Palast der Schatten - historischer Kriminalroman
Deutschen das Leben zu geben! Wir Frauen müssen unser Vaterland lieben und uns mit unserem Stolz auf das Heldentum unserer gefallenen Männer trösten. Jeder Deutsche ist ein freiwilliges Geschenk seiner Mutter ans deutsche Vaterland!«
Ein Raunen ging durch den Saal. Einige Frauen schluchzten auf und zogen ihre Taschentücher hervor.
»Wir dürfen nicht resignieren und müssen uns immer wieder fragen: Was können wir Frauen tun, um die Schrecken und Schäden des Krieges zu mildern und den inneren Gewinn stark und dauerhaft zu machen?
Jede Einzelne von uns, mag sie nun ihre Arbeit im Hause, im Geschäft, in der Fabrik oder in der Schule haben, ist jetzt gefordert, diesen ihr gegebenen Platz auszufüllen. Gerade weil so viele Männer ihren Posten verlassen mussten, ist es auÃerordentlich wichtig, unsere Aufgaben jetzt in allen Berufen mit besonderer Zuverlässigkeit und Umsicht zu erfüllen. Es ist unsere Pflicht, die ins Feld gerufenen Männer zu vertreten. Die ganze Verantwortung, alle wichtigen Entscheidungen, die Verwaltung des Geldes â alles ruht plötzlich allein auf unseren Schultern.
Vor allen Dingen müssen wir zu Hause strenger denn je darauf achten, nichts umkommen zu lassen. Wir dürfen keine Brotrinde wegwerfen. Kein Apfel darf verfaulen, kein Suppenrest sauer werden. Die Lebensmittel werden immer teurer und knapper. Vor allem darf keine Frau Bier kaufen, denn wir brauchen jedes Gerstenkorn für Nahrungsmittel.
Damit kommen wir zu einem wunden Punkt, der Frage des Genusses. Ich habe von verschiedenen Bäckern gehört, dass jetzt mehr Rahmtörtchen und Cremeschnitten verkauft werden als vor dem Krieg. Es ist unwürdig, wenn wir in der Heimat alle möglichen Leckereien naschen, während unsere Krieger im Feld oft tagelang nicht einmal trockenes Brot zu kauen haben.
Und damit nicht genug. Der Luxus nimmt kein Ende. Viele Frauen haben jedes Gefühl für einfache, würdige Kleidung verloren. Die junge Fabrikarbeiterin, die Verkäuferin gibt zu Hause oft nichts von ihrem Geld ab. Sie spielt die elegante Dame, während den Geschwistern Stiefel fehlen und die Mutter als Waschfrau arbeiten geht. Zum deutschen Wesen gehört Echtheit, Schlichtheit, Gediegenheit. Wie passt dieses Verhalten dazu? Die Genusssucht macht auch vor öffentlichen Vergnügungen nicht Halt. Vor allem die Kinos sind von Frauen bevölkert. Ich frage euch: Dürfen wir Frauen uns vergnügen, während unsere Männer und Söhne im Feld stehen? Man sollte allen Frauen, die die Kinos besuchen, die Unterstützung kürzen.«
Eine rothaarige Frau sprang von ihrem Stuhl auf.
»Das ist ungerecht! Warum dürfen wir nicht für ein paar Pfennige träumen und das ganze Elend um uns herum für eine Stunde vergessen! All die toten Männer und Söhne und die Angst um die, die noch leben.«
Viele Frauen klatschten Beifall. Carla und Guste brannten die Hände.
»Ihr deutschen Mädchen, ihr deutschen Mütter, merkt ihr denn nicht? Die Vergnügungssucht ist ein Weg, der bergab führt. Ist das das deutsche Wesen, an dem die Welt gesunden soll? Unser Vaterland hat von jeher als das Land der guten Zucht und Sitte gegolten.
Deutsche Frau! Wo dir drauÃen Schmutz begegnet, in Wort und Bild und Tat, da musst du den Mut haben, den Schmutz auch offen Schmutz zu nennen! Hierher gehört auch die Pflicht, entschlossen anzukämpfen gegen die anrüchigen Films im Kino und ihnen zu widerstehen, ich denke nur an die Films aus dem Feindesland Frankreich, die nun zum Glück verboten sind. Und du musst die französischen Kleidermoden verachten, denn sie zerstören das Gefühl der Frauenwürde. Wir verdienen nicht, deutsche Frauen zu heiÃen, solange wir uns nach dem Geschmack der Pariser Dirnen kleiden. Die furchtbare Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten in den GroÃstädten spricht ihre eigene Sprache. Näht den Kleiderschlitz zu, hackt die hohen Hacken ab, lebt wie reine, deutsche Frauen. Nehmt euch die Worte eines Soldaten im Feld zu Herzen:
âºUnd kehrân wir heim, nicht deutschen Schmutz
Wollân wir dann fortan schauen,
Nicht welschen Tand und eitlen Putz,
Nein, reine deutsche Frauen.
Tut ab, tut endlich ab die Schand â !
Eure Schuld ist hoch gestiegen!
Für euch und für das Vaterland
Sterben wir oder siegen.â¹Â«
Fräulein Feldgrau
Die Wochenschau zeigte fröhliche
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