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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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Tagesordnung. So rauchten Ngoma und ich schweigend unsere Zigaretten.
    „Falls ich Sie jetzt frage, ob Sie mich zum Präsidium fahren, würden Sie es tun?“ , fragte ich schließlich leise.
    Ngoma zog an seiner Zigarette und sah dann lange im Rückspiegel zu mir nach hinten.
    „Vielleicht“, antwortete er. „Obwohl ich sicher bin, dass es nichts bringen würde. Keiner würde Ihnen glauben. Alles, was Sie damit erreichen, wäre ein paar Wellen zu machen, die sich schon in ein paar Tagen wieder verlaufen hätten.“
    Ich starrte eine ganze Zeitlang wortlos auf sein Gesicht im Rückspiegel. Er wusste also Bescheid, dachte ich. Vermutlich hatte er ja sogar all die Fotos geschossen. Ein Schwarzer mehr oder weniger fiel in der Rue du Plessy nicht auf.
    „Es ist kein Spaß erpresst zu werden, verdammt noch mal …“ , fauchte ich giftig.  
    „Bestimmt nicht. Trotzdem könnte es sein, dass Sie mit einer Selbstanzeige eine Büchse Würmer öffnen. Und wahrscheinlich wären Sie die Einzige, die am Ende von diesen Würmern gefressen wird.“
    Ich erstarrte.
    Sollte das etwa eine Drohung sein?
    Ngoma suchte im Rückspiegel meinen Blick. Und er hielt ihn lange fest.
    „Schon möglich, dass es von ihrer Seite aus nicht so scheint. Aber Persephone will Ihnen nichts Böses. Im Gegenteil, sie bewundert Sie. Sie hält Sie für die außergewöhnlichste Frau, die ihr seit langem über den Weg gelaufen ist. Was immer heute in der Oper passiert ist, falls Sie dabei in Gefahr geraten sind, kann das nicht Persephones Plan entsprochen haben.“
    Oha!
    Ich glaubte ihm  natürlich kein Wort. Oder vielleicht doch – dass Persephone mich für ziemlich außergewöhnlich hielt, glaubte ich ihm. Aber das war so schwer nun auch wieder nicht. Ich war schließlich die einzige halbwegs Normale unter all den Perversen und Wahnsinnigen, mit denen sie sich umgab. 
    „Weshalb würde ich mir nur selbst dabei schaden, falls ich jetzt zum Präsidium fahre?“ , flüsterte ich, während Ngoma zwei neue Zigaretten ansteckte. (Dieser Abend wurde langsam wirklich in mehr als nur einer Hinsicht ungesund. Drei Zigaretten in weniger als einer halben Stunde musste mein persönlicher Jahresrekord sein).
    „Bestimmt würde man Ihnen im Präsidium zuhören, dann ein Dossier anlegen und anschließend sogar eine Ermittlung einleiten. Aber nach ein paar Tagen wird diese Ermittlung eingestellt werden und irgendwer in Ihrer Personalakte vermerken, dass Sie unzuverlässig seien und offenbar zu Verschwörungstheorien neigen. So etwas kann nicht besonders gesund für die Karriere sein. Ganz zu schweigen für den persönlichen Ruf. Es wäre ja auch nicht ausgeschlossen, dass Ihr Vater und Ihre Brüder davon erfahren würden, oder?“
    Ich sah ihm an, dass er überzeugt davon war die Wahrheit zu sagen.  Das war schon ein starkes Stück – mir hier so offen zu drohen.
    „Gibt es noch mehr solche wie mich in Ihrem Netzwerk, Ihrer Organisation – wie immer Sie es bezeichnen? “
    „Solche wie Sie, Mademoiselle?“ , fragte er.
    „Unfreiwillige Mitglieder.“
    Er lächelte und schüttelte den Kopf.
    „Selbst wenn – ich würde es Ihnen nicht sagen. Diskretion ist unser oberstes Gebot. Und das hat Gründe.“
    Die reale Schwester Marie–Claire hatte in ihrem Ethikunterricht stets behauptet,  es käme gar nicht darauf an, dass die Menschen an den Teufel glaubten, denn es reiche schon aus, dass der Teufel gute Gründe hätte an die Menschen zu glauben, um sicherstellen zu können, dass das Böse in der Welt weiterhin über das Gute triumphierte.
    Wie recht sie damit gehabt hatte.
    Brachte es wirklich nichts mich selbst anzuzeigen, dann blieb mir weiter nichts übrig als mich irgendwie mit der Katastrophe zu arrangieren, zu der mein Leben geworden war. Die Frage war nur - wie?
    „Da – sehen Sie?“ , Ngoma wies nach draußen zur Straße. 
    Dort lief Persephone auf den Wagen zu und wirkte dabei so eisk alt wie eh und je.
    Ich weiß nicht mehr, was mich eigentlich dazu brachte, doch ich sprang aus dem Mercedes und lief ihr entgegen. Wahrscheinlich dachte ich dabei ja gar nicht, sondern reagierte einfach nur, sobald ich sie auftauchen sah.
    Sie warf mir einen ihrer üblichen Eisfachblicke zu und sie wirkte dabei so unglaublich perfekt, wie aus dem Ei gepellt. Keine Frau sollte je so furchtbar perfekt sein. Das hatte etwas Gespenstisches a la „ Stepford Wifes “– diesem Roman, in dem sich all die so perfekt angepassten und fügsamen Vorstadtehefrauen zum

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