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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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Anatomie – wo es noch schmerzhafter wäre.«
    »Claire!«
    Claire ignorierte das gespielte Entsetzen der Freundin und gab dem Barmann mit einer Geste zu verstehen, daß sie noch einen Martini wollte. »Möchtest du auch noch einen?« fragte sie Cherry
    »Nein, danke, ich habe das Glas noch fast voll.« Sie sah verwundert auf Claires leeres Glas. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, alles in Ordnung. Mir geht es prima.« Dann stieß sie einen Seufzer aus. »Nein, stimmt nicht.«
    Cherry sah ihr voller Mitgefühl ins Gesicht. »Es muß schwer für dich sein, Sean den ganzen Tag um dich zu haben.«
    »Ja, das ist es«, sagte Claire. »Ich glaube, ich werde noch verrückt. Wo immer ich bin, ist auch er, ob im Palazzo oder außerhalb. Heute mittag bin ich ihm sogar hier im Foyer begegnet. Er sagte, er wollte irgendwas abholen.«
    »Und was ist mit Stuart?«
    Claires Gesicht verdunkelte sich. »Sagen wir, daß sich die Dinge genau in dieser Richtung verkompliziert haben.«
    »Aber du triffst dich noch mit ihm?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Der Barmann brachte den Martini an ihren Tisch und
nutzte die Gelegenheit, die beiden Frauen ausgiebig zu mustern. »In der Rezeption liegt ein Päckchen für Sie, Signora Savage«, sagte er. »Möchten Sie, daß ich es Ihnen bringe?«
    »Ein Päckchen!« rief Cherry aufgeregt. »Was, glaubst du, wird drin sein?«
    »Nun rege dich gleich wieder ab«, beschwichtigte Claire. »Es hat wahrscheinlich mit dem Job zu tun.« Claire nickte dem Barmann zu. »Ja, danke, bitte bringen Sie es nur.«
    Aber als sie den Brief sah, der an das Päckchen geheftet war, wußte sie, daß es nichts mit dem Job oder der Agentur zu tun hatte. Sie riß den Brief ab und steckte ihn in ihre Tasche.
    »Willst du ihn nicht lesen?« fragte Cherry.
    »Später.«
    Cherry schaute neidisch auf das Päckchen. »Nun zeige mir schon, was drin ist.«
    »Mach schon«, sagte Claire lachend. »Öffne es für mich.«
    Cherry riß mit den langen Fingernägeln eifrig das braune Papier ab und legte eine kleine Samtschachtel frei. Sie sah Claire fragend an, und mit einem Kopfnicken ermutigte die Freundin sie, die Schachtel zu öffnen.
    »Oh, es ist wunderschön«, hauchte Cherry. »Es paßt zu den Armbändern.« Entsetzt sah sie die Freundin an. »Du wirst es doch nicht zurückschicken?«
    Claire hob das schwere Silberhalsband aus dem samtenen Nest. »Nein. Ich brauche nämlich etwas, das ich zur Party tragen kann – falls ich hingehe.«
    »Was für eine Party?«

    »Vittorios Geburtstagsparty am Samstag abend im Palazzo Giardino. Ich habe oben in meinem Zimmer ein paar Einladungen, auch für dich. Offenbar ist es ein Maskenball. Ich schätze, es geht in Ordnung, wenn du deine beiden Probleme mitbringst – falls du sie bis dahin nicht gelöst hast.«
    »Aber ich muß am Samstag morgen zurückfliegen.« Cherry zog ein langes Gesicht, und die Enttäuschung verdunkelte ihre großen Augen.
    »Oh, verdammt, das hatte ich vergessen. Ich kann gar nicht glauben, daß die Zeit so schnell verflogen ist. Hör mal, du kannst bei mir wohnen, bis wir mit dem Fototermin fertig sind – wie wäre das?«
    »Ich würde es gerne tun, aber es geht nicht. Ich kann es mir nicht erlauben.«
    »Ich kann dir Geld leihen.«
    Cherry schüttelte den Kopf. »Danke für das Angebot, aber ich kann es nicht annehmen.« Dann fügte sie hinzu: »Es gibt eine andere Lösung...«
    »Welche?«
    »Ich hatte ein Jobangebot. Hier in Venedig.«
    »Was für ein Job?«
    »Einer der wichtigen Sorte – Honorar bar auf die Hand. Ich wollte ablehnen, aber jetzt...« Sie brach ab.
    Es war ungewöhnlich, daß ihre Freundin mit Informationen dieser Art hinterm Berg hielt, und dieser Umstand machte Claire nur noch neugieriger. Aber so sehr sie auch versuchte, Cherry zu locken, es gelang ihr nicht, etwas aus ihr herauszuholen.
     
    Später, in ihrem Zimmer, nahm Claire das Halsband aus der Schachtel und legte es vor dem Spiegel an. Das Band
legte sich fest und wie angegossen um ihren Hals, und es war so schwer, daß es eher wie ein Mittel zum Festhalten wirkte, wenn auch als Schmuckstück verkleidet.
    Mit einer aufsteigenden Röte im Gesicht, die sie nicht allein auf den Martini zurückführen mochte, holte sie Stuarts Brief aus der Tasche und öffnete den Umschlag. Die Schritt auf dem kostbaren Papier war steil und männlich. Während Claire las, bemerkte sie, daß seine selbstbewußte Handschrift im Gegensatz stand zu seinen Gefühlen.
    Claire, Du

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