Pandablues: Roman (German Edition)
und Idioten. Stell dir vor, Richard wollte das erste Jahr nur schreiben! Ein ganzes Jahr lang! Nur, um sich besser kennenzulernen! Nee, das war nichts.«
»Und wieso hast du bitte eine Gerichtsverhandlung deswegen?«, fragte ich entgeistert.
Gleichzeitig war ich ein bisschen enttäuscht: Meine Freundin erzählte mir doch sonst immer alles – und meist mehr, als ich wissen wollte. Wieso dann das nicht?
»Na ja, die Vorschläge waren eben Mist. Und wenn ich nicht das für mein Geld bekomme, was mir versprochen wird, zahle ich eben nicht. So einfach ist das. Allerdings kamen irgendwann Mahnungen, trotz meines wirklich guten Argumentationsbriefes. Und jetzt eben die Verhandlung.«
Ich glaubte es nicht. Mona vor Gericht wegen nicht vorhandener Singles ohne Niveau.
»Warum hast du denn nichts gesagt?«, fragte ich sie besorgt. »Das muss doch jetzt schon ’ne ganze Weile gehen?!«
»Ach«, kommentierte Mona meine Sorge schnippisch, »du hättest doch sowieso nur gedacht, dass ich total verzweifelt bin. Das wollte ich mir ersparen.«
Das hatte gesessen. Von der Warte aus hatte ich das Ganze noch nicht gesehen. War ich wirklich eine so schlechte Freundin? Ich hatte schlagartig ein schlechtes Gewissen.
»Es tut mir leid, Mona, wenn ich irgendwie den Eindruck erweckt habe, dass ich dich für verzweifelt halte. Das tue ich nämlich ganz und gar nicht.«
Mona sollte alles andere als verzweifelt sein: Sie war attraktiv, hatte im Gegensatz zu mir einen halbwegs gefestigten Charakter und eine tolle Figur und stand mit ihrem Filzhandel und nun bald auch mit dem neuen Laden auf eigenen Beinen. Sie konnte mehr als nur stolz auf sich sein!
»Dann lass mich wenigstens zur Verhandlung mitkommen«, sagte ich versöhnlich. »Wenn ich sonst schon so eine schlechte Freundin bin. Okay?«
»Okay. Aber nur, wenn du ab sofort aufhörst, eine solche Bremse zu sein.«
»Ich weiß, Mona. Aber immer, wenn du dich derart überschlägst, verrennst du dich. Ich will ja nur, dass du etwas vorsichtiger bist.«
»Ja, ja …«, nölte Mona in den Hörer, »das hast du mir am Freitag schon verklickern wollen. Aber diesmal ist er wirklich der Richtige. Ich spüre das!«
»Das freut mich. Aber lass es trotzdem ein wenig langsamer angehen, hm?«
»Am Wochenende stellt er mir seine Mutter vor!«, antwortete Mona trocken. »Spar dir also deinen bösen Kommentar. Norbi sieht es ganz genauso wie ich.«
Ich atmete schwer in den Hörer. »Okay. Dann drücke ich die Daumen, dass sie mindestens so zauberhaft ist wie du.«
»Oh, ja. Zumindest am Telefon klang sie wirklich sehr angenehm.«
»Du hast schon mit ihr telefoniert ?«, fragte ich fassungslos.
»Klaro! Schließlich will ich doch wissen, wer die Schwiegermutter in spe wird!«
»Mona, es sind drei Tage. Drei! «
»Du bist echt phobisch!«, raunzte Mona in den Hörer, und dann hörte ich nur noch ein leises Tuten.
Sie hatte doch tatsächlich aufgelegt. Wenn es um Monas Männer ging, war sie extrem empfindlich. Dabei wünschte ich ihr wirklich von Herzen, dass sie dieses Mal recht behielt und es klappen würde.
Meine drei freien Krankentage zogen sich endlos hin. Beinahe vermisste ich meine kleinen Pinguinfreunde schon. Das schlechte Fernsehprogramm und Erics ständige Geschäftigkeit ohne Begründung taten ihr Übriges. Ich konnte mir einfach keinen Reim darauf machen, wo er immer so dringend hinmusste.
»Kundentermine«, hatte er mir zugemurmelt, als ich ihn fragte.
»Aber du erledigst doch sonst so was auch immer per E-Mail«, hakte ich nach.
»Seit wann kümmerst du dich eigentlich um meine Termine?«, erklang es leicht genervt aus dem Flur.
»Ich meine ja nur. Ich finde das echt komisch.«
»Kundenbindung, alles Kundenbindung«, sagte Eric und kam zurück ins Wohnzimmer, um mir einen Kuss auf den Mund zu geben.
Beleidigt zog ich mein Gesicht weg. »Aha. Kundenbindung also. So nennt man das heutzutage.«
»Du spinnst«, sagte Eric und lachte. »Solange die Termine in Köln sind, bietet es sich doch an, so was persönlich zu machen. Dagegen ist doch absolut nichts einzuwenden.«
Wenn die Kundinnen allerdings irgendwelche XS-Single-Sauberfrauen sind, allerdings schon . Erst will er nicht in eine größere Wohnung ziehen, jetzt verhält er sich auch noch komisch.
Irgendwie passte das doch nicht zu dem sonst so friedlich dahinfließenden Bächlein unserer Beziehung. Ich verstand das alles nicht, vor allem nicht seine ablehnende Art. Da stimmte doch was nicht.
Unzufrieden
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