Palazzo der Liebe
Stephen ruhig.
„Dann … dann bin ich Frans Tochter?“
„Ja, Fran war eine sehr starke Frau. Wegen ihrer Prinzipien verzichtete sie nicht nur auf die einzige Liebe ihres Lebens, sondern auch auf die gemeinsame Tochter. Dein Vater und Maria wollten dich Francesca nenne, aber Fran bestand auf Sophia, ihrem zweiten Vornamen. Und als den schönsten Tag in ihrem Leben bezeichnete sie in ihrem Tagebuch jenen, an dem sie deinen Namen mit ihrem Ring in eine Fensterscheibe ritzte.“
„Dann habe ich mich nicht getäuscht, als ich das Gefühl hatte, schon einmal hier gewesen zu sein?“
„Nein, damals warst du kaum vier Jahre alt, und danach sah Fran dich nie wieder. Aber sie hat jeden Tag an dich gedacht, und an deinem fünfundzwanzigsten Geburtstag wollte sie dir die Padua-Perlen schenken. Kurz vor deinem Geburtstag, fast so, als hätte sie eine Vorahnung, schrieb sie den letzten Eintrag in ihr Tagebuch. Er lautete, dass sie zu deinem Ehrentag wohl schon vor ihrem Schöpfer stehen, aber vorher dafür sorgen würde, dass dich ihr Geschenk auch sicher erreiche. Und da Maria und Paolo beide nicht mehr lebten, wollte sie deinem Vater auch die Erlaubnis geben, dir die Wahrheit zu erzählen.“
„Aber dazu kam es nicht mehr, weil er selbst starb“, flüsterte Sophia ergriffen. „Kurz nach seiner großen Liebe …“
„Wir anderen erfuhren erst davon, als ihr Testament schließlich doch noch auftauchte und anwaltlich verlesen wurde. Dort nannte sie nämlich auch den Namen ihrer Tochter – Sophia Jordan. Als Gina erfuhr, dass Fran nie vorhatte, ihr die Padua-Perlen zu hinterlassen, geriet sie natürlich außer sich und weigerte sich zunächst zu glauben, dass es diese Tochter überhaupt gab. Doch als Rosa und Roberto gestanden, schon immer von deiner Existenz gewusst zu haben, drohte sie förmlich überzuschnappen. Sie verdoppelte ihre Anstrengungen, die Kette zu finden, und dabei kam heraus, dass noch etwas fehlte … Frans Schmuckschatulle, die sie ihr Leben lang wie einen Augapfel gehütet hatte.“
„Die Schatulle, die mein Vater mir zum fünfundzwanzigsten Geburtstag schenken wollte.“
„Genau. Irgendwann drückte Rosa ihr Gewissen und sie gestand mir, dass sie auf Frans ausdrücklichen Wunsch Roberto mit einem Päckchen nach London geschickt habe, das er deinem Vater persönlich übergeben sollte.“
„Also doch Roberto!“
„Du hast ihn aber nicht selbst gesehen?“
„Nein, aber meine Vermieterin hat ihn mir sehr bildhaft beschrieben, und später dachte ich, dass es sich bei dem Päckchen um die Schmuckschatulle gehandelt haben musste, die mein Vater in seinem Schreibtisch versteckt hielt.“ Sophia stutzte und krauste die Stirn.
„Dann stammte das Kärtchen dazu vielleicht gar nicht von meinem Vater, sondern von Fran …“
„Was stand denn darauf?“
„ Für Sophia, mit all meiner Liebe. Herzlichen Glück wunsch zu Deinem fünfundzwanzigsten Geburtstag.“
„ Fran hatte es von ihren Eltern zu ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag bekommen.“
Sophias Augen füllten sich mit Tränen.
„Und da sie dir die Schatulle schickte, erscheint es doch nur allzu logisch, dass die Perlen darin sein müssten.“
„Tja, leider Fehlanzeige. Was mag nur mit der Kette geschehen sein?“
„Ich wollte, ich wüsste es. Vielleicht hat dein Vater sie vorsichtshalber in einem Bankschließfach deponiert?“
„Jetzt weiß ich, was passiert ist!“, rief Sophia aufgeregt, ohne ihm überhaupt zuzuhören. „An dem Abend, als wir uns kennengelernt haben, ist jemand in meine Wohnung eingedrungen und hat mein Schlafzimmer durchsucht …“ Sie stockte, als sie Stephens Gesichtsausdruck sah.
„Du … du warst es“, flüsterte sie. „Du hast meine Schlüssel entwendet und bist später zurückgekommen.“
„Ja.“
„Dann warst du also wegen der Perlen in London. Um sie zurückzuholen.“
„Ich war zwar wegen der Perlen in London, wollte sie aber nicht zurückholen.“
„Was wolltest du dann?“
„Einfach nur sichergehen, dass die Padua-Perlen auch bei der richtigen Person landen. Vergiss nicht, zu dem Zeitpunkt kannte ich Frans Tagebücher noch nicht und hatte nie zuvor etwas von einer Sophia Jordan gehört. Und als Gina von Robertos Londonbesuch erfuhr und er zugab, dass er sich nicht an den Mann erinnern konnte, dem er das Päckchen übergeben hatte, verunsicherte das uns alle.“
„Aber er muss meinen Vater doch von früher gekannt haben, als der den Palazzo regelmäßig besuchte.“
„Die
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