Pandablues: Roman (German Edition)
mal wiederzusehen. Wir sorgten jedes Mal für einen grandiosen Umsatz und spannende Geschichten von der Katastrophen-Front.
Trine war schon da, als ich unsere Lieblingsbar betrat, und unterhielt sich angeregt mit Trümmerhannes über dessen neuen Stammhalter.
»Unser Maxi ist total musikalisch. Er trommelt den Sound von Motörhead genau im richtigen Takt nach!«, erklärte Trümmerhannes mit stolzgeschwellter Brust.
»Super«, pflichtete Trine ihm bei, »musikalische Früherziehung bei Kindern ist wichtig. Finn kann auch … Hey Charlotte!« Trine begrüßte mich mit einer Umarmung. »Trümmerhannes hat gerade erzählt, dass Maxi schon den Sound von Motoren nachtrommeln kann!«
Noch bevor ich eine qualifizierte Stellungnahme zur musikalischen Früherziehung bei Kleinkindern abgeben konnte, erschien auch schon Mona in der Tür.
»Was ist denn? Hat Norbert eine andere?«, fragte ich hektisch und ohne Umschweife oder Begrüßung, als Mona sich zu Trine und mir an die Bar setzte.
Das Schaffnerunglück steckte uns allen noch in den Knochen, und daher waren wir übervorsichtig.
»Nein. Er hat keine andere«, antwortete Mona bereits etwas ruhiger als heute Morgen am Telefon.
Ich atmete tief durch.
Gerade noch gut gegangen.
»Wobei, wenn du so fragst – im Grunde genommen, doch.«
»Was? Hat er jetzt eine andere oder nicht? Mona! Muss ich dir alles aus der Nase ziehen?«
»Also, hat er nun oder nicht?«, fragte jetzt auch Trine ungeduldig.
»Er hat!«
»Um Himmels willen! Wen?« Ich war schockiert.
»Die Mutter!«
»Wen???«
»Die Mutter ?« Trine machte es nicht besser, wenn sie Monas Worte einfach wiederholte.
»Was heißt ›die Mutter‹?«, fragte ich ungeduldig.
Maklernorbi hatte was mit Monas Mutter? Oder der Mutter einer anderen?
»Sa-ha-heine!«, antwortete Mona nun laut aufheulend.
Ich verstand nur Bahnhof, war aber im Vergleich zu Trine anscheinend ein eine Art Superhirn. »Er hat was mit seiner Mutter? Der Perversling!«, schnaubte sie verächtlich.
Mona hatte ihr Schluchzen augenblicklich wieder im Griff. »Nein, er hat nichts mit meiner und auch nichts mit seiner Mutter. Herrgott Kinder, dreht ihr denn jetzt alle durch?«, echauffierte sie sich und kippte sich den ersten Prosecco auf ex rein.
»Also, was denn nun?«, fragte ich ratlos.
Warum redete Mona um den heißen Brei herum?
»Norbi … er wohnt … also, ich meine … er wohnt nicht …«, begann Mona zögernd und bestellte per Handzeichen ein weiteres Glas Prosecco bei Trümmerhannes. »Er hat mich nie mit zu sich genommen. Wir haben es immer in allen möglichen Vorführhäusern gemacht, oder wir waren eben bei mir …« Mona blickte bedrückt auf den Boden.
»Ihr habt’s in fremden Häusern getrieben?«, fragte Trine aufgeregt. »Das ist ja toll! War da auch mal eins mit Pool dabei? Muss sich doch lohnen, wenn man schon einen Makler abkriegt!«
Ich fasste es nicht – die eine trieb es in den Häusern fremder Leute, und die andere träumte davon. Eben hatte ich noch überlegt, später einen Rat zu der Eric-Sache von ihnen einzuholen, verwarf das angesichts des akut-dramatischen Eloquenz-Verfalls jetzt aber wieder.
»Also, wir waren eben nie bei ihm zu Hause. Und jetzt weiß ich auch, warum.«
»Warum?!«, fragten Trine und ich nun im Chor.
»Er wohnt bei seiner Mutter!« Mona kippte sich ihr zweites Glas auf ex rein.
»Er wohnt noch bei seiner Mutter ?«, fragten wir beide wieder unisono. Es klang somit doppelt ungläubig und hatte gleichzeitig aber auch etwas sehr Therapeutisches .
»Ja.« Mona nickte deprimiert in ihr leeres Glas.
»Aber … Wie alt ist er denn?«, fragte ich irritiert.
»Na ja, er sieht etwas jünger aus, als er ist …«
»Und?«
»Etwas älter als ich …«
»Wie. Alt.«
»Zweiundvierzig.«
Mona verfügte wirklich über ein Ausnahmetalent, wenn es um den Falschen ging. Aber das hier haute mich wirklich um. Mit zweiundvierzig wohnte er noch bei Mutti! Ich hatte mal einen Bericht über ein kleines italienisches Dorf gesehen, in dem die Söhne so lange bei der Mutter wohnten, bis sie verheiratet waren. Manche heirateten allerdings erst recht spät und manche eben nie. Ob Maklernorbi vielleicht italienischer Abstammung war?
»Mona, ist er Italiener?«, fragte ich sicherheitshalber.
»Nö. Wieso?«
»Ach, nur so.«
Da hätte Norbert auch nicht wirklich gepasst.
»Wieso willst du das wissen?«
»Weil die nie von zu Hause ausziehen. Nie! «
»Ihr habt es wirklich drauf, mich aufzubauen,
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