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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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noch nicht gefunden. Stattdessen hatte sie bestürzt entdeckt, dass auch Courage verschwunden war. Ebenso wie die Ayah, die, wie die anderen Diener berichteten, das Haus bereits am späten Abend zuvor mit einer Tasche in der Hand verlassen hatte. Sie war in Begleitung von zwei weiteren Hausangestellten gewesen und bisher nicht zurückgekehrt.
    Roxane spürte einen eiskalten Schauder über ihren Rücken laufen, doch sie nahm sich rasch zusammen und sah das Personal streng an.
    »Und niemand hat es für nötig gehalten, mir eher davon zu berichten?«
    Keiner hatte eine Antwort auf ihre rhetorische Frage, also drehte sich Roxane um und ging zum Büro ihres Vaters. Er stand am Fenster, wo die Jalousien noch nicht heruntergelassen waren, und legte sein Schwert an.
    »Oh, da bist du ja, Roxane. Ich muss los. Heute findet eine besondere Morgenparade statt, um die vor Kurzem verhängten Strafen zu verkünden und Lord Cannings Warnung an die Männer weiterzuleiten. Ich muss dabei sein, um meine Unterstützung und Autorität zu zeigen. Hast du Sera gefunden?«
    Roxane schüttelte stumm den Kopf. Ihr Vater hielt mit seinen Bemühungen, das Schwert zu befestigen, inne und sah auf.
    »Nein? Das Kind ist doch nicht etwa allein in die Stadt gegangen? Warum würde sie das tun?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Roxane mit wachsender Verzweiflung.
    Ihr Vater widmete sich wieder seiner Uniform. »Mach dir keine Sorgen«, meinte er. »Hol dir meinen Syce, um sie zu suchen. Wie weit kann sie schon in einer Stunde zu Fuß gekommen sein? Meine Güte, Roxane, sie befindet sich schließlich nicht in großer Gefahr. Wenn du sie nach Hause gebracht hast, werde ich dafür sorgen, dass sie dafür angemessen bestraft wird.«
    Roxane trat an den Schreibtisch ihres Vaters, hob einen Briefbeschwerer hoch, wog ihn in der Hand und ließ ihn dann wieder sinken. Vorsichtig schob sie die grüne, am Boden abgeflachte Glaskugel auf den Stapel Papiere zurück, wo sich ein Rand aus rotem Staub abzeichnete. Eine leichte Brise kräuselte ihren Ärmel und fuhr unter die zerknitterten Aktennotizen ihres Vaters, bevor sie sich wieder legte.
    Es hatte keinen Sinn zu versuchen, ihren Vater von der Gefahr zu überzeugen, in der sich Sera ohne Begleitung auf einem Ausflug in die Stadt befand. Selbst wenn die Situation nicht so angespannt wäre, gäbe es andere Gefahren für ein junges, eurasisches und noch dazu hübsches Mädchen, das allein in der Stadt unterwegs war. Aber mit Worten konnte sie ihren Vater nicht eines Besseren belehren. Er war davon überzeugt, dass jeder in seinem Umfeld – ob es sich um seine Soldaten, die Einheimischen in seinem Haushalt oder die Ladenbesitzer im Basar handelte – respektvoll, höflich und loyal war. Er glaubte an sein unumstößliches Recht, Ehrerbietung und Achtung anordnen und empfangen zu können. Obwohl die zugrunde liegende Einstellung etwas eingebildet sein mochte, hatte seine ehrliche Zuneigung zu den Menschen in seiner Umgebung bisher Feindseligkeiten verhindert. Jetzt machte ihn diese Gesinnung blind und schutzlos.
    »Das werde ich tun, Papa«, erwiderte sie. »Danke.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür. An der Schwelle blieb sie stehen. Mit der Hand am Türpfosten warf sie einen Blick über die Schulter. Ihr Vater stand immer noch am Fenster, wo die goldene und bereits viel zu warme Sonne seinen Schatten in den Raum warf. Vor seinen Füßen lag ein glitzernder Knopf, der ihm vom Ärmel gefallen war. Er bückte sich, hob ihn auf und sah stirnrunzelnd auf die losen Fäden, die vom Saum seiner Uniformjacke baumelten.
    »Ich nähe dir den Knopf später an, Papa«, erbot sie sich. Seine bekümmerte Miene, die für den nichtigen Anlass viel zu übertrieben schien, rührte sie plötzlich. Spontan ging sie zu ihm hinüber und legte ihm ihre Hand auf seinen Arm.
    »Papa, bitte sei heute vorsichtig«, bat sie ihn.
    Er blinzelte und runzelte die Stirn, dann schüttelte er abwehrend den Kopf.
    »Das bin ich immer«, erwiderte er schroff.
    »Und jetzt Schluss mit diesem Unsinn. Mach dich auf den Weg, mein Kind. Ich muss mich jetzt um andere Dinge kümmern.«
    »Natürlich.«
    Sie verzog unwillkürlich die Lippen. Rasch drückte sie ihm einen Kuss auf die wettergegerbte Wange, wie sie es in letzter Zeit öfter tat, und umarmte ihn kurz. Zuerst war er verblüfft – das spürte sie an der Art, wie er sich versteifte –, doch dann tätschelte er ihr verlegen den Rücken.
    »Also wirklich, Roxane«, murmelte er

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