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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Schreibtischs hinauf und dann auf den Bildschirm von Wills Tablet. Mit den Vorderbeinen befühlte sie die Seiten des Computers, bis sich in dem schwarzen nahtlosen Metall ein Port öffnete. Die Wanze zwängte sich hinein und verschwand.
    Kurz darauf schaltete sich der Computer ein. Auf der Rückseite wurden Stützen ausgeklappt, die das Gerät langsam anhoben. Der geheimnisvolle schwarze Bildschirm erwachte schimmernd zum Leben. Fast unmerklich bewegten sich die Stützen so lange, bis der Monitor zum Bett ausgerichtet war.
    Und dann beobachtete er den schlafenden Will.

 
     
     
    Es gab keinen Zweifel: Das war der Junge, den ich im Traum gesehen hatte. Ich erkannte ihn sofort. Erkannte er mich auch? Ich konnte es nicht sagen. Aber ich wusste, dass er Geheimnisse hatte, vielleicht noch mehr als ich.
    Schon bald würde er anfangen, Fragen zu stellen. Keine Ahnung, wie sich das entwickeln würde. Eines wusste ich jedoch mit Sicherheit: Fragen konnten noch gefährlicher sein als Geheimnisse .

AKADEMISCHE BÜRGER
    Das schwarze Retro-Telefon auf Wills Schreibtisch klingelte mit einem wohltönenden, aber nachdrücklichen Bimmeln. Schlaftrunken stand Will auf und nahm ab. »Hallo?«, murmelte er.
    »Guten Morgen, Mr West. Es ist sieben Uhr morgens und wir haben heute Donnerstag, den neunten November. Willkommen an Ihrem ersten Tag am Center.« Eine weibliche Stimme, angenehm, gut gelaunt und freundlich. Die gepressten und harten Vokale des nördlichen Mittelwestens.
    »Danke. Wer spricht da?« Will versuchte, das Telefon ans Bett zu ziehen, aber die schwere, mit Stoff umwickelte Schnur reichte nur wenige Zentimeter weit und gab nicht nach, als er daran zerrte.
    »Dr. Robbins hat uns gebeten, Sie heute Morgen telefonisch zu wecken. Und Sie daran zu erinnern, Mr West, dass Sie um Punkt neun Uhr mit ihr …«
    »Ich weiß, ich weiß …«
    »… in Nordby Hall verabredet sind. Das ist das Hauptverwaltungsgebäude. Zimmer 241. Möchten Sie eine Wegbeschreibung oder vielleicht eine Karte?«
    »Nein, danke, ich weiß, wo das ist.«
    »Wunderbar! Es wird ein wirklich schöner Tag heute. Sonnig, ein leichter Wind und ein Hoch mit Temperaturen von bis zu vier Grad Celsius …«
    »Wow. Eine Hitzewelle.«
    »Oh ja, das kann man wohl sagen. Sehr angenehm. Aber Sie wissen ja: Kälte stärkt den Charakter. Also genießen Sie ruhig die frische Luft.«
    »Wie heißen Sie?«, erkundigte Will sich erneut.
    »Ich bin nur eine der Angestellten in der Telefonzentrale, Mr West. Sind Sie jetzt auch wirklich wach? Diese Zeitverschiebung kann eine echte Belastung sein …«
    »Ich schwöre, dass ich wach bin.«
    »Ausgezeichnet. In der Mensa gibt es Frühstück, falls Sie vor dem Treffen etwas essen wollen. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag, Mr West.« Die Frau von der Zentrale, wer auch immer sie war, beendete das Gespräch.
    Will hörte nur noch eine Art Fahrstuhlmusik. Nachdem er aufgelegt hatte, sah er sich das Telefon zum ersten Mal richtig an. Er hob es hoch und stellte fest, dass es unglaublich schwer war, es musste mindestens zwei Pfund wiegen. Und er konnte weder Nähte noch Schrauben finden, als sei der Apparat aus einem Guss gefertigt. Das Ding besaß auch keine Nummerntasten, nur einen großen runden Knopf aus glänzender weißer Emaille mit einem schwarzen großen C in der Mitte. Erneut nahm er den Hörer ab und drückte auf den Knopf mit diesem großen C .
    Sofort antwortete eine weibliche Stimme: »Guten Morgen, Mr West. Was kann ich für Sie tun?«
    Wenn das nicht dieselbe Frau war wie vorhin, hörte sie sich zumindest genau so an wie sie. Will legte wortlos wieder auf. Anschließend duschte er kurz und zog dann seine neue Schulkleidung an: blaues, langärmliges Polohemd, graue Baumwollhose und Winterstiefel. Er befestigte den schwarzen Pager an seinem Gürtel und steckte Daves Sonnenbrille ein, bevor er sich in dem großen Spiegel an der Innenseite der Schranktür betrachtete. Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn; er sah aus wie einer der Jugendlichen aus der Schulbroschüre.
    Das bin ich. Ich bin jetzt ein Schüler des Centers.
    »Das Leben ist schön«, murmelte er.
    Ajay saß im Gemeinschaftsraum, als Will aus der Tür trat, und bot an, ihn zum Frühstück zu begleiten. Zusammen verließen sie die Wohnung. Die Frau von der Telefonzentrale hatte recht gehabt: Es war bei Weitem nicht mehr so kalt wie gestern. Dieses Mal dauerte es ganze drei Minuten, bis Will das Gefühl hatte, sein Gesicht sei bis auf den

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