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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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schockverliebt!«, brüllte Mona schrill in mein Ohr.
    »Ich weiß«, sagte ich und versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen.
    »Sag doch mal was dazu!«
    Ich lachte in den Hörer. »Was soll ich dazu sagen? Irgendwie war es doch klar, dass das passieren würde. Er hat alle Kriterien erfüllt, auf die du abfährst.«
    »Ja! Und dieses süße Augenzucken! Hast du das gesehen?«
    »Ja, habe ich. Es war kaum zu übersehen.«
    Seit ich Mona kannte, war sie sicher schon dreißig Mal schockverliebt gewesen. Einmal hatte sie sich in einen russischen Feinkosthändler schockverliebt, weil der ihrer Meinung nach so tolle Unterarme hatte. Und in den Gitarristen Bruno, weil der so sexy mit den Fingern schnipsen konnte. Und in den Profi-Snooker-Spieler Uwe Olgenfink, der sich so geschmeidig nach vorne beugen konnte und bei dem immer, wenn er lachte, die Augen verschwanden. Unser Lieblingsfall aber war bis zum heutigen Tag der Konsistenzfetischist Frank, der nur Sachen essen konnte, die nicht krümelten. Seine Konsequenz hatte Mona nachhaltig beeindruckt. Monas schockverliebter Zustand hielt aber meist nicht lange an und verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war. Also versuchte ich, der aufgedrehten Mona nicht noch mehr Futter zu geben, indem ich rationale Gegenargumente brachte. Maklernorbi war wirklich kein Augenschmaus, und er wirkte leicht schmierig in seiner Art – aber wenn ich das sagte, würde ich Mona erst recht dazu bringen, ihn weiter anzubeten.
    »Und das Beste, das Aller beste ist«, Mona machte eine Pause, und ich konnte den imaginären Trommelwirbel deutlich vernehmen, »das Aller-aller-aller beste ist, dass er keinen Ring trägt!«
    Ich seufzte.
    Darauf war sie schon mal reingefallen.
    »Der Schaffner trug auch keinen«, erinnerte ich sie. »Das bedeutet ja anscheinend gar nichts.«
    »Jetzt sei doch nicht so«, wisperte Mona in den Hörer. »Er ist wirklich ganz, ganz süß! Wir haben Prosecco getrunken und uns ganz fein unterhalten. Er hat wirklich Witz und Charme, ein ganz toller Typ. So kultiviert! Und er hat sogar tolle Unterarme!«
    »Wie hast du das denn sehen können?«, fragte ich besorgt und wähnte Mona nach dem ersten Treffen direkt in Maklernorbis adrett gemachtem Einzelbett, das er höchstwahrscheinlich mit Polyester-Blumenmuster-Bettwäsche bezogen hatte, wenn es denn so was gab.
    »Nicht, was du schon wieder denkst!«, warf Mona ein. »Er hat einen roten Kopf bekommen vom Alkohol, ist das nicht süß? Und da hat er sich das Jackett ausgezogen und die Ärmel hochgekrempelt, sodass ich seine muskulösen Unterarme sehen konnte. Perfekt!«
    »Ja, ganz toll. Und, wann seht ihr euch wieder?«
    »Norbi hat vorgeschlagen, heute Abend essen zu gehen. Zur feierlichen Besiegelung des Vertrages, quasi. Ist das nicht einfach traumhaft?«
    Norbi? Ich höre ja wohl nicht richtig!
    »Du nennst ihn aber nicht Norbi, Mona, oder? Nicht nach einem Treffen?«
    »Natürlich. Das hat er sogar selbst vorgeschlagen. Außerdem kennen wir uns ja auch praktisch schon ganze zwei Wochen vom Telefon. Wir haben wirklich immer sehr ausgiebig telefoniert. Charly, ich glaube, Norbi ist eine verwandte Seele!«
    Ich verdrehte die Augen und stöhnte in den Hörer. So schlimm war es schon lange nicht mehr gewesen. Eine verwandte Seele! Da half wirklich gar nichts mehr außer abwarten.
    Allerdings hoffte ich inständig, dass es diesmal für Mona besser ausgehen würde. Sie hatte wahrlich mehr als nur einmal Pech mit Männern gehabt. Das hatte mich vorsichtig werden lassen, vor allem, wenn Mona den Mann als ihren Seelenverwandten bezeichnete. Ich wollte nicht, dass meine Freundin wieder von einem Typen, der ihre bedingungslose Zuneigung nicht verdient hatte, verletzt wurde.
    Seit dem Schaffnerunglück und Monas schlimmstem Ex, dem Fiese-Matenten-Georg, wuchsen mir Haare auf den Zähnen, sobald ich »kreisrunden Haarausfall«, »groß und schlaksig« und »tolle Unterarme« hörte.
    Maklernorbi erfüllte alle drei Kriterien in vollem Maße und trug zu allem Übel auch noch Polyester, was selbst Mona, die leicht ökig angehaucht war, eigentlich abschrecken sollte. Tat es aber nicht. Das sollte was heißen.
    »Gut«, sagte ich jetzt, »dann bin ich gespannt. Ich drücke dir die Daumen, dass er sich nicht als schmieriger, drittklassiger Makler entpuppt, der uns nur über den Tisch gezogen hat.«
    »Charly! Du bist die Schlimmste unter allen hoffnungslosen Pessimisten dieser Welt! Ich weiß wirklich nicht, wie Eric das immer

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