Pandablues: Roman (German Edition)
los jetzt! Sonst rufe ich auf sämtlichen Leitungen im Büro an! So lange, bis du mich mitnimmst!«
Ich verdrehte die Augen gen Himmel beziehungsweise gen Bürodecke. Ich war ehrlich froh, dass Karla im Urlaub war.
»Warte kurz«, sagte ich zu Trine, legte das Handy beiseite und kramte den Test aus meiner Tasche. »Und heute lesen wir die Anleitung vor dem Gebrauch!«, erklärte ich, als ich mit dem Handy und dem Test bewaffnet zur Bürotoilette marschierte.
Während des Gehens öffnete ich die Verpackung und ein starker Erdbeerduft schlug mir entgegen. Er erinnerte mich an Emily Erdbeer, die Riech-Puppe, die ich mit sieben besessen und heiß und innig geliebt hatte und die sogar zehn Jahre später noch in einem meiner Kindersachen-Kartons nach Erdbeer roch, was sicher nur durch eine gigantische Chemiekeule möglich war.
In der Toilette angekommen, klemmte ich mir das Handy zwischen Ohr und Schulter und las laut vor:
»›Erstens: Vor Testbeginn sollten sowohl der Test (Teststreifen) als auch die Urinprobe auf Raumtemperatur (15 – 30 °C) gebracht werden.‹ – Trine, das ist doch scheiße! Woher weiß ich denn, wie viel Grad es hier ist …«
»Ach, das ist zu vernachlässigen«, erklärte Trine gelassen. »Und weiter?«
»›Zweitens: Fangen Sie die Urinprobe in einem sauberen und trockenen Gefäß auf. Am besten gelingt dies, wenn Sie das Gefäß oder den Behälter in den Urinstrahl halten.‹ – Mist, ich hab kein Gefäß …«
»Kaffeetasse!«
»Iihh!«
»Stell dich nicht so an, es gibt ganze Eigenurin-Therapien!«
Ich sprintete zurück ins Büro und wollte mir gerade meine Tasse schnappen – da fiel mein Blick auf Karlas …
Nein, nein! Sie ist nett, wirklich nett, sie ist …
Ich griff mir ihre Tasse, die ohnehin ein hässliches Werbegeschenk eines großen Versicherungsunternehmens war, und nahm mir vor, Karla direkt heute nach Büroschluss eine neue schöne Tasse zu kaufen. Als Wiedergutmachung quasi.
»Was trödelst du?«, ermahnte Trine mich.
Ich las weiter: »›Drittens: Öffnen Sie die Folienpackung durch behutsames Einreißen der seitlichen Aufreißschlitze. Entnehmen Sie den Teststreifen.‹«
Och, nee! Aufreißschlitze!
Sämtliche mit System zu öffnende Verpackungen waren mir ein Graus. Jedes rote Fädchen, das das Öffnen vereinfachen sollte, funktionierte, sobald ich es in der Hand hatte, auf einmal nicht mehr, und es endete immer gleich: Nassgeschwitzt und wutentbrannt verteufelte ich alle Verpackungsingenieure dieser Welt und musste am Ende doch immer Gewalt in Form eines Messers einsetzen, mit dem ich mich dann auch noch bestenfalls schnitt.
Auch jetzt fummelte ich wild und unkoordiniert an den Aufreißschlitzen herum und kam mir vor wie der Nachbarsjunge, der mich zum Auftakt seiner (wahrscheinlich sehr kurzen) Zungenkusskarriere als Testobjekt erkoren hatte: Ähnlich wild und unkoordiniert fummelte er an mir rum und hatte mich nach nur wenigen Sekunden in die Flucht geschlagen.
Aber ich gab den fiesen Aufreißschlitzen keine Chance. Und nach nur wenigen Minuten erlagen sie mir dann doch im Zweikampf.
»Ja, ja, weiter!«, drängelte Trine.
»›Viertens: Nehmen Sie den Teststreifen am oberen Ende in die Hand. Das Tütchen mit dem Trocknungsmittel entsorgen Sie bitte im Restmüll.‹«
Mann, was für dämliche Tipps! Mülltrennung war in so einer Situation doch nun wirklich egal!
»›Fünftens: Tauchen Sie den Teststreifen in die Urinprobe bis zur Markierung MAX. Der Pfeil auf dem Teststreifen zeigt nach unten.‹ – Poh!«, stöhnte ich auf. »Ist das jetzt ein Intelligenztest oder ein Schwangerschaftstest?«
Also, wenn ich jetzt nervös wäre , wenn die Chance bestünde, dass ich wirklich schwanger wäre …
»Ja, ja, und?«
Trine fürchtete, dass Elmo gleich wieder aufwachen würde, also beeilte ich mich.
»Also, ich mach jetzt, aber du hörst weg, sonst kann ich nicht, okay?«, murmelte ich gequält in den Hörer, den ich immer noch zwischen Ohr und Schulter geklemmt hielt.
»Ja, ja …«
Ein paar Sekunden später nahm ich den Hörer wieder in die Hand.
»Ich kann nicht!«, stöhnte ich gequält. »Ich konnte noch nie, wenn andere dabei waren. Zumindest nicht nach dreizehn!«
»Mann, Charly, du bist ja schlimmer als Finn! Bei ihm half selbst der Bestseller In 10 Tagen trocken nicht, weil er immer alleine sein wollte, wenn was kam, und dabei ging immer alles daneben!«
Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen, also zwang ich
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