebenbenehmen, dass er ausgerechnet auf den Mann den schlimmsten Eindruck machen würde, auf dessen Wohlwollen er im Augenblick am stärksten angewiesen war. Er beugte sich vor und schaute durch das mit Messing eingefasste Okular. Da er erwartete, einen Ausschnitt des trüben Himmels zu betrachten, konnte er das, was er dann sah, zuerst nicht identifizieren: Verschwommene Kugeln und verschmierte Farbkleckse schwammen vor seinen Augen, wie ein Tropfen Wasser mit Mikroben auf einem Objektträger, den man durch ein Mikroskop betrachtet.
    Dann begriff er: Das Teleskop war auf den Platz in der Mitte des Campus einige Hundert Meter entfernt gerichtet. Er sah die vergrößerten Gesichter von Schülern, als seien sie nur wenige Schritte entfernt, einmal scharf, einmal unscharf, wie in einem Kaleidoskop.
    »Und in diesem Augenblick, da die Anforderungen des Überlebens immer größer werden, ist es so wichtig wie nie, jenen winzigen Prozentsatz einer Generation ausfindig zu machen, der in der Lage ist, den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, und diese Menschen auszubilden und vorzubereiten.«
    Er kann unmöglich von mir sprechen. Das hier ist ein total abgedrehter kosmischer Witz. Ich bin nicht dafür geeignet, den Planeten zu retten. Ich konnte ja nicht einmal meine Eltern retten .
    »Wenn du dich also umschaust, Will … und versuchst, dir vorzustellen, dass du mit dem Rest der Schüler in unserem Auditorium sitzt …«
    »Okay.«
    »Alle diese jungen Männer und Frauen besitzen wie du das Talent und das Potenzial, außerordentlich zu werden. Ungewöhnliche Menschen, die eines Tages ungewöhnliche Dinge tun werden. Und wenn wir unseren Job ordentlich erledigen, werdet ihr, wenn ihr von hier in die Welt hinausgeht, bereit sein, dieses Potenzial zu realisieren.«
    Einen winzigen Moment lang sah Will sein eigenes Gesicht in der Menge. Er justierte das Okular und versuchte verzweifelt, sich selbst wiederzufinden. Stattdessen sah er etwas Unglaubliches: Jedes Gesicht in der Menge war seines . Will schloss die Augen und hielt sich fest.
    »Bis dahin findet neue Freunde. Tretet mit anderen in Verbindung. Lernt voneinander und füreinander . Denn eines Tages – viel früher, als euch klar ist – wird dies eure Welt sein. Dann ist für eure Generation der Zeitpunkt gekommen, das Ruder zu übernehmen und den Kurs zu bestimmen. Aber noch nicht. Bis es so weit ist, genießt diesen Teil eurer Reise. Freundet euch mit euren Hoffnungen und Träumen genauso an wie miteinander.« Der Direktor holte eine alte Holzpfeife hervor, füllte sie aus einem abgenutzten Lederbeutel mit Tabak und zündete sie mit einem Streichholz an, das er am Teleskop anriss. »Viel Glück und Erfolg, geht in Frieden und so weiter und so fort. Und damit ist meine Begrüßungsansprache beendet«, erklärte Rourke, während er die Pfeife anrauchte. »So schlimm war es doch gar nicht, oder?«
    »Nein, Sir.«
    Der Schwefelgeruch des Streichholzes und der

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