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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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spät, um noch wirklich etwas gegen den Fremden unterne hmen zu können, der sich uns aus dem Schatten der Sternwarte her näherte.
    Merde , das kam davon, dass ich mir nicht die Zeit genommen hatte, die Gegend gründlich zu überprüfen, bevor ich Amelie mit den Ergebnissen meiner detektivischen Meisterleistungen überschüttete.
    Was jetzt?
    Wenigstens hatte ich für den Fall, dass es wirklich eng wurde, die kleine Automatic dabei. Aber würde ich überhaupt fähig sein auf Amelie zu schießen? Ich hatte noch nie auf einen Menschen geschossen. Und dann ausgerechnet auf sie?
    „So viele eklige Würmer in Pandoras Box, nicht wahr?“, flüsterte Amelie, ließ ihren bescheuerten Applaus sein und fuhr mir unglaublich sacht und provozierend mit dem Finger über die Wange und den Mund.
    Ich schreckte zurück – und trat zwei Schritt weg von ihr.
    Jetzt erkannte ich den Fremden: Der ältere Mann, der damals an Amelies Tisch im Belle Epoque gesessen und mich so ausgiebig und gelassen gemustert hatte.
    Ich kannte sein Gesicht von irgendwoher. Er musste ein Politiker oder hoher Beamter sein. Bekannt und einflussreich genug, dass sein Gesicht ab und an in den TV–Nachrichten auftauchte.
    Der Fremde öffnete seinen Mantel und zeigte mir, dass er keine Waffe trug. (Zumindest nicht an einer der üblichen Stellen.)
    „Ihrer Akte ist zu entnehmen, dass Sie Ihrem Bruder Michel auf einem Schiessplatz nicht ganz das Wasser reichen können. Nur beim Ziehen Ihrer Waffe waren Sie um ein paar Takte besser und schneller als er“, sagte der Unbekannte und wies dann auf meine Beine, “Da steckt eine kleine .38 in einem Knöchelholster, nicht wahr?“
    Sehr richtig.
    Ich mochte ja so meine Skrupel haben auf Amelie zu schießen. Aber er war im Grunde ein Fremder. Auf ihn würde ich  vermutlich schießen können, falls es notwendig wurde.
    „Brillante Analyse übrigens, Ser geant Colbert“, rief der Fremde. „Sie hat allerdings einen mächtigen Haken. Denn Amelie und ich – wir sind hier die Guten .“
     
     
    5 9.
    Selbst in seinen besten Jahren konnte er nie attraktiv oder gar schön gewesen sein. Dazu war seine Figur zu plump, seine Nase zu gewaltig und seine Lippen zu voll.
    Doch, was ihm an physischer Harmonie fehlte, machte seine Ausstrahlung mehr als wett. Es war die Ausstrahlung eines gefährlichen Mannes. Eines Mannes, der viel gesehen und erlebt hatte. Aber der auch skrupellos war und sicher schon mehr als einmal dem Tod ins Auge geblickt hatte. 
    „Sie gestatten, Mademoiselle?“, fragte er und bewegte seine rechte Hand Richtung Manteltasche.
    „Ich gestatte …“
    Er griff in seinen Mantel und brachte daraus eine dieser silbernen Zigarrenboxen hervor, er öffnete sie und steckte sich eine Zigarre an.
    „Mein Name ist Namur. Ich nehme an, Sie haben schon von mir gehört. Der Präsident ist ein Freund von mir. Der vorherige war es übrigens auch.“
    Monsieur litt wohl nicht unter Minderwertigkeitskomplexen. Er paffte eine Wolke dichten blauen Qualms und lächelte mich an. Ich hätte auf dieses Lächeln locker verzichten können.
    „Ich habe viele Freunde. Manchmal werde ich von meinen Freunden darum gebeten Probleme zu lösen,  denen sie selbst sich aus ganz bestimmten Gründen nicht widmen können.“
    Toll, er tat etwas für seine Freunde.
    „Amelie hat mich gewarnt. Sie war sicher, dass Sie irgendwann herausfinden, was das eigentliche Ziel dieser Erpressung sei. Mein Glückwunsch, Mademoiselle. Amelie hat Recht behalten. Nur, fragt sich jetzt natürlich, was man von Ihrem Vater verlangen wird im Austausch für Ihre, wie Sie es nannten, Best-Of-Sammlung.“
    Das fragte sich tatsächlich. Aber über den Schreibtisch des Polizeipräfekten von Paris gingen viele sensibler und brisanter Vorgänge, die das Leben und die Karriere einer Unzahl von Menschen beeinflussten.
    „Danke Monsieur, ich habe mir dieselbe Frage auch schon gestellt. Es ist  selbstverständlich das Zeugenschutzprogramm.  Dessen Daten müssen bestimmten Leuten sehr viel Geld wert sein“, sagte ich.
    Ein Alptraum, sollten die Decknamen und Aufenthaltsorte der Zeugen aus dem Programm je in die falschen Hände geraten. 
    Namur paffte eine neue Wolke Zigarrenqualm in die Abendluft. Er nickte anerkennend dazu.
    H atte ich mit meinem Schuss ins Blaue hinein etwa richtig gelegen? Waren es wirklich die Daten des Zeugenschutzprogramms? 
    „Nicht übel, Mademoiselle. Es gibt Einiges, was die Mafia wirkli ch gut kann. Drogen importieren zum Beispiel

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