Pandablues: Roman (German Edition)
Neuigkeiten!«
Ich war gespannt, wer oder was jetzt schon wieder geboren worden war.
»Ich habe deine Nacktmull-Stofftier-Idee beim letzten Treffen des VDZ so nebenbei erwähnt. Und die Idee kam super an!«
»VDZ?«, fragte ich.
»Ja, beim Verband Deutscher Zoodirektoren. Sie waren begeistert! Nacktmulle sind eine echte Marktlücke. Außerdem hat ja kaum ein Zoo die Tiere. Außer uns!«
»Stimmt«, antwortete ich und verteilte ein paar Streicheleinheiten unter den zutraulichsten Tieren, vor allem an Raoul.
»Und deswegen setzen wir deine Idee auch direkt um. Ich hab schon mit dem Merchandising-Team gesprochen. Die sind alle Feuer und Flamme.« Zufrieden klopfte Willi mir auf die Schulter. »Dass du mal zu unseren Besten hier in unserer Zoofamilie gehören würdest, hätte anfangs auch keiner gedacht.«
Bitte? Was sollte das denn jetzt schon wieder heißen? Ich war von Anfang an engagiert und motiviert gewesen! Na ja, ein wenig verplant vielleicht … Aber man durfte doch nicht vergessen, dass ich einen radikalen beruflichen Umbruch hinter mir hatte.
»Aha, auch gut zu wissen«, sagte ich missmutig.
»Kein Grund für schlechte Laune«, antwortete Willi freudig. »Man kann ja nicht davon ausgehen, dass jede ehemalige Lektorin über so viel Talent im Umgang mit Tieren verfügt. Das Praktikum war ja einfach nicht aussagekräftig genug. Ich finde, seitdem du hier fest angestellt bist, hast du dich wirklich noch mal enorm gesteigert.«
»Danke«, maunzte ich und kraulte Raouls Nacken. »Trotzdem denke ich, dass ich auf die Dauer doch vielleicht etwas mehr … also … ich meine … vielleicht ein paar neue Herausforderungen …« Ich biss mir auf die Lippen.
Wohl nicht ganz so klug, meinem Chef erst ein paar Monate nach meiner Festanstellung hier zu verklickern, dass es im Grunde nur ein Aushilfsjob für mich war, der mich keinesfalls ausfüllte.
»Ich weiß, Charlotte.« Willi zwinkerte mir zu. »Ich habe da auch schon so eine Idee. Nur jetzt muss ich leider los. Wir reden ein anderes Mal, dann aber in Ruhe.«
»Gut«, sagte ich und nickte.
Immerhin hatte er nicht sauer reagiert und sah die Sache genauso wie ich.
Was er sich da wohl für mich vorstellt? Ich bin gespannt.
»Bis Montag dann!« Mit diesen Worten verabschiedete sich Willi vom Beckenrand und ging seines Weges.
Hoffentlich macht er mich nach unserem gemeinsamen Nacktmull-Erlebnis nicht zur Säbelzahnwürstchen-Gesandtin, die den schlechten Ruf der armen Tierchen rehabilitieren soll, dachte ich noch, bevor Raoul wieder meine volle Aufmerksamkeit einforderte.
*
»Der Makler von dem Objekt hier klang wirklich nett am Telefon«, weihte Mona mich in ihre Aktivitäten der letzten Tage ein, »aber du kennst das ja: GSSA.«
Wir hatten uns nach der Arbeit verabredet, um geeignete Ladenlokale für sie zu besichtigen. Mona, euphorisch wie immer, wenn es um ihre Passion ging, hatte gleich mehrere Besichtigungstermine für ihr neues potentielles Ladenlokal ausgemacht.
»Bitte was ?«
»Na, GSSA. Gute Stimme, schlechtes Aussehen.«
»Ach so.«
Mona war seit dem Schaffnerunglück (so nannten wir die Tatsache, dass sie ein verheirateter Schaffner, den sie aus ihrem früheren Leben bei der Deutschen Bahn kannte, mit seiner eigenen Frau betrogen hatte) jetzt schon so lange Single, wie ich mit Eric zusammen war. Da war es klar, dass sie jeden neuen Mann in ihrem Leben erst mal auf seine Qualitäten als Mr. Right abcheckte.
»Obwohl man auch ›Gute Stimme, schlechter Arsch‹ sagen könnte«, fügte Mona nachdenklich hinzu. »Aber das ist dann ja wohl inbegriffen.«
In wenigen Zügen parkte Mona ihren froschgrünen Honda Jazz Hybrid vor einer Ladenzeile der Apostelnstraße ein. Direkt vor uns stand ein Laden offensichtlich leer. Die große Fensterfront war mit einem Plakat beklebt, auf dem Winkler-Immobilie n stand, Norbert Winkler , und die dazugehörige Telefonnummer.
»Steht der Laden schon lange leer?«, fragte ich besorgt. »Nicht, dass hier schlechtes Verkaufskarma ist! Du weißt, was ich meine.«
»Ach was«, antwortete Mona und schminkte sich zur Sicherheit – falls Norbert Winkler doch kein GSSA war – die Lippen im Rückspiegel nach, »Herr Winkler sagte mir ganz sicher zu, dass der alte Laden ein Familienbetrieb war, dritte Generation – stell dir das mal vor! – und nur dichtgemacht hat, weil der Besitzer keinen Nachfolger gefunden hat. Vorher war ein Knopfladen drin. Stell dir vor, ein ganzer Laden nur voll von Knöpfen!«
Na ja, einen
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