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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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wollen.«
    Alle schienen darauf zu warten, dass Brooke die Entscheidung traf. Es dauerte einen Augenblick, bis sie nüchtern sagte: »Wir hatten letztes Jahr noch einen Mitbewohner. Er ist gestorben.«
    Will ließ diese Information auf sich wirken.
    Nr. 10: REAGIERE NICHT EINFACH NUR AUF EINE SITUATION, DIE DICH ÜBERRASCHT. GEH DARAUF EIN.
    Elise wandte sich ab, ihr Gesicht war aschfahl. Das war es also, was sie so bestürzt hatte.
    »In der Schule?«, fragte Will.
    »Nein«, erklärte Brooke. »Während der Sommerferien, als er nicht hier war.«
    »Als wir alle nicht hier waren«, ergänzte Nick.
    »Und davor hat er in meinem Zimmer gewohnt«, schloss Will. Er kannte die Antwort bereits.
    »Ja«, bestätigte Brooke. »Und wie gesagt: Es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Es hatte mit keinem von uns etwas zu tun«, fügte Ajay hinzu.
    »Was ist mit ihm passiert?«
    »Das ist es ja gerade …«, sagte Nick.
    »Was?«, hakte Will nach.
    »Keiner weiß es«, erläuterte Elise. »Lass die Rechnung kommen, Nick. Wir verschwinden von hier.« Elise wusste, wie man ein Gespräch beendete.
    Die Stimmung auf dem Rückweg nach Greenwood Hall war wesentlich gedämpfter als auf dem Weg zum Rathskeller. Kaum in der Wohnung angekommen, wünschten die anderen Will schnell eine gute Nacht und verschwanden in ihre Zimmer. Will holte sich eine Flasche Wasser aus der Küche und blieb noch ein Weilchen in dem großen Gemeinschaftsraum. Auf einem Regal in der Nähe des Kamins entdeckte er ein Jahrbuch des Centers: die Ausgabe des letzten Schuljahres. Er nahm sie mit in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und verriegelte sie. Er war wieder allein, dieses Mal für die ganze Nacht.
    Im Zimmer des toten Jungen .
    Das Zimmer hatte leer gestanden, bis man mit Sicherheit wusste, dass er nicht zurückkommen würde. Waren die Möbel ausgetauscht worden? Hatte der Junge auf derselben Matratze geschlafen? In diesen schwarzen Telefonhörer gesprochen? Auf diesem Stuhl gesessen, an diesem Schreibtisch gelernt? Will schob den Tisch ein wenig nach rechts. Der Holzboden unter den vorderen Beinen schimmerte dunkler. Vermutlich war es derselbe Schreibtisch, den auch der Junge benutzt hatte.
    Sein Name war Ronnie Murso. So viel hatte Will immerhin aus Ajay herausbekommen, bevor sie sich für die Nacht in ihre Zimmer zurückgezogen hatten. Die fünf – Brooke, Ajay, Nick, Elise und Ronnie – hatten das erste Jahr zusammen in Wohnung 4-3 von Greenwood Hall verbracht. Ein bedeutungsvolles Jahr, ihr erstes Jahr weg von Zuhause, voller Aufregung und Veränderungen. Will schlug die Seiten der Neuzugänge im Jahrbuch auf. Er fand die Fotos von allen – die üblichen lächelnden, ahnungslosen Gesichter. Bis auf Elise, die mit einer Unerschrockenheit in die Kamera schaute, als kenne sie die intimsten Geheimnisse des Fotografen.
    Dann entdeckte Will Ronnie Murso. Er hatte ein langes, schmales Gesicht mit zarter Kinnpartie und strohblonde Haare. Sein schmallippiges Lächeln wirkte angespannt und ein wenig gezwungen. Die intelligenten haselnussbraunen Augen verrieten Verletzlichkeit. Er sah sensibel und eindeutig schüchtern aus. Wahrscheinlich ein Emo, eher von der dürren Sorte. Unter jedem Foto befand sich ein kleiner Text, den die Schüler über sich selbst geschrieben hatten. Unter Ronnies Bild stand:
    Umarme das Paradox. Suche nach Mustern.
    Beethoven hat den Schlüssel, aber er weiß es noch nicht.
    Im Inneren deines Shangri-Las könnten sich die Tore der Hölle verbergen.
    Seltsam. Das war schon das zweite Mal seit seiner Abreise, dass er dem Wort Shangri-La begegnete. Und hatte sein Dad in seiner letzten Nachricht nicht den gleichen Ausdruck benutzt: »die Tore der Hölle«? Und was Ronnies Aufforderung betraf: Wie viele Erwähnungen innerhalb kurzer Zeit ergaben ein Muster?
    Nr. 26: EINMAL IST EINE BESONDERHEIT. ZWEIMAL IST EIN ZUFALL. DREIMAL IST EIN MUSTER. UND WIE WIR JA WISSEN …
    Es gibt keine Zufälle .
    Die Matratze brummte und riss ihn aus seinen Gedanken. Nandos Handy. Will holte es hervor, ging damit ins Bad und schloss die Tür.
    »Sie sind am Oxnard Airport, Mann«, berichtete Nando, als Will den Anruf annahm. »Sie sind direkt von eurem Haus hierher und auf die Landebahn gefahren. Jetzt beladen sie ein Privatflugzeug mit den Sachen aus dem Haus.«
    »Wo bist du?«, fragte Will.
    »Ich stehe mit dem Wagen auf der anderen Straßenseite und beobachte alles durch den Zaun. Es ist eine zweimotorige Maschine … für sieben oder acht

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