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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman
Autoren: Jan Smith
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sich ab, um ihre Verwirrung und ihr Unbehagen zu verdecken, und schaute hinunter ins Auditorium. Für wen hielt er sich eigentlich, verdammt? Als die Glocke ertönte, um das Ende der Pause zu signalisieren, schickte sie ein Dankgebet zum Himmel. Der Abend konnte ihr nicht schnell genug vorbei sein.
     
    »Hier sind wir.«
    »Danke, daß Sie mit mir nach Hause gegangen sind«, sagte Cherry. »Es war ein schöner Abend.« Ihre Wangen glühten vom Chianti, den sie mit Quaid beim Abendessen – tagliatelli mit Meeresfrüchten – getrunken hatte, und die frische Luft bewirkte, daß sie mehr als nur ein bißchen angetrunken war.
    »Wirklich?« vergewisserte er sich. »Sehen wir uns denn wieder?«
    »Vielleicht.«
    Quaid wollte eigentlich eine kernigere Aussage von ihr, aber er begriff, daß er sich damit zufriedengeben mußte.
    »Gute Nacht.« Cherry ging ein paar Schritte auf die Vorhalle des Hotels zu.
    Er folgte ihr, hielt ihre Hand und sein fein geschnittenes Gesicht schaute enttäuscht drein.
    »Und Sie laden mich nicht mehr auf einen Kaffee ein?«

    Sie schüttelte den Kopf, was dazu führte, daß sie zu schwanken begann. Quaid hielt sie fest und legte einen Arm um ihre Hüfte. Sie widerstand der Versuchung, sich an ihn zu schmiegen. »Ich bin müde.«
    »Ja, tatsächlich, Sie sehen ein bißchen erschöpft aus«, sagte er grinsend. »Gute Nacht.«
    Er beugte sich zu ihr, aber Cherry ahnte, daß er sie auf die Lippen küssen wollte, und wandte den Kopf ab, so daß seine Lippen nur harmlos über ihre Wange strichen.
    »Mit mir nicht«, sagte sie und drohte ihm mit dem Finger. »Ich kenne euch Männer. Ihr wollt immer nur dasselbe.«
    »Und was könnte das wohl sein?« Er lächelte immer noch, aber seine grauen Augen hatten einen stählernen Schimmer angenommen.
    »Ach, so harmlos sind Sie doch nicht, Mister America!« Sie streckte sich und schaute ihm in die Augen. »Aber so ein Mädchen bin ich nicht. Nicht mehr.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und wollte ihn mit einem überzeugenden Abgang beeindrucken, aber dabei stolperte sie über die unterste Treppenstufe zur Vorhalle. Sie wäre hingefallen, wenn Quaid sie nicht im letzten Moment aufgefangen hätte.
    »Hoppla!« Sie richtete sich mühsam auf und sah ihn stirnrunzelnd an. »Seltsam, seltsam. Wein hat gewöhnlich nicht diese Wirkung auf mich.«
    Er sah sie zweifelnd an. »Wirklich nicht? Welche Zimmernummer haben Sie?«
    Cherry sah ihn mißtrauisch an.
    »Ich will nur sicherstellen, daß Sie Ihr Zimmer heil erreichen. Oder wollen Sie lieber von einem der gut
aussehenden italienischen Boys ins Bett gebracht werden?«
    Sie gab auf. »Zimmer fünfunddreißig.«
    »Versuchen Sie, nüchtern zu wirken, sonst werden wir auf dem Weg nach oben noch angehalten.«
    Cherry kicherte. »Vielleicht würde das Spaß machen.«
    »Am Morgen sehen Sie das bestimmt anders.« Sie gestattete Quaid, sie die Treppe hoch und auf ihr Zimmer zu bringen. Als sie vor ihrer Tür standen, forschte sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel, und als sie ihn endlich gefunden hatte, ließ sie ihn fallen und kicherte. Sie lehnte sich gegen die Wand, während Quaid den Schlüssel vom Teppich aufhob und die Tür aufschloß. Die Bettdecken waren einladend aufgeschlagen, stellte sie fest, als sie im Zimmer standen.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Quaid. Cherry schaute ihn an durch die Ranken ihrer Haare, die über ihr Gesicht fielen.
    »Wollen Sie immer noch auf einen Kaffee hereinkommen?«
    Er konnte das Versprechen in ihren Augen kaum übersehen, aber er blieb kühl.
    »Lieber nicht.«
    Pikiert trat sie auf ihn zu. »Sind Sie sicher?« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihre Lippen auf seine zu drücken, und dann spürte sie, wie seine Lippen nachgaben, wie sie sich unter ihren heiß bewegten. Trotzdem – er reagierte auf ihren Kuß, aber zu mehr ließ er sich nicht hinreißen. Sie schmiegte sich an ihn und fuhr mit einer Hand über seinen Brustkorb und spürte die Wärme seines Körpers durch sein Hemd. Ihre Hand glitt tiefer, erreichte den Bund seiner Hose.

    Bevor sie tiefer gleiten konnte, um herauszufinden, ob er erregt war oder nicht, nahm er ihre Handgelenke gefangen und schob sie sanft von sich weg.
    »Sie verschwenden Ihre Zeit, meine Liebe. Ich will nicht, daß Sie mich in eine Schublade legen mit all ihren englischen Freunden, die offenbar immer nur das Eine wollen. Um die Wahrheit zu sagen, es ist nicht mein Stil, eine Dame auszunutzen, die nicht mehr weiß, was sie tut.«
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