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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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Mischung aus Mama und Mutti «, flüsterte Renate. »Ich will auf keinen Fall, dass ihr mich weiter mit altertümlich-familiären Bezeichnungen wie Mama oder Mutti bezeichnet«, erklärte sie mir weiter mit vorgehaltener Hand, »auch nicht Renate. Okay?«
    »Okay«, sagte ich nickend. »Nur warum?«
    »Ist doch klar«, flüsterte Matti nun mit vorwurfsvollem Blick, » Mutti oder Mama macht alt. Renate sagt aus, dass ihr Hippie-Kinder der 68er-Generation seid, weil die sich von ihren Kindern mit Vornamen ansprechen lassen, und das macht noch älter!«
    Was ein Ende zwanzigjähriger Freund nicht so alles bewirkte …
    Ich war mir nicht sicher, ob Jörn Renates tatsächliches Alter kannte, ließ es aber auf sich beruhen. »Liebe kennt kein Alter«, das hatten schon Mel Gibson und Piper Laurie in Herz über Kopf festgestellt. Selbst Harold und Maude konnten ein Liedchen davon singen. Eine bildhafte Vorstellung, die sich gerade aufdrängen wollte, schob ich schnell in Gedanken weg.
    »Alles klar, Mama«, sagte ich und deutete ein Salutieren an.
    »Achte auf deine Ausdrucksweise, Kind!«
    »Äh, ja, Matti .«
    Als Eric und ich abends todmüde in Renates ehemaliges Kinderzimmerbett fielen, war ich erleichtert, den ersten Tag ohne weitere Katastrophen überstanden zu haben.
    Eric, der heldenhaft die Baumspitze für Melitta abgesägt hatte und trotz halb verweigerter Wehrmacht und als Stadtjunge das Teil sogar heil vor der Eingangstür drapiert hatte, war ebenfalls froh, dass wir nun endlich alleine waren.
    Renates Kinderbett war so winzig, dass wir uns eng aneinanderkuscheln mussten, damit wir zu zweit überhaupt hineinpassten. Automatisch kuschelte Eric sich in die Löffelchen-Stellung, und ich seufzte selig. Als er dann aber eindeutige Bewegungen andeutete, wies ich ihn zurecht.
    »Nicht hier, Eric«, wisperte ich zischend.
    »Wieso denn nicht?«, fragte er betroffen. »Wir können doch leise sein!«
    »Egal, wie leise du auch immer bist«, erklärte ich ihm, »Melitta kriegt so was mit.«
    Eric schnaubte. »Ach was …«
    »Wenn du willst, dass Melitta nachts um drei mit der Schrotflinte vor unserem Bett steht, mach weiter«, ermutigte ich ihn grinsend.
    »Na gut«, antwortete Eric enttäuscht, »am ersten Abend werde ich es nicht riskieren.« Und dann fügte er noch zärtlich hinzu: »Aber rechne nicht damit, dass ich mich so leicht geschlagen gebe. Morgen bewaffne ich mich bis unter die Zähne und versuche es wieder. Ich nehme den Kampf mit Melitta auf, glaub mir, Schnurzelchen!«
    Ich lächelte dösend vor mich hin.
    Ach, was gibt es Schöneres, als den neuen Mann zum ersten Mal mit zur Familie zu nehmen?

12. Kapitel
    »Wer besorgt den Karpfen?«
    »Wer schmückt den Baum?«
    Am Weihnachtstag gab es, wie jedes Jahr, nur zwei Fragen.
    Till, Tom und ich hatten früher immer Schnick-Schnack-Schnuck gespielt, um den armen Tropf zu ermitteln, der die gnadenlosen Aufgaben erledigen musste. Im Laufe der Jahre war ich allerdings dahintergekommen, dass sie sich gegenseitig Zeichen gaben und ich deswegen immer verlor.
    Auch an diesem Morgen wollte keiner freiwillig zum Karpfenteich.
    »Ich bin zu müde«, erklärte Till.
    »Ich auch«, sagte Tom.
    Beide sahen mich an.
    »Auf keinen Fall!«, wehrte ich mich. »Ich war schon letztes Jahr dran. Außerdem muss ich sicher den Baum schmücken!«
    »Ich komm mit zu die Karpfen!«, erklärte Jörn. »Ich kenn mich aus mit die Tiere!«
    »Das glaube ich!«, murrte Marlene.
    Ihr passte es wie jedes Jahr nicht in den Kram, dass ein weiterer unschuldiger Karpfen sein Leben lassen musste, nur weil wir ein altes, grausames Ritual pflegten. Wie jedes Jahr wieder, versuchte sie uns von den Vorteilen ihrer Grünkernbratlinge zu überzeugen, die sie vorsorglich gebraten hatte. Sie waren so groß wie die Teller, auf denen sie lagen, und sicher ebenso hart.
    »Gerade für die schlanke Linie äußerst bekömmlich!«, erklärte sie und sah mich dabei an.
    »Okay, ich komme mit!«, sagte ich schnell zu Jörn und nahm meinen grönländischen Anorak vom Haken.
    Das musste ich mir jetzt nicht anhören. Nicht vor zehn Uhr morgens.
    »Gut«, sagte Jörn, nickte und winkte mit einer grönländischen Verabschiedung in die Runde: »Takuss!«
    Weder Renate noch Eric wollten mitkommen, und so nahm ich Erics Auto, denn Jörn hatte seines auf seinem Schiff in Grönland gelassen. Vom Flughafen aus hatten sie den Zug und dann ein Taxi genommen, was einem alten Seebären wie ihm recht schwerfiel, erzählte Jörn

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