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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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wäre an Stelle der Banker da auch nervös geworden. Bisher herrscht in dieser Frage nämlich ein Patt im Kontrollgremium.“
    Ich musterte ihn während ich darüber nachdachte, ob er die Wahrheit sagte. Er erwiderte meine durchdringenden  Blicke ohne mit der Wimper zu zucken. Ich glaubte nicht, dass er log. Jedenfalls nicht, was die entscheidenden Punkte betraf.
    Der größte Teil von dem, was er gesagt hatte, ließ sich auch mit Hilfe von nur wenigen Anrufen überprüfen. Was sich nicht so mühelos überprüfen ließ, war seine Behauptung, er stünde auf der Seite der Guten.
    Bisher war ich mir ja gar nicht sicher, ob ich überhaupt wusste, welche Seite hier überhaupt die Gute war. (Mal abgesehen von meiner eigenen und der meiner Familie, natürlich.)
    „Und es sind diese neuen Player, die meinen Vater zu erpressen versuchen, nehme ich an?“
    „Ja. Und Sie dürfen gerne einen Moment näher darüber nachdenken, wie Männer, die selbst vor Erpressung nicht zurückschrecken, um ihren Willen zu bekommen wohl die Verwaltung der Ersparnisse der französischen Polizeibeamten angehen würden...“
    Unnötig erst darüber nachzudenken.
    „Sagen wir, ich glaube Ihnen, Monsieur. Dann hätten wir bisher nur das Motiv geklärt. Irgendwie vermisse ich allerdings immer noch ein paar entscheidende Details über die Identität der Täter. Zum Beispiel deren Namen und Stellung. Außerdem haben Sie bislang auch noch kein Wort darüber verloren, wie Amelie und Sie selbst in diese Schweinerei hineinpassen.“
    Ein neues Qualmwölkchen bahnte sich aus seinem Mund den Weg gen Himmel. Dann sah er Amelie an . „Du bist dran, Nichte“, meinte er. 
    Oha!
    Amelie reichte mir eine Visitenkarte, gedruckt auf demselben cremefarbenen Papier, wie es die dunkle Fee für ihre Nachrichten benutzte.
     
    Publis
    Bruderschaft zur Pflege der antiken Philosophie
     
    stand dort. Unter einer Art Wappen war zusätzlich ein Motto verzeichnet :
     
    Vita Brevis .
     
     
    60 .
    Meine Lateinlektionen waren zwar einige Jahre her, doch da ich auf ein katholisches Internat gegangen war, fiel er intensiv aus. Daher war es kein Problem für mich sowohl Motto als auch Namen dieser Gesellschaft zu übersetzten.
    „Publis“ bedeutete „Volk“. In manchen Zusammenhängen konnte es auch als „Öffentlichkeit“ übersetzt werden.
    „Vita brevis“ war ein Sinnspruch, der sich in jeder lateinischen Sprichwortsammlung fand. Er bedeutete schlicht und ergreifend „Das Leben ist kurz“.
    Mir schwante da plötzlich so einiges.
    „Persephone, he?“, sagte ich zu ihr und wies dann auf Namur. „Wer ist dann er? Zeus?“
    Namur versenkte die Hände in den Taschen und schüttelte grinsend den Kopf.
    „Schauen Sie mich an, Mademoiselle! Wie könnte ich Zeus sein? Ich bin Pan.“
    Das passte.
    Pan war ein illegitimer Sohn des Zeus und so hässlich und bocksbeinig, dass ihn seine Mutter gleich nach seiner Geburt verstieß. Er war Gefährte und Beschützer der Nymphen und Schutzgott der wilden Hirten in den Wiesen und Wäldern. Außerdem spielte er besser Flöte als sonst irgendein Wesen. Ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung von der Sorte Flöte, auf der dieser Pan hier vor mir am liebsten spielte. Sie bildete das männliche Gegenstück zu meiner Blüte.
    „Man könnte auf die Idee kommen , es sei ein ziemlich weiter Weg von der Bruderschaft zur Pflege antiker Philosophie zum Kontrollgremium des Pensionsfonds der Polizei.“
    „Nur falls du glaubst, dass die Bruderschaft zur Pflege antiker Philosophie nicht auch Schwestern willkommen hieße, oder sich je wirklich ernsthaft um die Pflege antiker Philosophie gekümmert hätte…“, kicherte Amelie. 
    Hm.
    Das war dann wohl ein typischer Fall von den Zitronenfaltern, die selbstverständlich niemals je auf die Idee verfielen, sich am Falten von Zitronen zu versuchen.
    „Du hast ja selbst erlebt, welchen Wirbel ein einzig er Kuss auslösen kann. Mach dir einfach eine Vorstellung davon, wie hässlich es werden kann, sollte eine Kakerlake wie Arnaud je an richtig saftiges Material kommen. Und Arnaud ist ja auch bloß eine Ratte unter vielen….“
    Ich wusste , was sie meinte. Ich wusste es sogar ein bisschen zu gut. Was mich gelinde erstaunte war, dass sie den treuen Monsieur Arnaud so lässig locker als Ratte bezeichnete.
    „Publis ist ziemlich alt. Gegründet wurde es von Talleyrand, Napoleons Außenminister …“
    Das passte auch. 
    Die reale Schwester Marie-Claire nannte ihn in ihrem Unterricht immer

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