Pandablues: Roman (German Edition)
ganzen Laden voll von Filz finde ich auch nicht gerade spektakulärer.
»Wie sehe ich aus?«, fragte Mona mich jetzt und schürzte die Lippen.
»Mona, wir sind hier, um einen Laden für dich zu finden. Wir sind nicht zum Speed-Dating verabredet.«
Ich hievte mich aus dem Wagen. Die ständige Schlepperei der schweren Fischeimer ging auf die Knochen, und Rückenschmerzen hatte ich auch. Lange würde ich den Job im Zoo, so wie er war, nicht mehr machen können. Das war Echte-Kerle-Arbeit.
»Man weiß ja nie«, resümierte Mona, »wo einem das Glück begegnet. Und Makler sollen doch ganz taffe Typen sein. Ich steh auf Macher, das weißt du doch.«
»Ja«, seufzte ich, »ich weiß.«
Mona hatte sich wirklich aufgehübscht heute, das sah ich jetzt, als sie ausstieg, erst richtig. Zu ihrem knallgrünen, enganliegenden Leinenkleid und der buntgestreiften Strumpfhose trug sie eine winzige Jeansjacke, die aussah, als hätte man entweder die Hälfte davon abgeschnitten oder sie in der Kinderabteilung erworben; sie reichte bis knapp unter die Arme. Und hoho: Mona trug sogar Absatzschuhe. Das hatte ich schon lange nicht mehr an ihr gesehen. Noch bevor ich einen Kommentar dazu loswerden konnte, traf mich ein strafender Blick.
»Er klang wirklich sehr nett am Telefon!«
»Ist ja schon gut«, sagte ich.
Bevor Mona weitere Ausführungen über das Gespräch mit ihrem sehr netten Makler machen konnte, bog der auch schon um die Ecke.
»Guten Abend, die Damen!«, begrüßte Norbert Winkler uns mit Handschlag.
Ein Traum aus braun-beige gestreiftem Polyester stand vor uns. Seine wenigen blonden Haare waren eher federartig und verteidigten tapfer den Blick auf die stark sichtbare Glatze. Insgesamt wirkte Norbert Winkler extrem schlaksig, hatte hängende Schultern und ein schiefes Lächeln. Ich wusste es sofort: genau Monas Typ!
»Oh«, flötete Mona. »Hallo …«
Es war in dem Moment um sie geschehen, als er um die Ecke gebogen war, das hatte ich gesehen. Und er trug keinen Ring. Das war Monas Startschuss.
»Schön, dass Sie so kurzfristig kommen konnten«, sagte Herr Winkler. »Dann wollen wir doch auch keine Zeit verschwenden und direkt mit der Besichtigung loslegen.« Fahrig wühlte er in seiner Jackentasche und holte einen Schlüsselbund hervor.
»Apropos keine Zeit verschwenden«, sagte Mona und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. »Du musst doch sicher noch die … äh … Pinguine füttern gehen. Jetzt. Oder?«
Ich glaub, mein Schwein pfeift!
Ich hatte mich nach meiner Schicht so abgehetzt, um pünktlich mit Mona ihre neue Existenz zu begutachten, und dann wurde ich beim Auftauchen des nächstbesten Halbglatzigen abgewimmelt?
»Nein, das habe ich bereits erledigt!«, antwortete ich leicht beleidigt.
»Ja, aber deine Katze, die Katze muss doch auch noch …«
Ich verdrehte die Augen. »Auch die ist versorgt. Und überhaupt alle, alle sind versorgt. Katzen, Hunde, Pinguine, Goldfische. Alle sind gefüttert und wohlauf, Mona. Danke für deine fürsorgliche Nachfrage!«
So leicht würde sie mich nicht absägen. Mona war doch jetzt bereits in einem Zustand, in dem sie keine vernünftige Entscheidung bezüglich des Ladens mehr treffen konnte. Ich konnte nicht zulassen, dass der GSSA-Norbert ihr irgendeine Bruchbude andrehte und sie es mit ihrem bereits mittelschwer verklärten Blick nicht mitkriegte!
»Sind Sie auch solche Tierliebhaber?«, fragte Norbert Winkler und schloss den Laden auf. »Man sagt ja, Menschen, die Tiere mögen, sind gute Menschen.«
Ich war mir nicht ganz sicher, aber glaubte, so etwas wie ein Zucken im rechten Augenwinkel von Norbert Winkler zu erkennen. Garantiert würde Mona voll darauf abfahren, denn nichts fand sie langweiliger als perfekte Männer. Nicht, dass diese Spezies überhaupt existierte, aber das war ebenso wie mit den Einhörnern: Man musste sich nur lange genug einreden, dass es sie gab.
Nur Mona hatte wohl weder für Einhörner noch für die geschniegelte Männerspezies etwas übrig; sie bevorzugte das Unperfekte.
»Oh, ja! Tiere sind toll. Das Beste überhaupt!«
Mona würde sich reinreiten, das war klar.
Wir betraten den Eingangsbereich, der den Blick auf einen großen, lichtdurchfluteten Raum freigab. Viereckig, ohne Schnickschnack – genau das, was Mona suchte. Auf der linken Seite gab es sogar eine große Theke, auf der eine uralte, verstaubte Kasse stand.
»Ein echtes Prachtstück«, sagte Norbert Winkler und pustete ein wenig Staub von der Kasse, sodass er
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