Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
Vom Netzwerk:
der widrigen Umstände liege ich besser als Plan. Ich könnte heute früher Schluß machen. Warum treffen wir uns nicht am Nachmittag zum Kaffee?«
    »Ich weiß nicht...« Claires und Seans Blicke trafen sich für einen Moment. Grün auf Grün.
    »Bitte. Wer weiß, wann sich noch einmal eine Gelegenheit ergibt.«
    Sie schaute auf die Uhr, hatte kein Ohr für die doppelte Bedeutung, die er in seine Worte gelegt hatte. Es war schon Viertel vor elf, und sie würde sich verspäten. »Okay, aber ich habe nur eine Stunde Zeit.«
    »Ich bin um fünf Uhr in der Lounge des Metropole.«
    Sie war schon durch die Tür.
    Sean widerstand dem Verlangen, seine Faust gegen das Türblatt zu donnern, aber es fiel ihm schwer, seine Frustration zu bekämpfen. Die letzten paar Tage waren eine einzige Katastrophe gewesen. Die Situation mit Lianne hatte sich bald als unmöglich erwiesen. Von Anfang an hatte das Model ihn wissen lassen, daß es für ihn
schwärmte. Und vergangene Nacht hatte Lianne mit einer Flasche Champagner in seinem Bett auf ihn gewartet. Es gibt keinen leichten Weg für einen Mann, einer nackten Frau zu sagen, daß er nicht an ihr interessiert ist. Es hatte die Arbeit mit ihr verdammt erschwert, um es gelinde auszudrücken.
    Aber Lianne war das kleinere Problem, wenn er sie mit Claire verglich. Seit er im Palazzo eingetroffen war, hatte Sean alle die vertrauten Gesten seiner Frau wahrgenommen, wie sie ihr Haare aus dem Gesicht strich, wie sie elegant schritt, ihre Angewohnheit, eine Augenbraue zu heben, wenn sie jemandem zuhörte.
    Wann immer sie in der Nähe war, nahm er sie wahr, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Ihr tiefes, kehliges Lachen, das aus einem anderen Zimmer an seine Ohren drang, hatte eine immense Wirkung auf ihn, er konnte dann an nichts anderes mehr denken – seine Konzentration war weg.
    Wenn er sie mit dem Schotten sah, war es noch schlimmer. Man sah ihnen an, daß sie ein Liebespaar waren. Wenn der andere Mann in der Nähe stand, schien ein inneres Leuchten von Claire auszugehen. Sean hatte sich nie für eifersüchtig gehalten, aber wann immer er sich seine Frau im Bett von MacIntosh vorstellte – und das geschah häufig -, ballte sich unwillkürlich seine Faust.
    Jetzt begriff er, wie sie sich gefühlt haben mußte, als sie seine Affäre mit Caroline herausfand. Er hob die Schultern: Wahrscheinlich hatte er es nicht besser verdient, aber diese Erkenntnis ließ sein Schicksal auch nicht leichter ertragen. Er mußte mit ihr reden, damit er ihr sagen konnte, daß er einen Fehler begangen hatte.
Vielleicht wollte sie ihn nicht zurückhaben, aber dann hatte er es jedenfalls versucht.
    Er langte hoch, um eine Lampe zu richten. In diesem Moment hatte er den Eindruck, daß es bis fünf Uhr noch eine kleine Ewigkeit war.
     
    Es war überraschend leicht für Claire, die Adresse hinter dem Campo di Confraternita zu finden. Sie schaute am Gebäude hoch und schrak zusammen, als sie eine Katze entdeckte, die auf einem Fenstersims über ihr auf sie hinunterstarrte. Claire ignorierte den boshaften Blick, drückte auf den Klingelknopf auf der Leiste neben der Tür, deren Farbe abblätterte.
    »Komm die Treppe hoch.« Sie erkannte Stuarts Stimme trotz der Verzerrung durch die Gegensprechanlage.
    Sie ging langsam die Treppe hinauf. Der Geruch gekochten Kohls und von Knoblauch stieg in ihre Nase. Es war düster im Treppenhaus, und vor jeder Tür hielt sie an. Sie waren alle verschlossen, deshalb stieg sie höher, und endlich erreichte sie eine Tür, die offenstand.
    Sie klopfte und trat in den Raum.
    »Claire!« Sie sah Stuarts Silhouette vor einem hohen Fenster, das vom Boden bis zur Decke reichte. Im Gegenlicht konnte sie seine Gesichtszüge nicht erkennen, aber sie hörte die Erleichterung in seiner Stimme, als er sagte: »Ich dachte schon, du würdest nicht kommen.«
    Sie streckte hilflos die Arme aus. »Ich wurde aufgehalten.« Sie sah sich im Zimmer um und sah so gut wie nichts; ein paar Leinwände standen herum, eine Staffelei in der Mitte, und an einer Wand entdeckte sie ein altes, mit Samt überzogenes Sofa. »Ist Pietro hier?« fragte sie.
    »Er kommt später. Ich wollte die Gelegenheit haben,
mit dir zu reden.« Er bewegte sich vom Fenster, und nun konnte sie sein Gesicht erkennen. Sie sah dunkle Ringe unter seinen Augen. »Warum hast du mich nicht angerufen?«
    »Du hast mir in deinem Brief geschrieben, daß du den Grund kennst.«
    »Ja, ich kenne ihn«, räumte er ein. »Aber ich möchte ihn gern von

Weitere Kostenlose Bücher