Palast der Liebe
die Kleidungsstücke entdeckte, die in heillosem Durcheinander auf dem Bett und dem Fußboden verstreut herumlagen, ging die Tür auf und eine korpulente ältere Frau, die ein silbernes Tablett vor sich hertrug, kam herein.
„Guten Morgen, Mrs. Allen. Wie gut, dass Sie wach sind. Ich konnte es kaum abwarten, Sie kennen zu lernen. Ich bin Daisy Holland. Aber nennen Sie mich einfach nur Daisy.“
Caren zog die Bettdecke hoch und bedeckte ihre nackten Brüste. Verlegen erwiderte sie die freundliche Begrüßung. Daisy stellte das Tablett auf den Nachttisch und fing an, die verstreuten Kleidungsstücke einzusammeln, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Dieser Mann! So ordentlich er sonst ist, seine Kleider lässt er einfach dort fallen, wo er sie gerade auszieht. Schauen Sie sich nur an, wie er Ihre hübschen Sachen hingeworfen hat.“
Sie schnalzte tadelnd mit der Zunge, während sie Carens Strumpfhalter und BH auflas. Die Seidenstrümpfe hing sie sich über die Schulter.
Carens Verlegenheit entging ihr völlig. Mit flinken Handbewegungen räumte sie das Zimmer auf und redete dabei fröhlich auf Caren ein.
„Ich konnte es nicht glauben, als er gestern anrief und erklärte, er bringe seine Braut mit nach Hause. Es wurde aber auch langsam Zeit, wenn Sie mich fragen. Ich bin die halbe Nacht aufgeblieben, um Sie zu begrüßen. Aber Sie armes Ding waren so erschöpft, als Sie hier ankamen. Derek hat Sie ins Schlafzimmer getragen, ohne dass ich Sie richtig anschauen konnte. Ich habe mich erboten, Sie auszuziehen und ins Bett zu bringen. Aber davon wollte er nichts wissen. Er sagte, er würde sich selbst um Sie kümmern.“
„Wo ist Derek?“ fragte Caren.
„Er ist ausgeritten. Das tut er jeden Morgen. Ich soll Ihnen ausrichten, dass er mit Ihnen frühstücken möchte, sobald Sie aufgestanden sind. Ich habe Ihnen Kaffee gebracht, damit Sie schon einen Schluck trinken können, während Sie sich anziehen. Aber bleiben Sie ruhig im Bett, wenn Ihnen danach ist.“
„Nein, ich werde sofort aufstehen“, erklärte Caren. Zum Glück verschwand Daisy in diesem Moment im Nebenzimmer, so dass Caren rasch aufstehen und sich den Morgenrock anziehen konnte, der auf einem Stuhl ausgebreitet für sie bereitlag.
Daisy kam zurück. „Ich habe mich heute früh hereingeschlichen und Ihre Sachen ins Ankleidezimmer gehängt“, sagte sie und deutete über die Schulter zu dem angrenzenden Raum. „Wenn Sie etwas nicht finden können, rufen Sie mich. Kommen Sie, ich gieße Ihnen eine Tasse Kaffee ein. Nehmen Sie Milch und Zucker?“
Caren war völlig verwirrt. Noch nie in ihrem Leben war sie bedient worden. Sie hatte keine Ahnung, wie man mit Dienstboten umging, vor allem in einer so peinlichen Situation.
Als Caren eine halbe Stunde später ins Erdgeschoss hinunterging, hatten sie und Daisy ein Abkommen getroffen. Caren hatte Daisy taktvoll beigebracht, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die sich bedienen ließen, ihr jedoch gestattet, sie ein bisschen zu verwöhnen. Schließlich sei sie doch jetzt die Hausherrin, hatte Daisy betont, und die habe in diesem Haus schon lange gefehlt.
„In dieses Haus gehören eine Frau und Kinder, das habe ich Derek hundert Mal gesagt. Jetzt hat er endlich auf mich gehört. Mein Gott, haben Sie schönes Haar. Sie sehen aus wie ein Engel. Das ergänzt sich wunderbar mit Dereks teuflisch gutem Aussehen. Oh, ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel. Aber Sie wissen doch, wie verwegen und attraktiv er ist.“
„Ja, ich weiß“, versicherte Caren lächelnd.
Während sie die Treppe hinunterging, versuchte Caren sich in dem großen Haus zu orientieren. Der Raum, in dem sie geschlafen hatte, war eines von zwei Schlafgemächern, die ein gemeinsames Bad und Ankleidezimmer besaßen. Auf der untersten Treppenstufe blieb sie unschlüssig stehen und überlegte, ob Küche und Esszimmer wohl rechts oder links lagen.
„Du machst einen etwas verlorenen Eindruck“, sagte Derek, der eben die Halle betrat. „Ich wollte dich gerade aus den Federn holen, du Faulpelz. Wir haben fantastisches Wetter. Ich möchte dir die Farm zeigen. Hast du gut geschlafen?“
Ohne zu zögern kam er auf sie zu, schloss sie in die Arme und küsste sie, bis sie atemlos war. „Guten Morgen“, flüsterte er und gab sie endlich frei.
Aus der kühlen Distanz, die Caren ihm gegenüber hatte wahren wollen, wurde nicht viel. Die Knie waren ihr weich geworden, und ihre Stimme klang rau, als sie seinen Gruß
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