Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
gepresst ihren Atem ausstieß und ihn kurz von der Seite musterte. Er selbst gab ein verächtliches Schnauben von sich und hoffte, nicht rot zu werden. Es war ihm im Moment herzlich egal, ob Mrs. Mu l len dies als Zustimmung deutete.
„Wie wäre es zum Beispiel mit der hübschen Blonden, die letztens auf der Ranch gewesen war?“, fragte Ryan weiter, als würde er damit mögl i che Kandidatinnen in Betracht ziehen.
Tyler spürte, dass ihm jetzt die gesamte Aufmerksamkeit der Sozialarbeiterin gehörte. Er schüttelte jedoch unglücklich den Kopf. Wenn die Situation eine andere gewesen wäre, hätte er vielleicht über die Vo r stellung gelacht, dass die wohlerzogene Dr. Svenson und er heiraten sollten. So jedoch, blieb ihm das Gelächter im Halse stecken. Sein Herz wurde ihm schwer, als er sah, wie er Ryan damit auch den letzten Hoffnung s schimmer raubte.
„Sei tapfer Kumpel! So schlimm, wie du jetzt glaubst, wird es sicher nicht werden.“
Er strubbelte dem Jungen durchs Haar, bevor er sich erhob und der Sozialarbeiterin die Tüte mit den Sachen, die er dem Jungen gekauft hatte, überreic h te.
Rebecca nahm Ryan an die Hand und zog ihn mit sich auf den Parkplatz. Er ließ es widerspruchslos zu. Mit ihrem Wagen brachte sie ihn persö n lich in sein neues Heim.
Orlando saß im Wartebereich für Patienten und unterhielt sich währenddessen mit Dr. Tanner. Mit ihren Gedanken waren beide allerdings bei dem neunjährigen Ryan Lillywhite. Sie wollten ihm und Tyler die Möglichkeit geben, sich in Ruhe voneinander zu verabschieden. Doch sie bekamen mehr davon mit, als ihnen lieb war. Erst recht, als Ryan damit begann, laut und verzweifelt seine Fragen zu stellen. Schließlich gaben sie jeden Versuch von oberflächlicher Konversation auf. Als Tyler sich ihnen mit hängenden Schultern näherte, erwachte augenblicklich in Elizabeth der Wunsch, ihn zu trösten. So lud sie die beiden Männer spontan zum Barbecue für den morgigen Abend zu sich nach Hause ein.
Charlotte erwachte, und ihr Blick huschte rasch zu den Ziffern ihres Weckers. Ihr fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass ja heute Samstag war. Endlich ein freier Tag und außer dem Barbecue am Abend bei Josh und Liz lag nichts an. Sie verfügte also über massenhafte Zeit.
Die Zweige des Kirschbaumes vor ihrem Fenster bewegten sich sacht im Wind. Sie steckte ihren Kopf hinaus. Vom Garten her wehte ein blumiger Duft herein. Genau wie früher, kam es ihr, wie so oft in letzter Zeit, in den Sinn. Mit einem Mal hatte es Charlotte sehr eilig nach draußen in den Garten zu gelangen. Sie machte sich nicht die Mühe in ihre Biolatschen mit dem gesunden Korkfußbett zu schlüpfen. Barfuß und nur mit einem Shorty und einem weichen pinkfarbenen Top mit Spaghettiträgern bekleidet, lief sie die Stufen hinunter und verschwand durch die Hintertür. Als ihre nackten Füße das Gras berührten, regte es sie an, um dann aus irgendeinem unerfindlichen Grund heraus einem Gefühl der Beruhigung Platz zu machen. Erleichtert atmete sie aus. Als sie ihre Zehen krümmte, um die Grashalme intensiver zu spüren, entfuhr ihr ein leises Seufzen. Der Morgentau war bereits fast verdunstet und hatte lediglich eine leichte, jedoch angenehme Kühle des Grases hinterlassen. Charly lächelte. Sie stand hier, im Garten ihres Großvaters - der Ort, nach dem sie sich mehr als ein halbes Leben lang gesehnt hatte. Die ve r einzelten Gänseblümchen neigten ihre Köpfchen der Sonne entgegen und es gab niemanden, der ihr dies alles fort nehmen konnte. Lächelnd schaute sie sich um und versuchte dabei, jede Einzelheit tief in sich au f zunehmen. Es schien, als würden ihr die zahllosen Blumen einen guten Morgen zu raunen. Die Rosen drüben zum Beispiel, waren ziemlich stolz und neigten nur ganz leicht ihre Häupter, wohingegen die munteren Dahlien sie fröhlich angrinsten. Der knallrote Phlox machte sich wah r scheinlich ein wenig über sie lustig, denn er wiegte sich hin und her. Die prachtvollen Hortensien nickten gutmütig, fast mütterlich und der vorwitzige Sonne n hut schien ausgelassen zu tanzen.
Ihr heftig knurrender Magen brachte sie plötzlich in die Realität zurück. Entschlossen drehte sie sich um und stapfte zielstrebig in die Küche. Es duftete verführerisch. Seltsam, dass ihr das vorhin noch nicht aufgefallen war. Charly zog die Tuchzipfel des Brotkörbchens beiseite. Hm - Bertha hatte frische Brötchen gebacken. Der Tisch war nur für eine Person gedeckt: ein Krug frisch
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