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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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sie und bezeichnete die Aufführung sogar als „Triumph“.  Jede Kritik stellte besonders heraus, dass die rote Carmen nach Don Joses tödlichen Messerstic hen – noch bevor der Vorhang fiel – wieder aufgestanden und mit stolz erhobenem Kopf von der Bühne abgegangen war.  Sogar der einzige Kritiker, der die Aufführung in allen anderen Aspekten so lobte, bezeichnete dies als „geschmacklos“.
    Sie alle waren Männer.
    Was so einiges erklärte.
    Ich meine, wie sollten sie sich nicht von einer Frau eingeschüchtert fühlen, die Liebe und Sex interpretierte wie sie persönlich es für richtig hielt, aber dann noch nicht mal das bisschen „Anstand“ aufbrachte, sich dafür von ihrem abgelegte n Lover abstechen zu lassen.
    „Was ist eine Schlampe? Eine Frau mit Haltung und Wertmaßstäben eines Mannes“,  flüsterte meine verruchte kleine Hexe wichtigtuerisch zwischen ihren Diwankissen hervor.
    Die gute Nachricht war, dass keiner der Artikel eine Wahnsinnige in einem roten Kleid und schwarzen Armeestiefeln erwähnte, deren mysteriöse n Anfälle die Vorstellung unterbrochen hatten.  
    Ein Hoffnungsschimmer.
    Die Frage war nur, ob er alleine schon ausreichte, um meine Scham und Angst so weit zu dämpfen, dass ich mich doch wieder vor die Tür traute. Schwester Marie-Claire war nach wie vor absolut dagegen und plädierte vehement dafür, dass ich den Rest des Samstages auf den Knien verbrachte, um dem Herrn, unseren Gott, um Vergebung zu bitten. Die kleine Hexe allerdings … nun ja.
    Ich trank den Kaffee aus , brühte mir dann noch einen und trank auch den, während ich mich fragte, ob Persephones Macht wirklich soweit reichen konnte, dafür zu sorgen, dass in keinem der Artikel über die Carmen Premiere eine Zeile über meinen Auftritt verloren wurde.
    D as war Unsinn, dachte ich zuletzt. Ich war zwar sicher, dass sie über sehr einflussreiche Freunde verfügte, aber soviel Einfluss traute ich ihr denn doch nicht zu. Die großen Zeitungen und Magazine zu beeinflussen brachte ja nicht mal der Präsident mit seiner Modelehefrau und den Einlegern in den Schuhen fertig. Und der gab sich nun wirklich alle Mühe damit, und ließ dafür außerdem noch ordentlich was an politischen Gefallen und Vergünstigungen springen.
    Obwohl ich es eigentlich nicht wollte, wanderte mein Blick hin und wieder zu Ravas Bl umen. Je öfter das geschah, umso schöner erschien mir sein Strauß.
    H m, ein Teil von mir würde schon gerne zu Ravas Party gehen, selbst wenn das bedeutete, seine Frau kennen lernen zu müssen, worauf ich nun so scharf nicht war.
    Außerdem spielte ich mit dem Gedanken meine beste Freundin Constance anzurufen. Vielleicht sollte ich mich im Revier sogar für ein oder zwei Tage krank melden und zu ihr fahren. 
    W as ich ihr zu berichten hatte war zu viel, zu seltsam und zu komplex, um es in einem Telefongespräch abzuhandeln.
    Es klingelte. N icht an der Wohnungstür, sondern der Haustür unten.
    Ich ignorierte es eine Weile.
    Das Klingeln hörte auf.
    Dann begann es erneut - diesmal Dauerton.
    Ich tappte zu dem Videoschirm neben meiner Wohnungstür, um zu sehen wer mich störte.
    Ich sah zwei Mal hin , bevor ich begriff wer da unten stand.
    Persephone.
    Sie war offenbar allein und hob ihren Kopf, um direkt in die Videokamera über der Haustür zu blicken.  
    Was jetzt?
    Sollte ich sie etwa wirklich in meine Wohnung lassen? Auf keinen Fall, entschied ich.
    Diese Wohnung war meine Festung, meine Höhle, mein Rückzugsort, mein Heiligtum – die Kathedrale meiner Wünsche, Träume , Sehnsüchte und meines vergessenen Abwaschs. Persephone hier herein zu bitten würde sie für immer besudeln.
    Und überhaupt, w as zum Geier wollte die von mir?
    „Mademoiselle?“ , drang ihre Stimme aus dem kleinen Lautsprecher neben dem Bildschirm, als wisse sie ganz genau, dass ich hier stand und sie beobachtete.
    „Ich muss Sie sprechen. Ich warte auf Sie.“
    Ich trug eine graue Schlabber hose mit Kordel und ein AC/DC-Band-T-Shirt. Ich würde mich umziehen müssen, sollte ich nach unten gehen. Nach unten – vor das Haus, auf die Straße, in die Öffentlichkeit .
    Merde .
     
     
    3 9.
    Sie trug eine schwarze Marlene-Dietrich- Hose zu einer weißen Baumwollbluse und einem Bolerojäckchen aus dunkelgrünem Leder. Ihre Haare waren offen und ihre Lippen waren in einem freundlichen Pinkton geschminkt.
    Sie lehnte entspannt an der Tür eines kleinen schwarzen Porsches und trank etwas aus einem silbernen Becher. Es roch nach

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