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Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Titel: Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Schmerzen noch weidete. Daher wollte er sich mit aller Macht zusammen nehmen und sich nichts anmerken lassen. Doch das schien ihm heute nicht gelingen zu wollen. Er kroch auf Knien und Ellbogen vo r wärts.
    „Sehr schön, sehr schön. Dein kleiner Arsch gefällt mir richtig gut“, murmelte Eddy verzückt.
    Wie sollte er das nur aushalten? Eddy schien nicht genug kriegen zu wollen und Tyler kämpfte sich durch ein Meer von Schmerzen. Er hatte keine Kraft mehr, um sich zurück zu halten. In seinen Ohren begann es zu Rauschen und mittendrin hörte er ein verwundetes Tier schreien. „Mama, Mama, Mama.“ Aber benutzte denn ein Tier Worte? Ein kleiner Winkel seines Gehirns schien merkwürdig entrückt und zog trotzdem in aller Logik seine Schlüsse. Tyler begriff nicht, dass er es war, der schrie.
    Maureen konnte ihm jedoch nicht helfen. Sie war an diesem Abend ins K o ma gefallen und sollte nie wieder daraus erwachen.
    Plötzlich tauchte Rodneys Gesicht im Nebel auf. „Nimm T.J., nimm das!“
    Er spürte einen Gegenstand in seiner Hand. „Knall ihn ab, knall ihn ab!“
    Rodney schrie unentwegt, Eddy brüllte vor Wut und stieß fester zu. Schme r zen, nichts als Schmerzen. Tyler dachte: fort … fort … fort.
    Dann peitschte ein ohrenbetäubender Knall durch den Raum. Eddys Körper sackte mit seinem ganzen Gewicht auf ihm zusammen.
    Da war Blut, so viel Blut. Tyler blieb die Luft weg und endlich hüllte ihn gnädige Finsternis ein.
    Jemand schüttelte ihn - von ganz weit weg.
    „T.J., T.J., wach auf! So wach doch wieder auf! Bitte!“
    Es kam näher.
    „Bitte!“
    Wer weinte?
    Endlich schlug er seine Augen auf, und mit dem Sehen kehrten auch die übrigen Sinne zurück. Das Blut verbreitete einen widerlichen Gestank. Ihm drohte erneut Übelkeit.
    Tyler versuchte, Eddys leblosen Körper von sich zu schieben. Gemeinsam mit Rodney gelang es ihm endlich. Auf allen Vieren kroch er ins Badezimmer, wo er sich übergeben musste. Sein Schädel schmerzte höllisch. Er hing noch immer würgend über der Kloschüssel, als Rodneys kleine Hand sich auf seine Schulter legte. Dies beruhigte ihn tatsächlich ein wenig.
    „Wir müssen Hilfe holen“, murmelte Tyler schließlich leise.
    „Den Feuerwehrnotruf?“, fragte sein Bruder vorsichtig.
    „Ich denke schon.“
    Rodney flitzte zum Telefon. Dann kam er zurück mit einer Unterhose und schwarzen Cordjeans für Tyler. „Zieh das an!“
    Tyler wurde schon wieder übel, doch es gelang ihm immerhin, in die Sachen zu schlüpfen. Haltsuchend lehnte er sich an die Wand und schloss die A u gen. Sein Kopf dröhnte wie ein Presslufthammer.
    Als es an der Tür läutete, sprang Rodney sofort auf. Tyler hatte nicht mal die schrille Sirene wahrgenommen.
    „Hast du uns gerufen, mein Junge?“
    Rodney nickte und ließ die Sanitäter eintreten.
    „Grundgütiger.“
    Einer der Männer beugte sich über Eddy. „Es ist Mr. Walsh.“ Der Sanitäter suchte nach einem Pulsschlag oder Anzeichen einer Atmung, fand jedoch nichts. „Ich rufe die Polizei, hier ist nichts mehr zu machen. Ist noch jemand im Haus, Junge?“
    „Mom und mein Bruder. Er ist verletzt.“
    Die Polizei traf nur wenige Minuten später ein und auch ein zweiter Rettungswagen. Tyler und Maureen wurden in die Notaufnahme des Kranke n hauses gebracht.
    „T.J., lass mich nicht allein! Bitte!“, rief Rodney noch schluchzend hinter ihm her. Einer der Polizisten versuchte, ihn zu beruhigen. Es war das letzte Mal, dass er seinen Bruder sah.
     
    Tyler starrte an die Decke. Die große Lampe blendete ihn, er schloss resi g niert die Augen.
    „Ich bin Dr. White. Wie ist dein Name?“
    Er blinzelte. „Tyler Carmichael.“
    „Schön Tyler, wie alt bist du?“
    „Sechzehn.“
    „Okay, dann übernimmt das jetzt meine Kollegin“, erklärte ihm der Arzt r u hig.
    „Wo ist meine Mom?“
    „Das kann ich dir im Moment nicht beantworten. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich es weiß.“
    In der Notaufnahme ging es zu wie in einem Bienenstock.
    „Hallo, du bist Tyler, nicht wahr? Ich bin hier im County die Kinderär z tin, Dr. Rosenthal.“
    „Ich bin kein Kind mehr“, antwortete er trotzig.
    „Ja, das sagen sie alle, sobald sie über zehn sind. Was habt ihr Teenies bloß heutzutage?“ Doch als sie ihren Blick hob und seine maßlose Traurigkeit wahrnahm, zögerte sie für einen Moment. Sie schaute in A u gen, die sogar noch sein wahres Alter Lügen straften. Dr. Rosenthal stellte ihre Fragen und Tyler antwortete einsilbig. Ihm wurde

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