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Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Arbeiterinnen in einer Pulverfabrik. Carla klimperte im Klang klackernder Patronenhülsen.

    â€ºFrauen, wir brauchen Euch! Kommt in die Fabriken. Für Heimat und Vaterland.‹

    Die Arbeiterinnen lachen unter ihren Hauben, bewegen sich schwungvoll und locker.
    Sirenengeheul. Tagschicht. An der Pförtnerbude staut es sich. Die Frauen gehen einzeln durch die Absperrung, vorbei an dem Wächter. Zeigen ihre Blechmarken mit der eingravierten Nummer vor.
    Arbeit an der Pumpe. Eine geht in die Kammer hinter dem Pumpenraum: Matrizen reinigen. Die andere in die Füllkammer, die Wand an Wand mit der Presse liegt. Öffnen der Durchreiche. Matrizen hindurch. Klappe zu. Schlitten auf die Eisenplatte unter den Pressbalken, senkrecht, damit das Schwarzpulver nicht herausrieselt. In jedem Schlitten zwei Hülsen, zuunterst ein Papierblättchen, dann der Zündsatz mit den Schwarzpulverkörnern, darüber das Aluminiumpulver.
    Schlitten greifen, auf die Platte setzen, um die Schutzmauer rennen, Pumpenschwengel bewegen, Manometer beobachten. Zeiger steigt – 150 – 180 – 200, letzte Schläge mit ganzem Gewicht auf Pumpenschwengel. Vorsicht! Sonst knallt es. Hat sich beim Pressen ein Stempel verschoben oder haben sich lose Schwarzpulverkügelchen zwischen Hülse und Matrizenwand verklemmt, dann knallt es. 250 atü! Geschafft. Sie lassen den Pumpenschwengel los, rennen um die Schutzmauer, heben den Schlitten auf den hohlen Untersatz, laufen zurück, noch einige Pumpenschläge. Patronengeklapper. Fertig.
    Klappe. Säubern der Stempel und Matrizen. Legen die gepressten Patronen in eine Kiste. Dürfen nicht aus der Hand rutschen, bloß nicht aus der Hand rutschen, sonst knallt es. Zurück um die Mauer, Presstisch kehren. Rasch. Rasch.
    Ã–ffnen der Durchreiche. Matrizen hindurch. Klappe zu. Schlitten auf die Eisenplatte unter den Pressbalken, senkrecht, unbedingt senkrecht, damit das Schwarzpulver nicht herausrieselt. In jedem Schlitten zwei Hülsen, zuunterst ein Papierblättchen, dann der Zündsatz mit den Schwarzpulverkörnern, darüber das Aluminiumpulver.
    Schlitten greifen, auf die Platte setzen, um die Schutzmauer rennen, Pumpenschwengel bewegen, Manometer beobachten. Zeiger steigt – 150 – 180 – 200, letzte Schläge mit ganzem Gewicht auf Pumpenschwengel. Vorsicht! Sonst knallt es. Hat sich beim Pressen ein Stempel verschoben oder haben sich lose Schwarzpulverkügelchen zwischen Hülse und Matrizenwand verklemmt, dann knallt es. 250 atü! Geschafft. Sie lassen den Pumpenschwengel los, rennen um die Schutzmauer, heben den Schlitten auf den hohlen Untersatz, laufen zurück, noch einige Pumpenschläge. Patronengeklapper. Fertig.
    Klappe. Säubern. Patronen. Mauer, Presstisch. Rasch. Rasch. Klappe auf. Schlitten. Klappe zu. Presse. Mauer. Pumpenschwengel. Auf – nieder – auf – nieder. Vorsicht! Sonst knallt es.

    Carla klimperte. Düstere Gedanken jagten durch ihren Kopf. Im Publikum saßen Frauen mit grünen Haaren und gelben Gesichtern, krank und gezeichnet von den giftigen Substanzen in den Pulverfabriken. Und vor dem Kino warteten Männer, um die jungen Frauen zu überreden und in die Munitionsfabriken zu bringen. Letzte Woche war ihre Nachbarin Rosa fast in die Luft geflogen. Sie hatte Glück gehabt. Über 100 Frauen waren zerfetzt worden. Carla klimperte, klimperte, um nicht mehr zu denken.
    Â»Ich lief in die Pulverkammer«, erzählte Rosa. »Ich reichte dem Lagerverwalter die Auftragsnummer. Er langte zwei schwere Blechdosen Aluminiumpulver herunter, stellte sie auf den Tisch und quittierte den Auftrag. Ich wollte zurück in die Halle. Auf dem Hof hörte ich plötzlich ein unheimliches Knistern und Knacken. Dann ein Rauschen, das sich brausend steigerte. Grellweiße und bunte Blitze, Pulversterne am Himmel erschienen. Ein Schlag warf mich auf den Boden. Über mir Heulen, Pfeifen, fliegende Eisenstücke. Der Soldat aus der Pulverkammer schoss auf mich zu, riss mich an sich. ›Raus hier! Raus hier!‹ Er packte mich bei der Hand, zog mich mit Gewalt fort. Ich spürte die Hitze des Flammenmeeres im Rücken. Ich würgte. Kratzender Rauch. Laufen, laufen, immer schneller. ›Nicht stehen bleiben! Nicht stehen bleiben! Lauf, was du kannst!‹, schrie er. Dann, dann verfing sich ein abgerissenes Bein in den Birkenzweigen, von Strumpffetzen umflattert.«

    Auf der Leinwand

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