Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman
Autoren: Jan Smith
Vom Netzwerk:
ironisch. »Ich habe keine Ahnung, ob ich so etwas in Venedig finden kann. Aber ich will es versuchen. In der Zwischenzeit kannst du bei der Universal Film Location anrufen und hören, ob denen etwas einfällt. Möglich, daß sie gerade einen Film in solchem Ambiente drehen, und wir können uns vielleicht einen Tag oder so dranhängen.« Sie kritzelte ein paar Notizen auf den Block neben ihrem Bett. »Bis wann braucht ihr Bescheid?«
    »Das ist das nächste Problem«, sagte Jess, und ihre Stimme klang wieder nervös. »Der Fotograf, die Stylistin und die Models sind schon in Heathrow auf dem Flughafen. Du kannst dir denken, daß sie nicht glücklich sind.«
     
    Claire klopfte an Cherrys Tür.
    »Verschwinde!«
    Sie ignorierte die Aufforderung der Freundin und trat ein. Die Vorhänge waren noch vorgezogen, und Cherry kuschelte in der Bettmitte. Ein qualvolles Stöhnen drang
an Claires Ohren. Sie stellte das Tablett ab, das sie mitgebracht hatte, und zog die Vorhänge weit auf.
    »Komm schon, steh auf. Ich habe dir das Frühstück gebracht. Es ist fast elf Uhr. Was ist überhaupt mit dir los?«
    Cherry hob zögernd den Kopf über die Decke und blinzelte angewidert ins Sonnenlicht.
    Claire betrachtete sie belustigt. »Gib dir keine Mühe, dein Gesicht sagt mir alles. Ich schenke dir einen Kaffee ein.«
    Cherry rappelte sich hoch und stützte ihren Rücken mit den Kissen ab. Claire schenkte zwei Tassen Kaffee ein, schwarz und dampfend.
    »Sehe ich schlecht aus?« fragte Cherry.
    »Entsetzlich. Hier, danach wirst du dich schon besser fühlen.«
    »Woher kommt dieser infernalische Krach?«
    »Das sind Kirchenglocken. Heute ist Sonntag.«
    »Verdammt. Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    Claire schaute zu den verstreut auf dem Boden liegenden Kleidungsstücken.
    »Es sieht so aus, als ob du und Quaid euren Spaß gehabt hättet.«
    »Oh, Claire«, jammerte Cherry, »ich habe eine komplette Närrin aus mir gemacht.«
    »Wieso?«
    »Ich habe mich ihm an den Hals geworfen.«
    »Und?«
    »Er hat mich abblitzen lassen. Er muß mich für ein Flittchen halten. Du siehst, mit meinem Vorsatz bin ich nicht weit gekommen.«
    Claire hob eine Augenbraue und nippte am Kaffee.
»Wenn es dich tröstet«, sagte sie, »habe ich mich auch nicht großartig amüsiert.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit – sie erinnerte sich an Stuarts forschende Finger und errötete. »Ich werde Mr. MacIntosh nicht wiedersehen.«
    Sie starrten beide in ihre Tassen, hingen ihren Gedanken nach und schwiegen, bis Cherry schließlich sagte: »Was sollen wir heute unternehmen? Sollen wir uns was anschauen?« Sie verzog das Gesicht. »Ich glaube, ich verzichte heute mal auf den Strand.«
    »Oh, Cherry, es tut mir leid. Jess hat mich heute morgen angerufen. Ich muß für die Agentur eine Location finden. Ich fürchte, das wird in Arbeit ausarten.« Claire wies auf das Tablett. »Das da ist mein Friedensangebot.«
    »Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde bestimmt etwas finden, womit ich mich beschäftigen kann.« Cherrys düsterer Gesichtsausdruck strafte ihre Worte Lügen.
    Claire stand auf. »Ich muß gehen, um mich ans Telefon zu hängen. Aber am späten Nachmittag sehen wir uns, ja?«
    »Okay. Arbeite nicht zuviel.«
     
    Als Claire gegangen war, rutschte Cherry wieder tiefer ins Bett und schloß die Augen. Wenn sie doch gestern abend nicht soviel getrunken hätte! Sie hatte sich in Quaids Gesellschaft wohl gefühlt, aber dann hatte ihre zügellose Libido alles verdorben – wie gewöhnlich.
    Sie mußte wieder eingenickt sein, denn das Schrillen des Telefons weckte sie.
    Träge griff sie zum Hörer.
    »Guten Morgen, oder ist es schon gar kein Morgen
mehr?« Die Stimme war unverkennbar. »Harper und ich dachten, Sie wollten vielleicht einen Bissen mit uns essen wollen.«
    Cherry war so überrascht, daß sie kaum antworten konnte.
    »Oder haben Sie was Besseres vor?«
    »Nein!« platzte sie heraus, und dann errötete sie, weil man den Eifer in ihrer Stimme hören konnte. Sie zwang sich zur Zurückhaltung und fragte: »Wo treffen wir uns?«
    »Wir sind schon unten in der Halle.«
    »Ich brauche zwanzig Minuten.«
     
    Claire ließ den Hörer auf die Gabel krachen und stieß einen mißmutigen Laut aus. Es war zum Verzweifeln. Seit Stunden hing sie am Telefon, und sie hatte nichts erreicht. Kein einziges öffentliches Gebäude in Venedig schien für die Amore-Foto-Session geeignet zu sein. Oder wenn sie geeignet waren, standen sie zur kommerziellen Nutzung nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher