Pandablues: Roman (German Edition)
sagen?
Übers Heiraten hatte ich mir nie viele Gedanken gemacht. Ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich wollte oder nur wollen sollte oder wollte , weil ich es sollte . Oder ob es generell alle nur wollten , weil sie es sollten . Ein schier unzubeantwortendes Thema!
Ich verschob des Rätsels Lösung und ging nach Feierabend in den Supermarkt: Das heutige Ereignis galt es zu feiern!
*
Als ich mit einer Flasche Prosecco unterm Arm zu Hause ankam, war Eric nicht da. Ich fand einen Zettel auf dem Küchentisch, auf den er Es wird spät! Kuss! gekritzelt hatte.
Na toll! Ausgerechnet heute!
Ich hatte mir bereits auf dem Nachhauseweg ausgemalt, wie ich Eric die freudige Nachricht überbringe und wir den Prosecco gemeinsam während eines ausgiebigen Schaumbades genießen würden. Und wie wir Pläne machen würden, vielleicht doch in eine größere Wohnung zu ziehen, denn mit dem neuen Job verdiente ich ja erheblich mehr.
Und jetzt saß ich hier alleine in der leeren Küche, und kein Eric weit und breit. Ich sah auf die Uhr, es war bereits halb acht. Trine steckte höchstwahrscheinlich gerade mitten im Schlafengeh-Marathon mit Finn und Elmo, und Mona war sicherlich mit Maklernorbi zugange und schwebte horizontal im siebten Immobilienhimmel.
Seufzend entfernte ich das Papier vom Flaschenhals und zog routiniert den Korken aus der Flasche, der das beste Geräusch der Welt auslöste. Plong! Ich holte mir eines der guten Gläser aus dem alten Küchenbuffet, das ich Oma Melitta abgeschwatzt hatte, und füllte es randvoll.
»Prost, Charlotte!«, sagte ich laut zu mir selbst und trank das erste Glas fast in einem Zug leer.
Ich kam mir so einsam vor wie zuletzt vor ein paar Jahren, als alte Folgen von Ich heirate eine Familie ausgestrahlt wurden und die letzte zu Ende war, was bei mir immer ein trauriges Seufzen hervorrief: Welch eine schöne heile Welt das doch war!
Eigentlich sollte ich jetzt überglücklich sein, und trotzdem war ich schon wieder deprimiert. Nur weil Eric jetzt gerade nicht da war? Oder weil ich mein Glück gerade nicht mit jemandem teilen konnte?
Ich grübelte und goss mir das zweite Glas ein.
Wahrscheinlich war es wirklich so, dass ich ein Typ Mensch war, der Glück nur in Gesellschaft empfand. Warum war ich mir nicht selbst genug? Die schöne Nachricht über die Beförderung könnte ich später doch immer noch mit Eric und meinen Freundinnen teilen.
Werd endlich erwachsen, Charlotte Sander , dachte ich und nahm noch einen Schluck. Du musst dir in stillen Momenten einfach auch mal selbst genug sein! Du bist ab sofort eine taffe PR-Lady. Eloquent, sexy, charming. Absolut selbstbewusst und zielstrebig, eine echte Karrierefrau. Ab sofort gibt es keine Süßigkeiten mehr, damit du in die superengen Business-Anzüge passt, in denen du morgens anmutig in dein neues Büro schwebst. Ab sofort bist du nur noch eines: konsequent! Jawoll!
Als Eric später nach Hause kam, fand er eine taffe, eloquente und zielstrebige Karrierefrau in sexy Babyelefantenhose und Schlabbershirt vor, die mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen war, in einem Arm eine leere Flasche Prosecco und im anderen zwei leere Tüten Lakritz-Gummi-Pandas.
Irgendwie war das ja auch konsequent.
Halt nur in eine andere Richtung.
7. Kapitel
Natürlich war mir übel, als ich aufwachte. Trotzdem schleppte ich mich ins Bad und versuchte zu retten, was zu retten war.
Meine Beförderung war jetzt schon mehr als zwölf Stunden her, und Eric wusste immer noch nichts davon. Das musste sich ändern. Als ich aus dem Bad kam, hüpfte ich so grazil, wie es mir eben möglich war, zurück ins Bett, kuschelte mich an und flüsterte ihm ein »Guten Morgen!« ins Ohr.
Eric rührte sich nicht.
»Ich habe eine tolle Nachricht!«, frohlockte ich. »Ich lass dich gleich weiterschlafen, aber das musst du dir kurz anhören, Schatz!«
Erics Antwort darauf war ein taubenähnliches Gurren.
»Ich bin befördert worden! Ab sofort kannst du mich mit ›meine tolle PR-Freundin‹ vorstellen! Ist das nicht super?«
Eric schob seinen Arm in Richtung Ohren, sodass ich nicht weiter in sein Ohr flüstern konnte, und drehte sich wortlos um.
Wie? Das war alles? Nicht eine Minute seines kostbaren Schlafes konnte er für meine tolle Nachricht opfern?
Sonst war er morgens die nervtötendste Frohnatur der Welt, und wenn es mal wirklich was zu feiern gab, bekam er nur ein Gurren heraus?
»Dann halt nicht!«, sagte ich leise und schälte mich aus dem Bett.
Keine Antwort
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