Palast der Liebe
konnte kaum mit ihm Schritt halten. Sie liefen im Zickzack durch enge Gässchen, um die Buden der Straßenverkäufer herum, und mehr als einmal wären sie beinahe mit anderen Passanten zusammengeprallt.
„Derek, was soll das?“ fragte Caren atemlos.
„Bitte beeil dich, Caren. Wir müssen hier weg.“
Als sie ihre Motorräder erreicht hatten, stülpte er ihr unsanft den Sturzhelm über den Kopf.
„Los, mach schon!“
Er sprang auf seine Maschine und ließ den Motor an. Gehorsam tat Caren es ihm gleich. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, worum es ging. Die große Strohtasche über die Schulter gehängt, versuchte sie ein paar Mal vergeblich, das Motorrad anzulassen. Endlich heulte die Maschine auf. Als Derek sah, dass Caren startbereit war, fuhr er los, ohne sich noch einmal nach ihr umzuschauen.
In einem halsbrecherischen Tempo rasten sie durch die engen Straßen. Caren stand Todesängste aus. Auf der linken Straßenseite mit einem Fahrzeug, das sie kaum kannte, durch das Gewirr von Gassen zu steuern, war mörderisch. An einer Ecke zog Derek so heftig die Bremse, dass er mit seiner Maschine ins Schleudern kam. Fluchend deutete er in eine der Gassen.
„Hier entlang!“ rief er.
Caren sah gerade noch, wie der beleibte Mann, der ihr vorhin aufgefallen war, auf sie zueilte.
Mit dem Mut der Verzweiflung folgte sie Derek. Den Blick starr auf das rote Rücklicht seines Motorrads gerichtet, wagte sie nicht, nach rechts oder links zu schauen, wo die Häuserwände an ihnen vorbeiflogen.
Dann waren sie endlich in einem Außenbezirk des Ortes angelangt. Doch immer noch nicht verminderte Derek sein Tempo. Obwohl niemand sie verfolgte, raste er weiter. Caren zitterte inzwischen vor Angst. Derek war ihr unheimlich geworden. Die ganze Fahrt war ein Albtraum.
Als plötzlich ein Hahn aus einem der Vorgärten aufflog und auf die Straße flatterte, verlor sie vor Schreck die Gewalt über das Fahrzeug. Beim Versuch, dem Tier auszuweichen, geriet sie mit dem Vorderreifen an die Bordsteinkante. Zum Glück gelang es ihr noch rechtzeitig zu bremsen, sonst wäre sie mit voller Wucht gegen die Wand einer stillgelegten Tankstelle geprallt.
Mit zitternden Fingern stellte sie ihr Motorrad ab und kletterte vom Sattel. Erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand. Sie bekam kaum noch Luft. Dann hörte sie, wie Derek bremste und zu ihr zurückfuhr. Doch sie blickte erst auf, als sie seine Hände auf ihrer Schulter spürte.
„Caren, ist alles in Ordnung?“ fragte Derek besorgt.
Sie blitzte ihn wütend an. „Du wirst mir auf der Stelle erklären, was das alles zu bedeuten hat.“ Zornig stampfte sie mit dem Fuß auf und riss sich den Sturzhelm vom Kopf. In reizvoller Unordnung fiel ihr das Haar über die Schultern. „Vor wem bist du davongefahren und warum? Wer war der Mann?“ Mit dem Zeigefinger deutete sie auf seine Nasenspitze. „Und erzähl mir nicht, du hättest keine Ahnung, wer er ist. Ich habe ihn nämlich zwei Mal gesehen.“
„Du hast allen Grund, wütend auf mich zu sein.“ „Oh ja, das habe ich.“
„Und ich finde dich ganz bezaubernd, wenn du so zornig bist.“ Er hob die Hand und strich ihr über die Wange. Doch das brachte sie nur noch mehr in Rage.
Ärgerlich stieß sie seine Hand weg. „Ich erwarte eine Erklärung von dir. Was war der Grund für diese mörderische Fahrt, die uns fast Kopf und Kragen gekostet hätte?“
„Bist du verletzt?“ fragte er erschrocken.
Seine Fürsorglichkeit nach all der Aufregung gab ihr den Rest. „Ich verlange eine Erklärung!“ herrschte sie ihn an. „Bist du verheiratet? Ist das der Grund? Ist der Mann mit der Kamera ein Privatdetektiv, den dir deine eifersüchtige Ehefrau auf die Fersen gehetzt hat?“ „Nein, er ist kein Detektiv.“
„Bist du verheiratet?“
„Nein, das bin ich nicht.“
Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Doch ihre Angst war noch nicht verflogen. „Bist du in irgendeinen Drogenhandel verwickelt? Bist du auf der Flucht vor der Polizei? Wirst du wegen eines Verbrechens gesucht?“
Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Die Geschichte ist längst nicht so dramatisch.“
„Wenn du nämlich verheiratet wärst oder irgendeine Straftat begangen hättest - also, auf so etwas könnte ich mich nicht einlassen.“
„Und worauf kannst du dich einlassen?“ fragte er schnell, um ihr im nächsten Moment den Mund mit einem heißen Kuss zu verschließen.
Caren versuchte Derek von sich zu stoßen. Sie war wütend auf ihn, weil er ihr eine Erklärung
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