Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
unförmiges Etwas, von einer staubigen grauen Decke verhüllt. Ein Sattel kam darunter zum Vorschein. Trotz seiner Schutzhülle, die offensich t lich nicht viel genutzt hatte, war das gute Stück völlig verdreckt. Als Tyler es im hellen Tageslicht draußen genauer inspizierte, pfiff er ane r kennend durch die Zähne. Der Sattel war wunderschön gearbeitet. Er holte sich gleich ein paar Putzlappen und begann mit der sorgfältigen Reinigung. Es würde eine Weile dauern, bis er dessen Urzustand wieder hergestellt hatte. Vielleicht konnte Orlando ihm noch hilfreiche Tipps geben. Zum Beispiel: welches Lederfett sich am besten eignete, oder wie er die Messingteile optimal polieren konnte. Er musste ihm den Sattel bald zeigen, überlegte er, mit einer für ihn eher untypischen Ungeduld.
Bereits am Nachmittag bekam Tyler die Gelegenheit. Orlando strich fast ehrfürchtig über das alte weiche Leder.
„Sagtest du nicht, du könntest mir das Reiten beibringen?“, fragte Tyler se i nen Freund.
„Richtig. Allerdings nicht auf diesem Sattel“, stellte Orlando klar.
„Warum?“
„Du als Anfänger brauchst zunächst mal einen neuen, der mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet ist.“ Orlando wies dabei auf die Gurte der Steigbügel. Wie um seine Worte zu unterstreichen erklärte er Tyler wie der Mechanismus bei modernen Sätteln fun k tionierte. Stürzte ein Reiter und verfing sich im Steigbügel, so legen sich die kleinen Überwurfbügel hinter der Steigbügelaufhängung unter dem Sattelblatt um. Automatisch löst sich der gesamte Steigbügel. So beugt man einem hinterher Schleifen vor.
„War übrigens nett gestern Abend“, fügte Orlando übergangslos hinzu und hoffte dabei, möglichst beiläufig zu klingen.
Tyler konnte ihm nur zustimmen.
„Ist ein süßes, kleines Ding“, bemerkte sein Freund bereits weiter.
„Hm.“ Worauf wollte Orlando denn hinaus?
„Sie schien mächtig verknallt in dich.“ Wagte er schließlich einen Vo r stoß.
„Was sollen diese Andeutungen?“ Ty sah ihn irritiert an. „Sie hat ihr Kät z chen gesucht und ist rein zufällig hier aufgekreuzt.“
„Sicher. Trotzdem ist sie verknallt in dich“, wiederholte Orlando behar r lich.
„Nun, das wäre dann auch nichts Neues, oder?“, bemerkte Tyler völlig sachlich.
„Stimmt. Sie hat dich kaum aus den Augen gelassen. Das musst du doch bemerkt haben“, sinnierte Orlando weiter.
„Ich achte nicht ständig auf so was, Herrgott.“
Orlando schüttelte nur den Kopf und fuhr fort: „Sie hat eine tolle Stimme und eine umwerfende Ausstrahlung.“
„Ja.“
„Ist das alles, was du über Anna sagen kannst?“
Tyler hob den Blick und sah seinem Freund jetzt direkt ins Gesicht. „Was genau willst du von mir wissen?“
„Ich würde gern mit ihr ausgehen. Mal sehen vielleicht ...“ Er sprach nicht weiter.
Tyler begriff endlich. „Dann tu das doch einfach!“
„Ich dachte, ... nun ... du ...“, druckste Orlando herum.
„Frag die Frau!“, forderte Tyler ihn in seinem gedehntesten Südstaate n akzent genervt auf.
Orlandos Gesicht überzog ganz allmählich ein breites Lächeln. „Das werde ich. Da kannst du Gift drauf nehmen.“
Am frühen Abend gingen sie, bewaffnet mit einer Flasche Wein, hinüber zum Nachbargrundstück der Tanners. Elizabeth begrüßte die Ne u ankömmlinge freundlich und stellte Ihnen die übrigen Gäste vor. Wer die beiden waren, wusste jeder der hier Anwesenden. Orlando erinnerte sich bei Angelina sofort an Rickman Immobilien. Hatte er doch von ihr den Mietvertrag für sein Haus am Strand ausgehändigt bekommen. Sie war mit ihrem Mann Alex und einer kleinen Tochter erschienen. Langsam stieg er hinter die familiären Zusammenhänge. Ihr Bruder Joshua, war Elizabeths Ehemann. Bruder und Schwester sahen einander verblüffend ähnlich, raunte er Tyler leise zu.
„Ja, wenn man von dem prallen Bauch mal absieht“, konterte dieser trocken. Es war einige Wochen her, seit er sie zuletzt gesehen hatte. Mittlerweile war sie hochschwanger. Er erkannte Marc Cumberland, der in Begleitung einer dunkelhaarigen Frau erschienen war. Sie wurde ihnen als Dauerfreundin Amy vorgestellt. Schließlich war da noch Charlotte Svenson, Angelinas und Joshs Cousine.
Charly hatte sich gleich zu Beginn angeboten, Elizabeth etwas zur Hand zu gehen. Die Bewirtung der Gäste war nicht ganz einfach, wenn sich eine Mutter nebenbei noch um ihren kleinen Sohn kümmern musste. An ihren arbeitsfreien
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