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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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hole Sie um acht Uhr ab, ist Ihnen das recht? Wo wohnen Sie?«
    »Im Metropole«, antwortete Claire für Cherry, die sprachlos zu sein schien.
    »Gut, ich komme ins Metropole.« Er winkte Claire zu. »Nett, Sie kennenzulernen.«
    Als er außer Hörweite war, maulte Cherry: »Kannst du mir mal sagen, warum du das getan hast?«
    »Du kannst mir doch nicht erzählen, daß du ihn nicht magst.«
    Cherry flüchtete sich in ein trotziges Schweigen.
    »Er ist wunderbar«, fuhr Claire fort. »Diese Augen! Und dieses beeindruckende...« – sie zögerte absichtlich – »Lächeln. Komm schon, gib es zu. Du bist verrückt nach ihm.«
    »Also gut, ich gebe es zu. Du kennst mich zu gut. Aber erinnere dich, ich suche den Richtigen, nicht irgendeine billige Urlaubsromanze.« Cherry stöhnte auf und ließ sich auf die Liege sinken. »Ich hätte mein Gelübde eingehalten, aber nein, du mußt dich einschalten und mir alles verderben.«
     
    Der Himmel schimmerte perlmuttgrau über der Lagune, und in der Ferne hob sich der Turm von Santa Maria della Salute kontrastreich ab. Es hatte geregnet, und auf den Straßen spiegelten sich die letzten Sonnenstrahlen. Schwarz und Gold. Die altmodischen Straßenlaternen am Kai wurden eingeschaltet und verbreiteten ihr trübes Licht. In weniger als einer Viertelstunde würde es dunkel sein.
    Von der hochgelegenen Veranda des Metropole konnte
Claire das Wasser des Kanals gegen die Uferbefestigung plätschern hören, und die festgetäuten Gondeln drifteten knirschend gegeneinander. Sie schauderte und zog die Stola enger um sich.
    Den ganzen Tag hatte sie überlegt, was sie anziehen sollte, und schließlich hatte sie sich für das festlichste Kleid entschieden, das sie mitgebracht hatte. Es war eine sehr figurbetonte Kreation aus cremefarbigem Satin, sie ließ die Schultern frei und wurde auf dem Rücken mit einer Reihe winziger Knöpfe geschlossen. Es war so schwierig, die Knöpfe zu schließen, daß sie Cherry rufen mußte, um ihr zu helfen.
    Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hatte ihre Freundin die Tatsache kommentiert, daß sie bei Claire keine Unterwäsche hatte feststellen können. Claire hatte sich entschuldigt – das hatte nichts mit amourösen Erwartungen zu tun, was Stuart MacIntosh betraf, sondern war eine Notwendigkeit, die das enge Kleid vorschrieb.
    Es hatte sie geärgert, daß sie trotzdem rot geworden war, und auch jetzt verdrängte sie den Gedanken an Stuart. Lieber schaute sie unten auf die Fußgänger, die in den Lichtkreis des Metropole traten oder hinausgingen. Sie war besorgt, daß sie overdressed war, aber diese Sorge war unnötig, wenn sie die Frauen sah, die das Hotel verließen. Festliche Roben waren offenbar nicht selten, wenn man in Venedig abends ausging.
    Die Brise von der Lagune ließ ihre Brustwarzen steif werden, und die Reizung durch den weichen Stoff des Kleids half auch nicht. Um sich abzulenken, schaute sie alle zwei Minuten auf ihre Armbanduhr. Überrascht stellte sie fest, daß Stuart sich verspätete. Er war ihr
nicht wie ein Mann vorgekommen, der eine Frau warten ließ. Vielleicht kam er überhaupt nicht?
    Dieser Gedanke löste bei Claire eine Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung aus. Es wäre das erste Mal seit ihren Teenagerzeiten, daß jemand sie sitzenließ. Trotzdem, vielleicht war es auch gut so, dachte sie, obwohl ihr bewußt war, wie sehr erniedrigt sie sich fühlen würde. Aber Stuart MacIntosh hatte eine beunruhigende Wirkung auf sie, und sie war nicht sicher, ob sie so kurz nach Sean schon derart beunruhigt sein wollte.
    »Signorina?«
    Claire wandte sich um, als sie die Stimme hinter sich hörte. Es war Guiseppe, der Portier. »Signor MacIntosh wartet auf Sie, Signorina Savage.«
    Claire sah ihn verunsichert an, aber Guiseppe strahlte nur. »Ihr barca a motore ist bereit, folgen Sie mir bitte?«
    Guiseppe führte sie zurück ins Hotel, an der Bar vorbei zu einer Seitentür, die sie bisher noch nicht wahrgenommen hatte. Sie führte zu einer kleinen Mole, die von einer einzigen Lampe beleuchtet wurde.
    Stuart MacIntosh streckte sich, als er sie sah, er warf die Zigarette weg und ging Claire entgegen. Claire fühlte sich schrecklich verunsichert. Stuart war größer, als sie ihn in Erinnerung hatte, und er schien auch noch exotischer auszusehen. Um ehrlich zu sein, sie erkannte ihn kaum wieder. Er trug einen cremefarbenen Anzug im Gegensatz zu seiner schwarzen Kleidung, in der sie ihn gestern gesehen hatte. Aber als er sprach, erkannte

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