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Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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rot wurde, und griff wieder nach dem Glas mit dem süßen Likör. Entweder bemerkte es Donna Sofia nicht, oder sie tat wenigstens so, denn sie raffte ihre Röcke und stand auf.
     
»Es ist ein wunderschöner Abend, lassen Sie uns auf die Terrasse hinausgehen.«
     
Endlich das Haus verlassen, Luft auf ihrer Haut, vielleicht Wind in ihren Haar spüren. Cecilia nickte.
     
Wind im Haar spürte sie jedoch nicht, als sie auf der Terrasse stand und sich an das Geländer lehnte, aber die Nachtluft streichelte ihre Haut wie Seide. Vom Garten waren Büsche und Bäume nur als Schatten zu erkennen. Es sah aus wie ein Labyrinth, in dem man sich verlieren konnte.
     
Nicolòs Mutter hatte keinen Blick für den Garten. Sie lehnte in reizvoller Pose am Geländer und beobachtete die Tür, hinter der Cecilia das Esszimmer erkannte. Die Schemen der Männer waren durch die Scheibe zu sehen.
     
»Ich bin froh, endlich wieder draußen zu sein.«
     
»Vier Tage im Bett können lang sein. Mein schlimmer Sohn hätte mir etwas sagen sollen, ich hätte Ihnen die Zeit vertrieben. Erzählen Sie mir von Ihrer Ehe. Es muss langweilig gewesen sein mit einem Gelehrten. Immer nur Hesiod. War er viel älter als Sie?«
     
»Hesiod? Sehr viel.« Cecilia brachte ein Lächeln zustande, hatte aber gleichzeitig das Gefühl, als würde sie auf die Probe gestellt, und geriet ins Schwimmen.
     
Es war etwas anderes, bei Tisch zu schwadronieren, als unter vier Augen ausgefragt zu werden. Sie merkte, wie lückenhaft die mit Nicolò erdachte Geschichte war. Wie war das Leben mit einem gelehrten Ehemann im achtzehnten Jahrhundert? Sie wusste nicht einmal, wie so eine Ehe in ihrer Zeit wäre.
     
»Ich … ja … er hat sich hinter seinen Büchern verkrochen«, fabulierte sie los. »Die … die meiste Zeit habe ich nur seinen Rücken gesehen.«
     
»Sie müssen froh sein über Ihre Rückkehr, auch wenn es vorerst nur die Terraferma ist. Warten Sie ab, bis wir in Venedig sind.«
     
»Ich kann es kaum erwarten, die Stadt wiederzusehen.« In Wirklichkeit war sie erst einmal als Kind mit ihren Eltern in Venedig gewesen, aber es gehörte zu ihrer Rolle. Dabei hoffte sie, Nicolòs Mutter würde nun kein Gespräch über die Stadt beginnen. Dabei würde sie sich unweigerlich verraten – sie wusste viel zu wenig für jemanden, der angeblich seine Kindheit dort verbracht hatte. Deshalb lenkte sie schnell ab. »Was mir in Alexandria am meisten gefehlt hat, war das Läuten der Kirchenglocken. Es gab nur eine kleine christliche Gemeinde dort und nur eine Kirche. Dafür waren überall die Rufe des Muezzins zu hören.«
     
Sie hoffte, dass es in etwa stimmte. In dem Buch über Alexandria hatte sie nur ein paar Seiten gelesen. Sie war viel zu abgelenkt gewesen, als dass sie sich darauf hätte konzentrieren können.
     
»Wie schrecklich, unter diesen Heiden zu leben.«
     
Cecilia zuckte mit den Schultern und drehte sich halb um, so dass sie in den Garten hinunterblicken konnte. Das Mondlicht spiegelte sich silbern im Wasserbassin.
     
»Sie mögen meinen schlimmen Sohn, ich sehe das. Er kann überaus charmant sein. Aber er ist auch ein Mann und vergisst manchmal, was er bei einer Frau anrichten kann.«
     
Cecilia zuckte zusammen, aber die andere sprach bereits weiter: »Nicolò muss heiraten und seine Ehe dem Avogador di Comun anzeigen, und er muss eine Frau patrizischer Abstammung heiraten, damit seine Söhne ebenfalls Patrizier sind und dem Großen Rat angehören können. Es muss sein, sonst erlischt die Casa Capelli San Benedetto.«
     
Sie weiß alles über mich, schoss es Cecilia durch den Kopf. In wenigen Stunden hat sie mich als Betrügerin entlarvt. Zum Glück lehnte sie am Terrassengeländer, sonst wäre sie zu Boden gesunken. Ihre Beine schienen aus Gummi zu bestehen, und ihre Hände krampften sich um das steinerne Geländer, dass die Knöchel weiß hervortraten. Nicolò hatte ihr das mit dem Avogador di Comun erklärt. Das war eine Behörde der Stadt Venedig, die für die Verfolgung von Verbrechen zuständig war, aber auch das Adelsregister führte und über die Patrizier wachte.
     
»Sie müssen … Ich weiß … weiß nicht, was Sie meinen.«
     
»Sie wissen es sehr gut. Denken Sie immer an meine Worte und geben Sie sich meinem schlimmen Sohn nicht mit Haut und Haar hin. Daraus kann nichts Gutes entstehen.«
     
»Ich gebe mich niemanden hin.«
     
»Dann ist es ja gut.«
     
Für die Warnung war es zu spät. Brennende Tränen stiegen in Cecilias Kehle

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