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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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weichst mir aus, und ich glaube, ich weiß, was Du denkst. Aber ich bitte Dich, beurteile mich mit Deinem Herzen und Deinem Verstand, aber nicht allein mit Deinen Augen. Rede mit mir. Kannst Du mich morgen um elf in Pietros Studio, Calle San Francisco 41, hinter dem Campo di Confraternita, treffen? Es wird uns beiden gut tun, für eine Weile dem Palazzo Giardino fern zu sein. Bitte, lasse mich nicht warten.
    Dein Stuart
    PS: Ich hoffe, das Halsband gefällt Dir.
     
    Als sie den Brief gelesen hatte, schaute Claire auf und sah ihr Bild im Spiegel. Ihre Augen glitzerten fiebrig. Als sie diesen Ausdruck in ihren Augen sah, wußte sie, daß sie keine Wahl hatte – sie würde ins Studio gehen.
     
    Am anderen Morgen ging Claire früh zum Palazzo. Aber je näher es auf elf Uhr zu ging, schien sich alles dagegen verschworen zu haben, daß sie ihre Verabredung mit Stuart pünktlich einhalten konnte. Zuerst gab es
Probleme mit den Musterflakons von Amore, die der Kunde zur Verfügung gestellt hatte – sie waren nicht gefüllt, obwohl Sean eigens darum gebeten hatte. Claire und Carol, die Stylistin, füllten sie dann mit einem schwachen Tee, um die Originalfarbe möglichst genau zu treffen.
    Und dann stellte sich heraus, daß ein Model fehlte. Claire fand es zusammengekauert auf einer Bank im Garten. Das Mädchen hatte den Kopf gesenkt, die sorgsam gedrehten Locken fielen an den Seiten hinab.
    Claire trat über den Rasen und näherte sich dem Mädchen, hob den Kopf und sah, daß das Gesicht mit Tränen überströmt war.
    »Mrs. Savage.« Das Mädchen versuchte rasch, sich die Tränen aus den Augen zu wischen.
    »Lianne, alle suchen dich.«
    »Ja?«
    Ein neuer Tränenschub quoll aus den Augen.
    Claire setzte sich neben sie auf die Bank. »Was ist los? Was auch immer es ist, ich bin sicher, daß wir helfen können.«
    Aber das Mädchen schüttelte nur den Kopf.
    »Ist es dein Kostüm? Sind es deine Haare?« Claire versuchte, ihren Unmut zu verbergen. Liannes Krise kostete sie wertvolle Zeit, aber sie wußte auch, daß man die Nöte der Mädchen mit viel Fingerspitzengefühl angehen mußte. Trotz ihres ungewöhnlich guten Aussehens ist das Selbstbewußtseins der Models so zerbrechlich wie eine Eischale. Ein scharfes Wort, eine ungeduldige Geste, und das Mädchen konnte schon auf dem Weg zum Flughafen sein, und dann begannen die Probleme erst für die Agentur. »Hat jemand dich verletzt?«

    Das Model schluchzte.
    Plötzlich wußte Claire die Antwort. »Ist es ein Mann?«
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Mrs. Savage.« Ihr schönes Gesicht war verzerrt. Sie fuhr sich mit einem Taschentuch über Augen und Wangen. »Er muß sich totlachen über mich. Ich kann mich bei den Aufnahmen nicht konzentrieren.«
    Claire reichte ihr ein frisches Taschentuch. »Hör zu, Mädchen, es gibt keine Frau, die sich bei dem einen oder anderen Mann nicht schon zum Narren gemacht hat. Wichtig ist nur, daß er nicht bemerken darf, wie sehr er dich verletzt hat.« Sie seufzte. »Gehört er zum Team?«
    Lianne warf Claire einen Seitenblick zu und nickte. »Nun, wenn er dich in diesem Zustand sieht, ist das bestimmt nicht gut. Und wenn er über dich lacht, solltest du keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden, er ist es nicht wert. Also, wenn du mich fragst, ich würde ihm diesen Triumph nicht gönnen.« Allmählich versiegten Liannes Tränen. Claire wartete neben ihr und verbarg ihre Ungeduld. Sie atmete die schweren Düfte des Gartens ein. Schließlich richtete sich das Model auf.
    »Ich glaube, es geht mir wieder besser.« Aber dann sah sie den Mascaraschmier in ihrem Taschentuch. »Mein Make-up ist ruiniert! So kann ich unmöglich hineingehen!«
    Claire erwartete mehr Tränen und hatte rasch die Lösung parat. »Ich schicke Susan zu dir.«
    Die Visagistin stand bei Ewan Jones. »Lianne ist im Garten«, sagte sie. »Kannst du dich um sie kümmern?«
    »Klar, kein Problem.« Die junge Frau nahm ihren Schminkkorb und lief hinaus.

    Sean trat zu ihnen. »Hast du sie gefunden?«
    »Ja, Susan muß sie noch ein bißchen renovieren, dann hast du sie wieder.«
    »Gott sei Dank.«
    Da sie ihre Samaritermission erfüllt hatte, wandte sie sich zum Gehen. Aber noch bevor sie die Tür erreicht hatte, hielt Sean seine Frau zurück.
    »Du hast mir versprochen, Zeit für ein Gespräch zu finden.« Er behielt ihr Gesicht im Auge und sah, daß sie rot wurde.
    »Ich weiß.« Sie wich seinem Blick aus. »Aber wir sind sehr beschäftigt gewesen.«
    »Hör zu, trotz

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