nämlich auf die Fidschi–Inseln auswandern muss, um ein neues Leben in Exil und Vergessenheit zu finanzieren.
Marie
Ich sandte die Mail ab.
Von :
[email protected] An :
[email protected] Gesendet : 9 Uhr 52
Betreff : Re /Re/ Lebenszeichen??
So schlimm? Warte erst mal, bis sich die Meute vor deinem Haus versammelt!!! Übrigens: Vergiss die Fidschi-Inseln. Ich war mal dort. Total langweilig!!! Aber ein Sexvideo von uns beiden ist schnell gemacht. 100.000 ist jedoch zu wenig dafür. Wir beide zusammen sind mindestens das Dreifache wert ;-)
Amelie
Ich las ihre Mail, regte mich darüber auf, erstarrte dann, sprang auf und lief zum Fenster.
Vor dem Haus wirkte zum Glück alles normal. Soweit ich sehen konnte, warteten da unten weder Fotografen, noch Wagen mit fremden Nummernschildern.
Allerdings konnte sich das jederzeit ändern.
Von :
[email protected] An :
[email protected] Gesendet : 10 Uhr 04
Betreff : Re/Re/ Re/ Lebenszeichen??
Danke für’s Gespräch. Selten so gelacht …. ;-(
Marie
Es dauerte nicht lange, bis ihre Antwort kam.
Von :
[email protected] An :
[email protected] Gesendet : 10 Uhr 9
Betreff : Re/Re/Re/Re/ Lebenszeichen??
Bitte. Gern geschehen. Frau hilft, wo frau kann … ;-)
Wenn die Pressekakerlaken noch nicht bei dir sind, dann sind sie schon dorthin unterwegs. Sie werden vor deinem Haus kampieren und mit allen möglichen Tricks versuchen ein Statement von dir zu bekommen.
Ich rufe Dich gegen sechs an, dann bleibt dir genug Zeit sie abzuhängen, bevor wir uns treffen um zu Ravas Party zu fahren!!!
Amelie
PS: Falls du wegen dem Sexvideo doch noch schwach wirst – vergiss nicht den Preis nach oben zu treiben ;-)
Ich schloss das Mailprogramm, schenkte mir einen weiteren Kaffee ein, zog die Beine an, legte meinen Kopf auf die Knie und fragte in die Leere in meinem Kopf hinein, ob es eigentlich noch irgendetwas an meinem Leben gab, das ich in den letzten 24 Stunden nicht verbockt hatte.
Mir fiel nichts ein.
Meine Mutter und meine Schwester hielten mich für homosexuell.
Ich wurde betrunken im Internet als Lesbe vorgeführt und war laut den neuesten Umfragen absolut out, weil ich eine Polizistin war.
Madame Mazaras, von der Schnüffelbrigade, musste mich seit gestern Nachmittag schon für korrupt halten und ab heute morgen glaubte sie zweifellos, ich triebe mich ständig mit dem Jetset in Bars und Nachtclubs herum, was mich selbstverständlich zwangsläufig zu einer Gefahr für den Ruf des zukünftigen Polizeipräfekten von Paris qualifizierte. Man wusste schließlich um die Vorliebe des Jetsets für Drogen, Orgien und ruinierte Hotelzimmer.
Rava, würde mich von heute an nicht mal mehr mit einem Hühnerauge ansehen, weil er ja zweifellos wie alle anderen glaubte, dass ich es nur mit Frauen trieb.
Sicher, er war offensichtlich ein perverser Voyeurist und verbunden mit einem Netzwerk weiterer … na, sagen wir mal … sexuell fragwürdig gepolter Leute und deswegen ja sogar mitschuldig daran, dass ich überhaupt in dieser Bredouille saß. Doch er hatte auch sein Leben für mich riskiert, meine Beförderung beschleunigt , und mir ein Angebot gemacht, das frau eigentlich gar nicht ablehnen konnte. Vor allem aber, war er immer noch the sexiest man in town und bis gestern Nachmittag durfte ich sehr sicher sein, dass er sich für mich interessierte.
Ich hätte heulen können.
Ich hätte eigentlich sogar heulen sollen .
Und wo waren eigentlich diese beiden Feiglinge Schwester Marie-Claire und das Hexlein, wenn ihre Meisterin und Herrin sie wirklich mal brauch te?
Ich stand auf und schlurfte zur Küche um irgendetwas Essbares zu finden. Ich nahm mir eine Banane und knabberte an ihr herum, während ich den Kühlschrank durchsuchte.
Es klingelte an der Tür.
Dann meldete sich mein Telefon.
Es ging also los, dachte ich frustriert. Genau wie Amelie es prophezeit hatte, noch mehr Typen, die mich in ihren billigen kleinen Skandalblättchen vorführen und ausbeuten wollten.
Ich spürte wie mir ein eiskalter Schauer den Nacken herab rann und starrte einen Moment blicklos auf die Kühlschranktür.
Ich legte die Banane ab und ging ins Wohnzimmer zurück.
Ich kam mir so dermaßen blöd vor. Eigentlich hätten mich die Schweine im Galopp beißen müssen.
Worin bestand die eigentliche Schwierigkeit bei jeder Ermittlung?
Darin möglichst