Pandablues: Roman (German Edition)
auch verständlich, weil ihr noch Kinder wart!«
»Na ja, so kann man das nicht sagen, immerhin haben wir immer auf der Feuertreppe …«
»Bitte nicht, Trine, verschone uns, wir können es uns auch so vorstellen …«, unterbrach ich sie.
Mona saß still auf ihrem Barhocker und schluchzte erneut.
»Elmo kann fast schon ›Charlotte‹ sagen!«, versuchte Trine das Thema zu wechseln.
»Er kann noch nicht mal richtig ›Mama‹ sagen!«
»Ich sagte ja auch nur fast !«
»Eham. Und was sagt er stattdessen?«
»›Iiu!‹«
Fast.
Mona schüttete sich den nächsten Prosecco in einem Zug rein.
Ich war ratlos. Immerhin war Maklernorbi nicht verheiratet, wie es der Schaffner gewesen war, und hatte auch nichts mit der Praktikantin wie der Fiese-Matenten-Georg. Aber Monas Aussicht, Maklernorbi täglich in seinem Kinderzimmer zu besuchen, während seine Mutter ihnen Tee und Butterkekse reinreichte, war alles andere als rosig.
»Vielleicht ändert er seine Meinung noch?«, fragte ich vorsichtig.
Mona schüttelte vehement den Kopf. »Nein. Er hat gesagt, dass es ausgeschlossen ist. Er fühlt sich da wohl, das Haus ist groß genug, und seit seine Mutter alleine ist, will er auch für sie da sein.«
»Und was willst du jetzt genau machen?«, fragte Trine, die sich vor Aufregung eine Hand voll Erdnüsse nach der anderen reinschob.
Ich wusste auch nicht, was man tat, wenn einem der Neue eröffnete, dass er noch zu Hause wohnte und auch vorhatte, diesen Status in naher Zukunft nicht zu ändern. Vor allem, wenn er nicht mit einem im selben Schuljahrgang war.
»Was ich jetzt machen will? Angreifen! Und trinken natürlich!« Mona rülpste mich gackernd an und hielt sich nun halb hysterisch lachend, halb schluchzend die Hand vor den Mund.
Wir würden Trümmerhannes mit einem Umsatz wie zu unseren besten Zeiten erfreuen, das war klar.
»Der Umsatz geht vor!«, erklärte er immer. Seit Neuestem ließ er auch keine Freundschaftsdrinks mehr springen. Immerhin hatte er jetzt eine Familie zu ernähren, da war keine Zeit für Sentimentalitäten. »Mädels, ich würde ja ’ne Runde auf meinen Nachkommen ausgeben, aber in diesen harten Zeiten zählt jeder Cent!«
»Wasch isches denn?«, lallte Mona ihn an.
Ihre Auf-ex-Taktik machte sich nun schlagartig bemerkbar.
»Ein Junge natürlich!«, erklärte Trümmerhannes stolz.
»Un wie heisssschta?«, wollte sie weiter wissen, während sie ihren Kopf auf die Theke legte.
»Viktorius Maximus!«, verkündete Trümmerhannes noch stolzer.
»’sch glaub, issssch mussssch kotsssen …«, murmelte Mona und rannte zum Klo, natürlich nicht, ohne vorher den Barhocker umzurennen und ihn dann stellvertretend anzubrüllen: »Noch sssson verdammter kastasssstrophikus maximusss! «
Trine und ich zogen es vor, erst mal eine alkoholische Pause einzulegen und etwas auf der Theke zu schlafen. In ein paar Minuten würde ich nach meiner glücklosen Freundin sehen.
*
Das eine Problem war noch nicht gelöst, da kündigte sich schon das nächste an.
Heute war es Tante Marlene, die mich auf dem Handy auf dem Weg zur Arbeit anrief, um den bevorstehenden Besuch meiner Mutter, ihrer Schwester, mit mir zu besprechen.
»Sie macht wirklich Ernst und bringt den grönländischen Jungen zu Weihnachten mit!«, erklärte sie aufgebracht.
Marlene hatte kein Verständnis für die Vorliebe ihrer Schwester für jüngere Männer.
Jörn hatte Renate in Grönland einen Antrag gemacht, und eigentlich hatten sie vorgehabt, auch dort zu heiraten. Allerdings hatte Oma Melitta ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil sie sich hartnäckig geweigert hatte, dorthin zu fliegen, und so hatten Renate und Jörn kurzerhand beschlossen, Weihnachten und Silvester nach Deutschland zu kommen und kurz danach hier den Bund der Ehe einzugehen.
Für Renate, die mit Ende fünfzig noch nie verheiratet gewesen war, war das ein enormer Schritt. Für Marlene, die seit über zwanzig Jahren mit dem zur zwangsveganen Ernährung verurteilten Jürgen verheiratet war, eine Farce.
»Erst hat er sie ins Kittchen gebracht, und jetzt will sie ihn auch noch heiraten!«, echauffierte meine Tante sich. »Das endet doch schon wieder in der totalen Katastrophe!«
Dass Renate mit Jörn tagelang im arschkalten grönländischen Nuuk in U-Haft gesessen hatte, hatte sie nicht zuletzt seinen illegalen Jagdaktivitäten zu verdanken. Nach tagelangem Ausharren bei minus dreißig Grad und versalzenen Schafsköpfen immer noch als Paar das Kittchen
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