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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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oder die Casinos in Cannes, Nizza und Monaco führen. Sie sind auch nicht ganz schlecht damit Bomben unter den Autos von Richtern zu platzieren. Auch als Killer sind sie ganz brauchbar. Aber solch eine Erpressung, wie die Ihre? Das entspricht nicht deren Stil. Die hätten Sie entführt und ein bisschen gefoltert, um Ihren Vater dazu zu bringen, ihnen zu geben, was sie wollen. Aber Sie haben ja noch zwei Versuche um auf die Lösung des Rätsels zu kommen … “ 
    Ich hatte nun wirklich keine Lust auf ein Ratespiel und warf Namur einen bösen Blick zu. Doch bevor ich irgendetwas sagen konnte, legte Amelie mir ihre Hand auf den Arm.
    „Lass das Katz- und Mausspiel, Onkel. Sag ihr endlich die Wahrheit!“
    Onkel? Hatte sie ihn gerade wirklich Onkel genannt? Kein Wunder, dass sie geworden war, wie sie war, bei solcher Verwandtschaft.
    „Dumme alte Angewohnheit, nicht wahr? Immer muss ich zuerst meine klein en Spielchen haben…“, meinte Namur und trat einen weiteren Schritt auf uns zu.
    Dabei bewegte sich sein Mantel. War das da unter seiner Achsel etwa doch eine Beule in dem Jackett, die ich bisher übersehen hatte? Und wenn – war die groß genug, um als charakteristisch für eine verborgene Waffe durchzugehen?
    Verflixt.
    „Es ist nicht das Zeugenschutzprogramm, Mademoiselle Colbert, sondern der Pensionsfonds der Polizei, hinter dem Ihre Erpresser her sind. Der Polizeipräfekt erhält nämlich zugleich mit seinem Amtsantritt einen Sitz im Kontrollrat des Fonds.“
    WAS? 
    Der PENSIONSFONDS DER POLIZEI?
    „Die Zeiten sind hart“, fuhr Namur fort. „Eine Menge Leute haben in den letzten Jahren sehr viel Geld an den Börsen verloren. Es existieren auch nicht mehr so sehr viele Institutionen, an die diese Leute sich wenden könnten, um sich neues Kapital zu beschaffen. Von Krediten gar nicht zu reden. In einer Krise, wie dieser, ist das Geld überall knapp. Jedermann hält die Hände auf seinen Taschen. Haben Sie eigentlich eine Vorstellung von was für einer Summe wir hier reden?“
    Ich war Polizistin, keine Buchhalterin.
    „In Ordnung. Das dachte ich mir“, meinte Namur. „Fragen Sie sich einfach mal wie viele Personen für, sagen wir - zehn Millionen cash und steuerfrei, einen Mord begehen würden? Dann, Mademoiselle, denken Sie ein paar Sekunden darüber nach ob der Rest, von dem Sie glaubten, dass er dazu nicht fähig sei, bei einer Summe von zwanzig oder fünfzig Millionen nicht doch schwach werden würde.“
    Arschloch, dachte ich und warf ihm den dementsprechenden Blick zu. Er trug ihn wie ein Mann, das hieß mit einem arroganten Grinsen. Aber Recht hatte er natürlich dennoch. Es konnte wirklich nicht viele Menschen geben, die bei einer Aussicht von fünfzig Millionen nicht schwer ins Grübeln darüber gekommen wären, ob diese Summe einen Mord wert wäre. Dass er Recht hatte, machte Namur bloß noch unerträglicher. 
    Sein Lächeln wurde dünner.
    „Derzeit enthält der Pensionsfonds knapp elf Milliarden Euro. Sehr konservativ angelegt zu nur zwei Prozent erwirtschaften die einen Zinsgewinn von zweihundertzwanzig Millionen per anno. Etwas über sechshunderttausend Euro pro Tag und mehr als fünfundzwanzigtausend Euro pro Stunde. Angesichts solcher Zahlen dürfen Sie sich eigentlich glücklich schätzen, dass man sich bloß für eine Erpressung entschieden hat, statt für Kidnapping und Mord.“
    Danke sehr für die Lektion in Zynismus, dachte ich, und wusste einmal mehr, weshalb ich Zyniker nicht ausstehen konnte.
    „Zwei Bankenkonsortien konkurrieren derzeit um die Verwaltung des Fonds. Für beide bedeutet der Zuschlag darüber den Unterschied zwischen Auferstehung oder Untergang. Das eine Konsortium hat den Fonds bisher verwaltet. Das andere ist ein neuer Player im Markt. Und neue Player neigen ganz gern dazu skrupelloser zu Werke zu gehen, als die alteingesessenen Platzhirsche.“
    Noch mehr Zynismus. Wie beruhigend, dass er wenigstens in dieser Eigenheit konsequent war.
    „Ihr Vater, Mademoiselle Colbert, ist ein seltener Vogel. Er ist ehrlich, ohne zugleich ein Korinthenkacker zu sein. Er ist unbestechlich, ohne dass ihn das zu einem Langweiler macht.  Und er ist zwar gerecht, aber dennoch kein Philister, wie das bei so vielen Männern der Fall ist, denen Gerechtigkeit etwas bedeutet. Aber ausgerechnet die Stimme eines solchen Mannes gäbe im Kontrollrat des Pensionsfonds den Ausschlag darüber, welcher der beiden Bewerber den Zuschlag über die Verwaltung des Pensionsfonds erhält. Ich

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