Palast der Liebe
Nachwuchs erwarten.“
Um ihre Verlegenheit zu überspielen, schüttelte Caren umständlich ein Sofakissen auf. „Ich hoffe, du hast ihm gesagt, dass ihn das nichts angeht.“
„Er ist aber der Meinung, dass es ihn etwas angeht.“ „Was hast du ihm geantwortet?“
„Ich habe Nein gesagt.“
Caren ging nicht weiter auf das Thema ein. Als sie sich kurz darauf zum Abendessen ins Esszimmer begaben, fragte sie: „Wo wohnt Cheryl eigentlich, wenn sie nicht mit deinem Vater zusammen ist?“
„Auf Long Island. Sie besitzt ein fantastisches Haus direkt am Meer. Wir werden sie bald einmal besuchen. Vielleicht sollten wir Kristin mitnehmen. Es würde ihr bestimmt gefallen.“
„Und deine Mutter wartet nur immer darauf, dass dein Vater sie zu sich zitiert?“ fragte Caren etwas zu direkt.
Dereks Lächeln schwand. „Sie versteht ihn.“
Wie schön für sie, dachte Caren, die Dereks Mutter absolut nicht verstehen konnte. Doch sie verzichtete darauf, dieses Thema mit Derek zu diskutieren. Sie wollte es nicht riskieren, die sich anbahnende Freundschaft mit ihm zu gefährden.
Am nächsten Abend rief Kristin an. Für Caren waren diese Telefonanrufe ein Zeichen dafür, dass ihre Ehe noch Bestand hatte. Jeder betrachtete Derek und sie als ein unzertrennliches Paar.
Das verunsicherte sie. Wie sollte sie nur ihre Scheidung erklären, die bestimmt nicht mehr lange auf sich warten ließ? Aber als der Mietvertrag ihres Apartments ablief und sie Derek fragte, was sie tun solle, sagte er nur: „Du wirst ihn natürlich nicht erneuern.“
Kristin rief also an, und wie so oft hatte sie etwas auf dem Herzen. „Meine Freundin hat mich eingeladen“, sprudelte sie los. „Ihre Eltern haben ein Haus in Florida. Ich soll mit ihnen fahren. Das erlaubst du doch, oder? Ich weiß, ich habe versprochen, euch auf der Farm zu besuchen, und ich will ja auch kommen. Schon der Pferde wegen. Aber ihr seid doch noch in den Flitterwochen und ..."
„Mit Florida können wir natürlich nicht konkurrieren“, unterbrach Derek sie lachend, der von einem zweiten Telefonapparat aus das Gespräch mit anhörte.
„Dann darf ich also fahren?“ rief Kristin aufgeregt. „Moment mal“, dämpfte Caren ihre Freude. „Kenne ich diese Leute?“
„Oh, Caren, sie sind wirklich nett. Die Mutter meiner Freundin sagte, sie wolle dich anrufen, um alles mit dir zu besprechen. Bitte, Caren, erlaub es mir.“
„Na gut, unter einer Bedingung: Ich möchte vorher mit den Eltern deiner Freundin sprechen.“
„Danke, Schwesterherz. Du bist doch die Beste.“ „Und Thanksgiving wird bei uns gefeiert, da lasse ich keine Ausrede gelten“, warf Derek ein. „Ich schicke dir morgen einen Scheck für die Fahrt nach Florida.“ „Das ist nicht nötig. Die Eltern meiner Freundin bezahlen alles. Sie sagten, ich sei ihr Gast.“
„Ich kann doch meine kleine Schwägerin nicht arm wie eine Kirchenmaus in die Ferien schicken“, meinte Derek. „Kauf dir etwas Schönes zum Anziehen.“ Kristin jubelte vor Freude.
Nachdem sie sich von ihrer Schwester verabschiedet hatte, fiel Caren in nachdenkliches Schweigen. Dereks Verhalten ließ nicht darauf schließen, dass er sich mit Scheidungsabsichten trug. Da war die geplante Reise nach Genf, das Atelier, das er ihr hatte einrichten lassen, seine brüderliche Fürsorge Kristin gegenüber und nicht zuletzt die ständigen Anspielungen auf ein Kind. War es möglich, dass er diese Ehe ernst nahm?
Nein, sie durfte sich keinen falschen Hoffnungen hingeben. Eines Tages würde er ihrer überdrüssig sein. Derek war es gewohnt, mit Frauen zu schlafen, wann und wo es ihm passte. Jetzt hatte er schon wochenlang keine Frau mehr gehabt. Bald würde er sich nach dem Leben zurücksehnen, das er vor ihrer Ehe geführt hatte, und die Scheidung von ihr verlangen.
Jeden Tag entdeckte Caren einen neuen Grund, ihn zu lieben. Jeden Tag wuchs ihr Verlangen nach ihm. Sie wusste, es bedurfte nur der kleinsten Geste, der geringsten Ermutigung, und er würde sofort mit ihr schlafen. Sein Blick ruhte oft auf ihr. Immer wieder, wenn sie am wenigsten damit rechnete, bemerkte sie, dass er sie mit verlangenden Blicken geradezu verschlang.
Noch immer ritten sie jeden Morgen zusammen aus. Derek hatte ihr das Springen beigebracht, und auf Zarifa nahm sie inzwischen schon mühelos niedrige Hindernisse.
Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, nachmittags einige Stunden in ihrem Atelier zu arbeiten. Zunächst hatte sie nur an einfachen Formen ihre
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