Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
Westküstenkräfte reinstes Kryptonit ist …«
Will wandte sich an Elise. »Bist du etwa auch Celtics-Fan?«
»Auf keinen Fall, Mann«, sagte Nick. »Sie ist aus Seattle. Als ob die jemals auch nur in die Nähe irgendeiner Meisterschaft gekommen wären – außer vielleicht bei einer Meisterschaft in chronischer Depression.«
»Der richtige Terminus lautet ›Seasonal Affective Disorder‹, jahreszeitlich bedingte Depression«, korrigierte Elise.
»SAD, traurig«, ergänzte Will.
»Ja, das ist es«, stimmte Nick zu. »Ich will dir sagen, wie es bei uns läuft, Alter. Unser Hausdrachen hier, Miss Elise Moreau, gibt den Ton an.« Er ging zu Elise, die den Kopf schüttelte, während sie sich die Schuhe zuband, und massierte ihr die Schultern.
»Mit jeder Minute, die du ihm zuhörst, sinkt dein IQ um einen Punkt.«
»Elise, erklär Will doch mal, was du für eine bist«, bat Nick.
»Nein.«
»Komm schon, du weißt doch, dass ich nur wieder alles durcheinanderbringe …«
»Nick: Nein ist ein vollständiger Satz«, sagte Elise entschieden.
»Stimmt«, gab Nick zu. »Elise ist eine verrückte Zigeunerin und Wahrsagerin. Sie hat diese unheimlichen geistigen Ninja-Kräfte. Wenn sie dich einmal in ihren Fängen hat und in deine Seele schaut, gibt es kein Entkommen mehr, jeder Widerstand ist zwecklos.«
Will konnte sich nicht vorstellen, wieso überhaupt jemand Widerstand leisten wollte . Elise sah ihn aufmerksam an, als habe sie gehört, was er dachte. Erschrocken schaute er weg.
»Und stell dir mal vor, wie es erst für sie sein muss, Alter. Zu wissen, dass sie die Macht hat, in die verborgensten und dunkelsten Tiefen der Seele zu schauen und Dinge zu sehen, die sich die Leute nicht einmal selbst eingestehen.«
Glaubt Brooke etwa deshalb, Elise und ich hätten etwas miteinander gemein?
Elise holte aus und ließ ihren Hockeyschläger gegen Nicks Schienbein krachen.
»Au! Habe ich das wirklich gesagt? Nein, was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass sie so harmlos ist wie eine Cheerleaderin mit einem Hello-Kitty-Bildschirmschoner …«
»Darf ich bitte noch mal?«, unterbrach Elise ihn und holte erneut aus.
Nick sprang zur Seite und Elise drehte sich zu Will um. Der wich ihren großen grünen Augen aus; im Augenblick verbarg niemand mehr Geheimnisse in seiner Seele als er. Ihm wurde auch klar, dass er mit der falschen Person gesprochen hatte, was praktische Antworten betraf. »Sollte ich Lyles Verhaltensregeln also wirklich lesen?«, fragte er Elise.
»Ja.«
»Oh nein, wirklich?«, stöhnte Nick.
»Sei nicht so dämlich, Nick. Nur, weil du sie nie gelesen hast … Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.«
Nick ließ sich auf die Couch fallen, rieb sich das Schienbein und blätterte sein Exemplar durch. »Wahrscheinlich hat sie recht, Alter«, meinte er seufzend. »Es ist nur so: Sobald ich es aufschlage und zu lesen anfange …« Nick schloss die Augen, ließ den Kopf nach hinten fallen und begann laut zu schnarchen.
Erneut schüttelte Elise den Kopf, wirbelte ihren Schläger durch die Luft und ging zur Tür. Sie drehte sich noch einmal zu Will um und sagte eindringlich: »Lies die Regeln. Hast du inzwischen dein Tablet bekommen?«
Gott, ihre Augen sind wirklich beunruhigend. »Hab es eben auf meinem Schreibtisch entdeckt.«
»Hast du das Lernprogramm schon absolviert?«
»Nein, noch nicht …«
»Tu es.«
»O-kay.«
Elise verließ die Wohnung. Nick blieb ausgestreckt auf dem Sofa liegen und tat so, als schlafe er.
»Ich werde mal fertig … auspacken«, verkündete Will.
Mit geschlossenen Augen schleuderte Nick seine Ausgabe der Verhaltensregeln wie ein Frisbee durch den Raum. Sie flog über das Schutzgitter des Kamins direkt ins Feuer, begann zu qualmen und brannte dann lichterloh. Nick winkte Will zu, die Augen noch immer geschlossen, verschränkte die Arme vor der Brust und machte dann tatsächlich ein Nickerchen.
Will schloss die Tür zu seinem Zimmer auf und nahm das Sweatshirt von dem Tablet. Das Symbol des Posteingangs blinkte; darunter stand folgende Frage: MÖCHTEN SIE »NANDO« IN IHRE EXTERNE ADRESSLISTE AUFNEHMEN?
»Ja. E-Mail öffnen.«
DIE ADRESSE WURDE IN IHRE LISTE AUFGENOMMEN.
Nandos Nachricht öffnete sich. »HIER, WIE VERSPROCHEN.« Auf dem Bildschirm wurden drei Fotos hochgeladen. Will sah zu, wie sie sich aufbauten. Das erste war aus Nandos Auto im Vorbeifahren aufgenommen: drei schwarze Wagen vor ihrem Haus. Das zweite zeigte drei Männer mit schwarzen Kappen, die Kartons in
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