Pandoras Kuss
war, schien wie aus der Zeit gefallen. Die Mischung aus Stille und Verlassenheit, die in dem Haus herrschte, jagte mir Gänsehaut über Arme und Nacken.
N och bevor wir über eine breite, teppichbelegte Treppe ins Obergeschoss hinaufstiegen war ich sicher, dass es genau diese eigenartige Stimmung war, um die es Persephone gegangen war. Auf eines konnte frau sich bei ihr schließlich immer verlassen: Sie war eine Perfektionistin und hatte deswegen jedes Detail dieses Ausflugs sorgfältig vorausgeplant.
Die Frage war – worin das Ziel ihres Plans lag.
Jedenfalls wurde dieses leichte Ziehen in meinem Bauch, das mit meinen Vorahnungen einherging, heftiger.
E igentlich waren Sinn und Zweck dieses Ausflugs vermutlich so schwer ja auch gar nicht zu erraten. Ihr Sportwagen, die Songs auf der Fahrt zu dem Reitclub, der Ausritt, das Wettrennen vorhin und nun dieses Haus, das so unglaublich romantisch wirkte, dass es sogar ganz wortwörtlich Gänsehaut erzeugte, konnten nur auf eines hinauslaufen.
Oh Heilige Maria Magdalena, hatte die dunkle Fee mich etwa hierher gelotst , um mich zu verführen ?
Persephone hielt mich mit einer Geste zurück, ging an mir vorbei durch eine Tür und schien in dem Zimmer dahinter einen der Läden zu öffnen.
„Jetzt!“, hörte ich sie hinter der Tür flüstern.
Ich trat ein.
Ein Schlafzimmer. Doch nicht irgendein Schlafzimmer, sondern das einer Prinzessin komplett mit einem antiken Himmelbett, einem weißen Spiegelschrank mit Waschgarnitur und zart mintgrün bezogenen Polsterstühlen.
„Bleiben Sie so stehen, P andora. In genau diesem Licht. Nur für einen Moment. Bitte …“
I ch sah keinen Grund ihr den Gefallen nicht zu tun. Bündel weicher Frühlingsnachmittagssonne fielen durch den halb geöffneten Fensterladen in den Raum, spielten sanft um meine roten Haare, mein Gesicht, mein dunkles Kleid.
Schließlich sah ich mich über die Schulter hinweg nach ihr um.
Sie lehnte an dem Kamin aus weißem Marmor und sah mich an.
In i hren Augen stand nicht die übliche Kälte. Ein warmes, beinah mädchenhaftes Glühen ging von ihnen aus.
Es nahm mir den Atem.
Die dunkle Fee hatte sich von einer Sekunde auf die andere zu einer völlig neuen Person verwandelt.
Was jetzt, fragte eine bange Stimme in mir .
„Ich wusste, dass du eine Schwester bist. Schon als ich die Fotos gesehen habe. Ich nehme nur an, dass ich es wusste, bevor du es selbst wirklich wusstest“, sagte sie leise, in einem Tonfall, der etwas von einer Entschuldigung hatte.
Halt!
Stopp!
So einfach war das nicht.
Ahnen und Wissen waren immer noch zwei sehr verschiedene Dinge. Und an Männern hatte ich bisher auch immer meine Freude gehabt. Jedenfalls solange die nicht so unerreichbar blieben wie Rava oder sich derart dämlich anstellten wie Sylvain.
Außerdem hatte ich es bisher ja noch nie wirklich getan .
Ich hatte noch nicht mal einen wirklichen Kuss mit einer anderen Frau ausgetauscht. Zumindest keinen, der länger als ein Begrüßungsküsschen dauerte, und auch genauso gedacht gewesen wäre.
„Hast du mich deswegen hierher gebracht – um mit mir zu schlafen? Läuft das dann außerhalb unse rer üblichen Geschäftsbeziehung oder sammle ich Pluspunkte, falls ich hier für dich die Beine breit mache?“, entgegnete ich härter und sarkastischer als es vermutlich nötig gewesen wäre.
Persephone schüttelte den Kopf , sagte „Schsch!“ und trat auf mich zu.
Ich hätte ihr mühelos ausweichen können.
Trotzdem blieb ich wo ich war und ließ zu, dass sie meine Hand ergriff und auf ihre kleinen festen Brüste legte. Die reagierten sofort auf meine Berührung. Ich spürte ihre Nippel hart werden.
Sie trug den Geruch von feinem Leder und Pferdeschweiß auf ihrer Haut. Aber darunter lag ein Aroma, das an einen schönen Sonnentag im Herbst erinnerte, kühl, fruchtig und rauchig.
Sie vergrub einen Augenblick ihr Gesicht in meiner roten Mähne. Ich spürte ihre weichen Lippen an meinem Nacken. Sie legte ihre Hand auf meinen Po und drückte mich an sich. Sie küsste sich methodisch meinen Hals hinab in Richtung Dekolleté.
Meine Hand fiel von ihren Brüsten herab.
Ich versteifte mich.
Jeder Muskel in mir war zum Zerreißen angespannt.
Schwester Marie-Claire schrie irgendwo in mir Zeter und Mordio und meine kleine Hexe war wohl immer noch zu perplex und überrumpelt , um irgendetwas zu meiner Entscheidung darüber beitragen zu können, wie ich auf die Küsse reagieren sollte.
Doch Persephones Lippen
Weitere Kostenlose Bücher