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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman
Autoren: Jan Smith
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Sie?«
    »In der Nähe von Covent Garden.«
    »Arbeiten Sie?«
    Claire rümpfte die Nase. Die Treibhausatmosphäre von Barker and Savage schien Millionen Meilen entfernt zu sein, und so hätte sie es auch lieber gehalten. »Ich möchte nicht über meine Arbeit reden, wenn Sie nichts dagegen haben. Schließlich bin ich in Urlaub.«
    »Kann ich gut verstehen«, sagte er lachend. »Also reden wir beide nicht über unsere Arbeit, abgemacht?«
Er streckte seine Hand aus, als wollten sie etwas besiegeln. Nach einem kurzen Zögern schlug Claire ein. Es war ein warmer, angenehmer Händedruck, und sie bedauerte ein wenig, daß er die Berührung abbrach.
    Er lehnte sich wieder im Sitz zurück und betrachtete sie unter seinen langen Wimpern. Sein Lächeln war verflogen, und für einen Moment empfand Claire so etwas wie Unbehagen. Bildete sie es sich nur ein, oder beobachtete er sie wie die Katze die Maus? Der abrupte Wechsel vom verspielten Händedruck zum starren Ernst war beunruhigend, und daß sie sein Gesicht in den vorbeigleitenden Schatten nur dunkel sehen konnte, trug auch nicht zu ihrer Beruhigung bei. »Wir könnten ein Spiel daraus machen«, sagte er plötzlich. »Wir könnten vorgeben, ganz andere Charaktere zu sein. Wer möchten Sie sein? Greta Garbo? Madonna?«
    Sie lachte nervös. »Ich glaube nicht.«
    »Mögen Sie keine Spiele, Claire?« Er stellte die Frage mit einem Lächeln, aber seine Augen blickten intensiv, beinahe lauernd.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Was? Überhaupt keine?«
    »Bei solchen Dingen habe ich mich nie wohl gefühlt.« Sie lächelte unsicher. »Vielleicht bin ich zu ehrlich.«
    »Das ist aber schade. Manchmal brauchen wir den Ausweg, uns mal vergessen zu können.«
    Claire runzelte die Stirn. »Sie könnten recht haben. In letzter Zeit habe ich nicht gerade auf einem Rosenbeet gelegen.«
    Stuarts Blick fiel in ihren Schoß. Unbewußt hatte sie den nackten Ringfinger mit der anderen Hand bedeckt. »Oh, das tut mir aber leid«, sagte er.

    Claire war froh, als sie bemerkte, daß sich die Fahrt des Boots verlangsamte. Es steuerte eine kleine Mole an, und man sah ein breites Portal, das in Licht getaucht war.
    »Wir sind da«, verkündete Stuart. Er schaute auf die Uhr. »Wir haben uns verspätet.«
    Das Boot ruckte mit der Längsseite gegen die gestreiften Pfosten. Der Fahrer sprang hinaus. Stuart wartete, bis er das Boot festgetäut hatte, dann half er Claire beim Aussteigen.
    Sie traten durch den hell erleuchteten Eingang des Theaters. Die Wände waren mit Gobelins behangen, und der Kronleuchter glitzerte wie eine Juwelenschatulle von innen. Claire blieb nicht viel Zeit zum Bewundern, denn Stuart legte seine flache Hand auf ihren Rücken und drängte sie sanft durch das leere Foyer.
    »Wir müssen uns beeilen. Wenn wir es nicht vor dem Präludium schaffen, lassen sie uns erst zur Pause hinein.«
    Sie gingen eine Marmortreppe hinauf, und oben nahm sie ein Platzanweiser in Empfang, der aus dem Schatten glitt und sie zu ihren Plätzen brachte. Claire war überrascht, als er einen Vorhang beiseite schob. Im nächsten Augenblick fand sie sich in der Abgeschiedenheit einer Loge wieder.
    Sie hatten sich kaum gesetzt, als die Lichter ausgingen. Claire lehnte sich über die gepolsterte Brüstung der Loge, als die ersten wehmütigen Klänge von Verdis La Traviata erklangen. Zuerst war sie irritiert vom Dirigenten, der eine entsetzliche Perücke trug, aber als sich der Vorhang zu Violettas Ball öffnete, war sie längst hypnotisiert von der lebhaften Musik und gefangen in ihren turbulenten, bittersüßen Erinnerungen.
    Das letzte Mal, daß sie La Traviata gesehen hatte, war
mit Sean gewesen. Sie hatten damit ihren Geburtstag gefeiert. Danach hatte er sie in ein chinesisches Restaurant eingeladen, wo sie zuviel gegessen und getrunken hatte. Dann hatte er ihr sein Geschenk überreicht – antike Ohrringe aus Amethyst. Sie waren die zweihundert Meter durch den Covent Garden geschwankt und waren beide dankbar dafür gewesen, daß sie es bis nach Hause nicht weit hatten.
    Er hatte sie ausgezogen, hatte sie völlig entblättert, nur den Schmuck hatte sie anbehalten, und sie dann rückwärts gedrückt, bis zur Treppe. Claire errötete, und sie spürte ein leichtes Pochen, als sie sich an seinen blonden Schopf zwischen ihren Beinen erinnerte, an die Muskeln seines Rückens unter ihren streichelnden Fingern, als er in sie eindrang.
    Ihr Erröten vertiefte sich noch, als sie sich daran erinnerte, wie
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