Pandablues: Roman (German Edition)
mich.
–––
»Erledigt!«
»Feini!«, lobte Trine mich, und ich war plötzlich drei.
Ich las weiter: »›Bitte beachten: Den Teststreifen nicht über die MAXIMUMLINIE (MAX) hinaus eintauchen. Anderenfalls könnte der Test zu einem falschen Ergebnis führen.‹«
»Das kenne ich«, ergänzte Trine, »also sei bitte präzise!«
»›Fünftens: Nehmen Sie den Teststreifen nach wenigen Sekunden (3–5 Sekunden) aus der Urinprobe heraus und legen Sie ihn auf einer glatten, sauberen und trockenen Oberfläche ab.‹ – Okay, warte!«, sagte ich und tat, wie mir geheißen.
Ha! Das wär doch gelacht, wenn ich das nicht hinkriegen würde!
In Gedanken zählte ich langsam bis drei, dann zog ich den Streifen heraus und legte ihn auf dem Waschbeckenrand ab.
»So! Weiter im Text!«
»›Sechstens: Warten Sie, bis sich nach wenigen Sekunden die beiden Testlinien färben. Je nach Konzentration des HCG Hormons im Urin kann ein Ergebnis bereits nach 40 Sekunden abgelesen werden. Jedoch um ein zuverlässiges Ergebnis zu erzielen, empfiehlt es sich, die volle Einwirkzeit von 5 Minuten abzuwarten.‹«
»Ach was!«, sagte Trine. »Das sieht man auch schon vor Ablauf der fünf Minuten. Bei Finn war das direkt zu sehen …«
Ich wartete.
Ich war nicht schwanger , das wusste ich ohnehin genau.
Herr im Himmel, dieses ganze Theater!
Ich nahm seit fünfzehn Jahren die Pille, noch nie war etwas dazwischengekommen, seit knapp einem Jahr schlief ich (sehr) regelmäßig mit Eric und auch sonst … Das hier war eine reine Trine-ABM-Maßnahme. Ich fragte mich allerdings, warum dann trotzdem eine leichte Nervosität in mir aufstieg.
»Und?«, brüllte Trine in den Hörer und riss mich aus meinen Gedanken.
Ich sah auf den Teststreifen, er zeigte eine einzelne rosafarbene Linie.
»›Negatives Ergebnis (nicht schwanger): Erscheint nur eine farbige Linie im Testfeld, so bedeutet dies, dass kein erhöhter HCG-Spiegel festgestellt wurde.‹«
»Ha!«, brüllte ich. »Ha! Ha! Wusste ich’s doch! Vollkommen unschwanger!«
Ich merkte, wie erleichtert ich klang. Und doch: Da war noch ein anderes, seltsames Gefühl, das mitschwang und das ich nicht einordnen konnte.
»Bist du sicher?«, fragte Trine, und ich konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme hören.
»Aber so was von! Selbst die Apothekerin hat gesagt, dass der Test ab-so-lut wasserdicht ist!«
»Willst du nicht zur Sicherheit noch einen …«, intervenierte Trine.
Irgendwie wollte sie wohl doch die Hoffnung nicht aufgeben, dass ich mit ihr PEKiP-Kurse besuchte, Latte Macchiato trank und einen Kinderwagen schiebend durch Köln-Nippes rollte.
»Ab-so-lut wasserdicht!«, wiederholte ich.
Traurig schnaufte Trine in den Hörer. »Schade!«
Ich hatte es doch gewusst! Ich und schwanger! Das war wie Victoria Beckham und Schweinshaxe! Wie Queen Mum und abgepackte Teebeutel!
Ich nahm den Teststreifen, die Verpackung und die Tasse, um alles zu entsorgen, da fiel mein Blick auf den rosa Strich, der sich jetzt irgendwie vermehrt hatte. Ich sah auf einmal doppelt.
Die Aufregung! Nur die Aufregung!
Ich kniepte die Augen zusammen, schüttelte mich und sah noch mal genau hin. Kalter Schweiß schoss aus meinen Poren auf der Stirn.
Zitternd las ich: »Positives Ergebnis (schwanger): Wenn im Testfeld zwei farbige Linien erscheinen, so bedeutet dies, dass ein erhöhter HCG-Spiegel festgestellt wurde. Dies deutet auf eine Schwangerschaft hin.«
»Charly? Charly?«, hörte ich noch Trines Stimme dumpf aus dem Hörer rufen, kurz bevor das Handy mit einem lauten Platsch! in der Kloschüssel landete.
Viele Situationen im Leben stellt man sich immer wieder vor, spielt sie gedanklich durch oder redet darüber, wie man sich verhalten würde, wenn sie einträten.
Ich hatte mir oft überlegt, wie ich zu Kindern im Allgemeinen (schlecht!) und zu eigenen Kindern im Speziellen (noch schlechter!) stand. Ich hatte mir auch schon das eine oder andere Mal überlegt, wie es wohl wäre, wenn ich versehentlich schwanger würde. Was dann wohl los wäre. Aber nie hätte ich mir vorstellen können, wie es sich wirklich anfühlte.
So wie jetzt.
Ich saß versteinert auf dem Rand der Kloschüssel und beobachtete mein Handy, das blubbernde Kreise beim Untergehen zog. Trines brüllende Stimme war mittlerweile in den Untiefen des Klowassers versiegt, und ich war nicht in der Lage, mich auf irgendeine Art zu bewegen. Ich saß einfach nur da und starrte in die Kloschüssel. Wirre Wortfetzen durchkreuzten mein
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