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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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seinen Schulterblättern still sitzen, legte die Arme auf die Schenkel und ließ die Hände locker zwischen den Knien hängen. Dann lauschte er, ob sich ihre Atemzüge veränderten, sie ein Zeichen von Ärger oder Schmerz von sich gab oder sich ihm einfach nur näherte.
    »Es gibt einige Menschen in dieser Stadt, denen ich vertraue. Sie haben mir dabei geholfen«, fügte er hinzu.
    An dem zarten Duft, der zu ihm herüberwehte, konnte er erkennen, dass sie sich bewegte. Er wusste jedoch erst, wohin sie gegangen war, als sie zu sprechen begann. Sie war ihm jetzt so nahe, dass er sie hätte berühren können, wenn er es gewagt hätte.
    »Ist einer dieser Männer zufällig der Großneffe des Königs von Delhi?«
    Ihre Stimme klang tonlos, so als würde sie ihre Gefühle verbergen wollen.
    »Er ist wirklich dein Freund, Roxane«, versicherte er ihr. »Es steckt keine Täuschung dahinter. Ich habe ihn bereits kennengelernt, bevor er zum Studium nach Europa geschickt wurde. Als ich von eurer Freundschaft erfuhr, bat ich ihn um Hilfe.«
    »Du hast Ahmed gebeten, mir die Pistolen zu geben.«
    »Ja.«
    Sie schwieg eine Weile. Da er sie nicht sehen konnte, war er sich nicht sicher, wie sie darüber dachte, also wartete er einfach ab.
    »Danke«, brachte sie schließlich hervor.
    »Gern geschehen, Roxane.« Er verlagerte sein Gewicht auf dem Bett. »Ich hielt es für die beste Möglichkeit, dir beizubringen, wie du dich selbst schützen kannst. Schließlich konnte ich nicht garantieren, dass ich hier sein würde, um diese Aufgabe zu übernehmen.«
    »Natürlich«, erwiderte sie. »In den Regimentern herrscht hochexplosive Stimmung, und … und Olivia braucht deinen Schutz an einem anderen Ort.«
    »Olivia?«
    Er setzte sich abrupt auf und zuckte vor Schmerz zusammen, als seine Muskeln protestierten.
    »Ja, Olivia«, wiederholte sie, offensichtlich verärgert, dass er dazu eine weitere Erklärung von ihr erwartete. »Als deine Frau hat sie ein Recht darauf, dass ihr Mann zuerst an ihr Wohlergehen denkt, und nicht an die Frau, der er in ihrer Abwesenheit den Hof gemacht hat, der er seine Liebe erklärt hat, der er in einer sternenklaren Nacht einen Antrag gemacht hat, weil er nicht alle Sinne beieinander hatte. Eine Frau, der er die Ehe vorgeschlagen hat, obwohl er nicht frei war, das zu tun. Nein!«, Roxane schrie auf, als er sich von dem Bett erhob und seine Hände nach ihr ausstreckte. Sie wich zurück, und er hörte, wie sie mit einem leisen Stöhnen über die Teppichkante stolperte. »Ich kann verstehen, wenn ein Mann seine Ehre bewahren will; ich verstehe auch, dass du eine Frau wie Olivia Waverly heiraten wolltest, und ich verstehe vielleicht auch, dass du während ihrer langen Abwesenheit anderswo Gesellschaft gesucht hast. Ich verstehe sogar, dass du mich dafür ausgesucht hast. Aber ich verstehe nicht, dass ich mich so habe täuschen lassen, und ich begreife auch nicht, warum du gelogen hast.«
    »Gelogen?«
    »Ja! Du hast mir einiges verschwiegen, aber das ist auch eine Lüge. Warum hast du mir nicht die Wahrheit gesagt? Wenn du mich wirklich geliebt hast, Collier, warum hast du mir dann nicht die Wahrheit gesagt?«
    Sie weinte jetzt, und das beunruhigte ihn mehr als alles andere, da er wusste, dass sie nur selten weinte. Er taste sich blindlings voran, erwischte die Schulter ihres Nachthemds und zog sie an dem Stoff zu sich heran, bis er sie schließlich in seinen Armen hielt. Sie schlug ihm zweimal kraftlos gegen die Brust, aber er schlang seine Arme um sie und ließ sie nicht los.
    »Roxane«, flüsterte er. »Roxane, ich weiß, es war falsch zu schweigen, aber ich hatte gehofft, diese Angelegenheit schon längst erledigt zu haben, noch bevor wir uns kennenlernten. Als das nicht der Fall war, glaubte ich, die Sache wäre vorüber, ohne dass sie unsere Beziehung jemals belasten würde. Ich liebe dich so sehr, Roxane. Daran hat sich nichts geändert.«
    »Nichts?« Sie lachte bitter. »Du bist verheiratet, Collier Harrison. Ich würde sagen, das ändert alles.«
    Collier strich ihr schweigend über das Haar, das offen über ihren Rücken fiel. »Wer hat dir das gesagt?«, fragte er.
    »Dass du verheiratet bist?« Roxane hob den Kopf, sodass er ihre grünen Augen sehen konnte. Ihre aufsteigenden Tränen schimmerten in dem schwachen Schein, den der soeben aufgegangene Sichelmond durch das Fenster warf. »Rose hat mir den Zeitungsartikel geschickt, in dem die Verlobung und das Hochzeitsdatum veröffentlicht

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