Pandablues: Roman (German Edition)
komm da jetzt raus. Was machst du da denn überhaupt?«
»Inn is ecken eblieben!«, kam bei mir an. »U i au!«
Meinte sie etwa, Finn war steckengeblieben ? Erschrocken lief ich zur Kassentheke und sprach hektisch einen der Junior-Verkäufer an.
Nach mehreren einzelnen Rausziehversuchen meinerseits, des Burgerverkäufers, des Filialleiters und seiner Assistentin versuchten wir es gemeinschaftlich. Diese Aktion war dann auch endlich von Erfolg gekrönt.
Finn, der sich schnell von seinem Schock erholt hatte, lachte sich halbtot: »Das kommt von Mamas Burgern!«
Wir nennen es Ironie, Kinder Ehrlichkeit.
Dass ich am liebsten im Boden versunken wäre, stand außer Frage.
»Was regst du dich so auf«, meinte Trine später auf dem Rückweg. »Immerhin haben wir die Burger umsonst bekommen, das ist doch was!« Dann faselte sie noch irgendwas von: »Woher soll man auch wissen, dass Erwachsene nicht in die Rutsche passen, das stand doch nirgendwo dran, oder?«
Ich wusste seit diesem Tag, warum es »Achtung – heiß!«-Beschriftungen auf Kaffeebechern gab. Die waren für die Trines dieser Welt erfunden worden, jede Wette.
Ob nun an der Rutsche jetzt auch »Achtung – Steckenbleibgefahr!« dran stand?
11. Kapitel
Wir hatten beschlossen, Weihnachten nicht mit der Bahn zu Oma Beutel zu fahren, wie ich es sonst immer tat, und nahmen stattdessen Erics Wagen.
Trine hatte ich Elmos und Finns Geschenke vorher vorbeigebracht, und auch sie hatte mir verschwörerisch zwei geheimnisvolle Pakete der Jungs in die Hände gedrückt, die ich zusammen mit meinem Gepäck im Wagen verstaut hatte.
Mona würde Weihnachten mit Maklernorbi und Hermine feiern und hatte mir einen Gruß auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.
Leider kannte ich den Weg zu Melitta mit dem Auto nicht, immerhin war ich ja jahrelang nur mit der Bahn hingefahren, und dann das eine Mal mit Trine. Da hatten wir es allerdings geschafft, sogar trotz Navigationssystem die falsche Abfahrt zu nehmen.
Eric sah auch sofort die Vorteile des Autofahrens, wir würden viel schneller da sein. Allerdings überlegte ich bereits an der ersten Autobahnausfahrt, ob wir falsch waren.
»Charlotte, du fährst seit Ewigkeiten dahin, du wirst doch wohl wissen, welche Ausfahrt wir nehmen müssen!«, motzte Eric mich an.
»Ja, aber doch nicht mit dem Auto!«, verteidigte ich mich. »Und wenn, dann nur mit Navi!«
»Wenn wir jetzt schon falsch sind, wie sollen wir da je ankommen?«
»Dann fahr halt Richtung Aachen, das ist doch im Norden, oder nicht?«
Ich hielt mich immer gerne an eher grobe Orientierungshilfen.
»Was? Oh Gott, Charlotte, wie orientierungslos bist du denn bitte?« Eric schüttelte verzweifelt den Kopf.
»Wieso? In Erdkunde hatte ich immer eine eins!«
Allerdings verschwieg ich, dass mein Erdkundelehrer damals auf Abiturientinnen gestanden und gerne mal einen Blick riskiert hatte.
»Ich fahre jetzt so, wie ich es für richtig halte.« Eric schaltete das Radio an.
Es lief Kein Weg zurück von Wolfsheim.
Wie passend.
Nach eineinhalb Stunden wirrer Kreuzfahrt durch das Nirgendwo hatte ich die Nase voll.
»Wir fahren hier raus und fragen an der nächsten Tankstelle!«
»Tun wir nicht!«
»Doch!«
»Nein!«
Jetzt gerade bereute ich fast die Entscheidung, nicht mit der Bahn gefahren zu sein.
Mittlerweile lief Love hurts von Nazareth.
Was, um Himmels willen, war das bitte für ein Sender?
»Ich steige aus und frage!«
Eric murmelte was von: »Mir doch egal …«, und fuhr die nächste Ausfahrt raus.
Als wir an der Tankstelle hielten, sprang ich (sofern man es springen nennen konnte, es war eher plumpsartig) aus dem Wagen. Ich brauchte dringend frische Luft.
Wenn Eric und ich noch nicht einmal in der Lage waren, einen einfachen Weg zu finden, geschweige denn, uns zu einigen, wie wir aus dem Schlamassel herauskämen, wie könnten wir dann erst eine langfristig orientierte Beziehung führen?
Der freundliche Tankwart erklärte mir den Weg, und ich wiederholte ihn zweimal, um ihn nicht zu vergessen, während er meine Nervennahrung (Magnum Classic) abkassierte.
Es stellte sich heraus, dass wir so falsch gar nicht waren, und wenn wir jetzt richtig führen, wären wir in einer halben Stunde da.
Als ich wieder in das Auto stieg, hatte Eric das Radio voll aufgedreht, es lief Herz gewinnt, Herz verliert von den Kastelruther Spatzen.
Er wollte also die harte Tour.
Ich drehte das Radio wortlos leiser und biss in mein Eis.
»Es ist mein Auto, und ich kann hier
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