Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
Vom Netzwerk:
die Medaille sich nicht drehen. Das Bild war schief, sie wusste es, dennoch klammerten sich ihre Gedanken hartnäckig daran. Am besten war sie wachsam und ließ die Sache mit Nicoló auf sich zukommen. Neugierig war sie auf ihn – aber nur ein bisschen.
     
»Einen Dukaten für Ihren Gedanken, Signora.« Rossi glitt neben sie auf die Bank.
     
Cecilia rutschte sofort bis an den Rand.
     
»Wenn ich festhalten darf: Ich habe Sie gefunden.« Er hörte sich an, als gäbe ihm das besondere Rechte an ihr, und tatsächlich rückte er ihr näher und stützte eine Hand hinter ihrem Rücken auf dem Stein ab. Sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt, und seine Miene in der Dunkelheit schwer zu deuten, aber wenn Cecilia etwas zu sehen meinte, war es schamlose Gier.
     
»Sie haben mich gefunden. Das Spiel ist aus für mich. Lassen Sie uns zur Villa zurückgehen und sehen, wer noch gefunden wurde.« Sie wollte aufstehen, aber Rossi hielt sie am Arm fest.
     
»Das können wir danach machen, zunächst mein Preis.«
     
»Es gibt keinen.«
     
Sie kam nicht gegen die Hand an, die sie unerbittlich festhielt und zu sich heranzog. Ihr Oberkörper sackte gegen seinen. Er fühlte sich dem Sieg nah.
     
»Gerade eben habe ich den Preis festgesetzt. Einen Kuss, Signora.«
     
»Nein!«
     
Cecilia mobilisierte ihre Kräfte. Ihr Widerstand kam für ihn überraschend, und es gelang ihr, sich loszureißen. Sie versetzte dem Lüstling einen Stoß vor die Brust, der ihn von der Bank kippen ließ. Blind vor Tränen stolperte sie davon.
     
Die Dunkelheit im Park war ihr ein Trost. Nur weg von hier und möglichst viel Abstand zwischen sich und Rossi bringen. Cecilia wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, dabei kümmerte sie sich nicht darum, ob sie die Schminke verschmierte. Geräuschvoll zog sie die Nase hoch.
     
»Donna Cecilia.« Eine tadelnde nasale Stimme. Nicolò stand als Schatten neben einer Buchsbaumhecke.
     
Sie warf sich in seine Arme, vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Die Erleichterung, ihn gefunden zu haben, ließ die Tränen fließen. Ihr Zittern ließ nach, als sie seine Arme um ihren Körper spürte.
     
»Piccolina, was ist passiert?« Seine Stimme klang beruhigend.
     
»Entschuldigung. Ich weiß, Sie können heulende Frauen nicht ausstehen«, schniefte sie, atmete tief durch und hob den Kopf.
     
Er reichte ihr ein Taschentuch. Sie nahm es, wischte sich über das Gesicht und hoffte, dass die Tränen nicht allzu viele Verheerungen angerichtet hatten.
     
»Es geht wieder«, sagte sie. Sie wischte sich noch einmal über die Augen und behielt vorsichtshalber das Taschentuch.
     
»Jetzt müssen Sie mir sagen, was Sie so in Unruhe versetzt hat.«
     
»Ich …« Cecilia zögerte. Sollte sie Rossis schändliches Betragen verraten? Er war mit Nicolò befreundet, vielleicht würde der eher ihm als ihr glauben. Und außerdem war so gut wie nichts passiert, nichts, worüber sie sich in ihrer Zeit aufgeregt hätte. »Eine Fledermaus hat sich in meinem Haar verfangen und mich erschreckt.«
     
»Das soll ich glauben, obwohl Sie sonst so mutig sind und mir unentwegt trotzen.« Er näherte seinen Mund ihrem Ohr. »Cecilia.«
     
Die Art, wie er ihren Namen aussprach, ließ sie alle Schrecken vergessen. Er hatte eine Macht über sie, die sie willenlos werden ließ.
     
»Ich denke viel eher«, begann er wieder, »einer meiner nichtsnutzigen Freunde hat sich Ihnen in unangemessener Weise genähert. War es Rossi?«
     
Sie reagierte nicht. Was auf der Bank geschehen war, war in seiner Nähe nicht mehr wichtig.
     
»Sie brauchen nichts zu sagen. Ich kenne ihn. Wenn ich ihn in die Finger bekomme!« Die letzten Worte hatte er geknurrt und dabei eine Hand zur Faust geballt. Gleich darauf zeigte er wieder seine fürsorgliche Seite und bot ihr den Arm.
     
»Lassen Sie uns ein paar Schritte gehen.«
     
Er führte sie nicht zur Villa zurück, sondern weiter in den Park hinein.
     
Vor ihnen schälten sich in der Dunkelheit die Umrisse eines Gebäudes heraus. Ein Gartenpavillon, schoss es Cecilia durch den Kopf, war sicher ein geeigneter Ort für in intimes Stelldichein. Würde er ihr wieder die Hände fesseln?
     
»Oder sehnen Sie sich nach der Gesellschaft der anderen?«, fragte Nicolò, während sich das Gebäude vor ihnen von einem Pavillon in einen Gärtnerschuppen verwandelte.
     
Sie gab keine Antwort, und er schien auch keine zu erwarten, denn er zog sie weiter.
     
Es war ein Gärtnerschuppen, aber neben einem Platz

Weitere Kostenlose Bücher