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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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schaltete ich wieder mal den Fernseher ein. Es lief Wolken am Horizont – wie passend.
*
    »Charlotte! Wie schön. Ich hoffe, es geht dir besser? Setz dich doch!«
    Pünktlich stand ich vor Willis Bürotür. Er schob mich mit seiner rechten Hand, die er flach auf meinen Rücken gelegt hatte, in sein Büro, hielt dabei aber die linke Hand hinter seinem Rücken versteckt, und es sah ein bisschen so aus, als wolle er gleich salutieren. Noch bevor ich überhaupt antworten konnte, redete Willi weiter.
    »Also, liebe Charlotte. Setz dich erst mal. Du warst ja in den letzten Wochen ein wenig … na ja … ich will sagen – versteh das bitte jetzt nicht falsch – ein wenig unausgeglichen.«
    Willi würde doch jetzt nicht ein ernsthaftes Mitarbeitergespräch mit mir führen? Dazu hatte ich nach dem blöden Abend mit Eric gestern nun wirklich keine Lust. Eric war nicht nur genervt von meinen Unterstellungen gewesen, sondern auch von meiner »negativen Art«, wie er sagte. Und jetzt also auch noch eine Standpauke von Willi. Das hatte noch gefehlt.
    »Also, so würde ich das jetzt nicht sagen …«, rechtfertigte ich mich ungefragt. »Es ist eher so, dass ich vielleicht noch mehr Herausforderungen gebrauchen könnte.«
    Willi nickte. »Genau. Wir haben dein Engagement deutlich gespürt und wissen das zu schätzen. Und weil wir hier nicht einfach irgendein Zoo sind, sondern der Zoo, der sein wertvollstes Gut neben den Tieren – nämlich die Mitarbeiter – optimal fördert …«, Willi holte tief Luft, und mich überkam die ernsthafte Befürchtung, dass er, hochrot angelaufen, gleich vom Stuhl kippen würde, auf den er sich soeben hatte plumpsen lassen. »Deswegen habe ich erst einmal die eine Überraschung für dich …« Mit diesen Worten holte Willi die versteckte linke Hand hinter seinem Rücken hervor und präsentierte mir stolz einen hautfarbenen Stoffpenis mit vier Beinen. »Das ist Mulli! Ist er nicht toll geworden?«
    Ich schluckte. Wenn die Zielgruppe hier Kinder und Familien waren, könnte das zum Problem werden. Oder hatten wir im Zoo-Shop auch eine Ü-18-Abteilung, von der ich noch nichts wusste?
    »Oh … äh … ja, ganz … äh … süß?«, sagte ich, und es klang mehr wie eine Frage als eine Feststellung.
    »Deine Stofftier-Nacktmull-Idee! Wir haben sie sofort umgesetzt. Mulli ist der Kracher im Zoo-Shop. Die erste Ladung ist fast ausverkauft, in nur zwei Tagen!«
    Das war wirklich eine Nachricht.
    Ob der arme Mulli in Penisoptik nun in Zukunft in sämtlichen Haushalten im Rheinland zur Aufklärung der Kinder diente?
    Revolutionär!
    »Das ist super«, sagte ich und nickte. »Dann hat meine Idee ja wenigstens was gebracht.«
    Willi zog seinen Stuhl nun neben mich, schnappte sich meine Hand und schüttelte sie wild. »Und deswegen, liebe Charlotte, freue ich mich, dir sagen zu können, dass wir dich ab sofort im PR- und Merchandising-Team begrüßen wollen.«
    Ich traute meinen Ohren nicht.
    Wie cool ist das denn?
    »Natürlich nur, wenn du willst!«
    Und ob ich will!
    »Ja … äh … nein … also …«
    Ich freute mir beinahe ein Loch in den Bauch. Ich als PR-Frau des beliebtesten Zoos in NRW! Schluss mit dem schweren Eimerschleppen, Schluss mit dem ständigen Fischgeruch an den Klamotten und in den Haaren, der selbst nach stundenlangem Duschen nicht abging, Schluss mit der blöden Wechselschicht! Stattdessen: ich als todschicke, supertrendy PR-Frau! »Und was machen Sie so?« – »Ich mache in PR!«, würde ich ab sofort sagen können! Toll, toll, toll! Ich würde mir lauter tolle Werbe-Aktionen einfallen lassen. Mulli, die neue Nacktmullstofftierversion, die aussah wie ein Stoffpenis, könnte direkt mal eine designtechnische Runderneuerung vertragen. Natürlich Aktionstage mit den Pinguinen. Und, und, und …
    Hach!
    »Was sagst du also?«, fragte Willi so freudig erregt, dass ich dachte, er würde vor lauter Begeisterung gleich in die Hände klatschen.
    »Ja, ich will!«, rief ich und sprang vom Stuhl auf.
    Jetzt gab es für uns kein Halten mehr. Willi sprang auch auf und drückte mich mit einer kräftigen Umarmung an sein Herz, was ein wenig schwierig war und sicher auch ein wenig seltsam anmutete, wenn man bedachte, dass sein recht tief hängender Bierbauch zwischen uns stand. Aber selbst das konnte uns heute nicht aufhalten.
    »Ich will, ich will, ich will!«
    Bei diesen Worten überkam mich neben der ganzen Freude aber auch schlagartig ein ganz anderer Gedanke: Würde ich diesen Satz je zu Eric

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