Palast der sinnlichen Traeume
sie den Sarong aufknotete und an den Trägern ihres Badeanzugs nestelte, als würde er so mehr von ihrem Körper verdecken. Aber warum wollte sie das? Khaled hatte sie doch bereits nackt gesehen, jeden Zentimeter ihrer Haut mit Händen und Mund erkundet.
Natürlich war das vor der Geburt gewesen. Jetzt war sie etwas runder geworden – nicht wirklich viel, aber genug um ihr aufzufallen. Außerdem gab es einige Dehnungsstreifen an ihrem Bauch, die mittlerweile zu feinen silbernen Linien verblasst waren.
Unwillkürlich betrachtete sie Khaleds lädiertes Knie. Wir haben uns beide verändert, dachte sie.
Ihre Körper wiesen nun kleine Narben auf, die davon kündeten, dass das Leben manchmal hart sein konnte. Es hatte sie äußerlich wie innerlich verändert. Und das war vielleicht gar nicht so schlecht.
Sie verbrachten noch eine Stunde im Pool, planschten, schwammen und spielten mit Sam. Die ganze Zeit über war Lucy sich Khaleds Gegenwart überaus bewusst. Ein Prickeln überlief ihren Körper, sobald er sie unabsichtlich streifte oder mit seinen dunklen, goldenen Augen ansah.
Sehnsucht und Verlangen durchströmten sie. Aber da war noch etwas anderes, ein warmes Gefühl der Hoffnung, das sie nicht zu verdrängen versuchte.
„Lunch wird auf der Terrasse serviert“, verkündete Khaled einige Zeit später. „Wie wäre es, wenn wir uns danach kurz ausruhen, bevor wir zu den Spinnen gehen, Sam?“
Sams Protest hielt sich in Grenzen, das Spielen im Pool hatte ihn müde gemacht. Nach dem Essen hob Lucy ihn in die Arme und trug ihn durch die Flure des Palastes zu ihrer Suite. Khaled begleitete sie.
„Ich frage mich, ob ich mich jemals in diesem Labyrinth zurechtfinde“, sagte sie leise zu Khaled, nachdem sie Sam zu Bett gebracht hatte. „Ich habe immer das Gefühl, eine Karte zu brauchen.“
„Ich hoffe, dass du dich irgendwann daran gewöhnst“, erwiderte er lächelnd, doch das Funkeln in seinen Augen entging ihr keineswegs.
„Khaled …“
„Nicht.“ Überrascht schaute sie ihn an. Er durchquerte das Wohnzimmer und legte einen Finger auf ihre Lippen. „Sag nicht Nein. Zähl mir nicht all die Gründe auf, warum es nicht funktionieren kann.“ Lucy versuchte zu sprechen, doch das Gefühl von Khaleds Finger an ihren Lippen sandte ein Prickeln über ihren Körper. „Lass es einfach geschehen.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein sinnliches Flüstern. „Weißt du noch, wie es früher war? Wie viel Spaß wir zusammen hatten?“
Sie schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen nicht zu wecken. Doch es war bereits zu spät. Ihre Gedanken wirbelten längst den gefährlichen Pfad der Vergangenheit hinab. Die Zeit war so wunderbar gewesen.
Falsch. Vor allem war sie falsch.
Sie griff nach seiner Hand und zog sie von ihrem Mund.
„Okay“, hörte sie sich überrascht sagen. „Genießen wir die nächsten Tage.“ Ihre Stimme klang fest und stark. „Um Sams willen.“
„Und was ist mit uns?“ Unverwandt schaute er sie an. Dennoch vermeinte sie eine gewisse Unsicherheit in seiner Stimme zu hören, Unsicherheit und Hoffnung. „Nur um zu sehen, wie es sein könnte?“
„Ich kann nicht“, sagte sie und klang dabei gar nicht mehr so sicher.
„Ein paar Tage“, stimmte er zu.
Sein Tonfall verriet ihr, dass er überzeugt war, mehr Zeit auch nicht zu brauchen.
Die nächsten Tage verbrachten sie, abgesehen vom täglichen Schwimmen, mit dem Bestaunen von Biryals Sehenswürdigkeiten. Khaled zeigte ihnen die Perlentaucher, die an der Küste ihre Fähigkeiten demonstrierten. Perlen wurden längst in Austernfarmen gezüchtet, aber die Männer und Frauen verdienten gut an dem Geld der Touristen.
Wie versprochen fuhr er mit Sam zu den Spinnen und ihren riesigen gelben Netzen – Lucy hielt sicherheitshalber gebührenden Abstand.
Sie besichtigten das Nationalmuseum in Lahji. Verwundert stellte Lucy fest, wie sauber die breiten Straßen waren. Antike Bauwerke und moderne Gebäude fügten sich zu einer wundervollen Kulisse zusammen. Es war nur eine kleine Stadt, aber überall spürte man die Mühe der Bewohner, sie zu erhalten. Allmählich verstand sie, weshalb Khaled so stolz auf sein Land war, und warum er so viel Zeit dafür investierte, das Leben der Menschen zu verbessern.
Während der Ausflüge wanderten Lucys Gedanken immer wieder zu der Frage, ob eine Zukunft als Familie nicht doch möglich war. Sie wagte nicht daran zu denken, was geschehen würde, sobald sie wieder nach London zurückkehren musste.
Was
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