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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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dünner.
     
     
     
     
    VI. Teil
     
     
     
     
    Es war kurz nach sieben, als ich endlich das Revier verließ und nach Hause fuhr. Ich freute mich – in dieser Reihenfolge - auf eine heiße Dusche, bequemere Sachen und eine große Pizza mit Anchovis und Ananas von meinem bevorzugten Pizzalieferservice.  
    Ich kam bis zum Duschen, doch dazu mir meine Lieblingspizza zu bestellen , kam ich nicht, weil ich zuerst einen Anruf von meiner Schwester erhielt, dann einen zweiten von meiner Mutter (beide riefen an, weil sie von dem Zwischenfall auf dem Schrottplatz gehört hatten). Nachdem ich das Gespräch mit meiner Mutter beendete, wählte ich erwartungsvoll die Nummer des Pizzaservice. Genau in dem Augenblick klingelte es.
    Ich hatte Besuch.
    Amelie trug rote High-Heels zu einem Kleid aus großen schwarzen Lederflicken und  Tweed, außerdem war sie geschminkt wie für einen Schulabschlussball.
    Ich war nicht sicher, ob ich mich über ihren Besuch freute. Sie nahm meine Bleibe ungeniert in Augenschein. Sie blickte ins Bad und Schlafzimme r, illerte interessiert in meinen Kleiderschrank und warf sogar einen Blick auf die Wollmäuse unter meinem Bett.
    Danach setzte sie sich auf meine Couch und musterte mich eine Weile genauso interessiert und selbstverständlich, wie sie zuvor meine Wohnung inspiziert hatte.
    Ich erwiderte ihren Blick und breitete dann in einer raumgreifenden Geste meine Arme aus.
    „Ja, entgegen anders lautenden Gerüchten besitzen auch ganz gewöhnliche Leute Bäder, Schlafzimmer und sogar Kleiderschränke. Falls es das war, weswegen du gekommen bist…“ 
    Sie lächelte schief.
    „Du warst im Fernsehen. Na ja – ein Bild von dir.“
    Das war keine Neuigkeit.
    „Das Bild war nicht besonders schmeichelhaft, du solltest da dringend mal was unternehmen….“
    Klar, warum hatte ich nur früher nie daran gedacht, sämtlichen TV-Stationen und Zeitungen der Umgebung ein schmeichelhaftes Foto von mir zukommen zu lassen?
    Wie nachlässig von mir. 
    „Ich überlebe das wahrscheinlich. Trotzdem, danke für den Hinweis.“
    Sie schwieg.
    „Welchem Umstand verdanke ich eigentlich die Ehre Deines Besuchs?“, fragte ich.
    Sie zuckte die Achseln, sah meine Notzigaretten auf dem Tischchen und steckte sich eine davon an. Obwohl sie es zu überspielen versuchte, wirkte sie nervös. 
    Und d as war neu.
    Bisher war sie eigentlich nie unsicher gewesen oder falls doch, stets rechtzeitig in ihre Persephone Rolle geschlüpft.
    „Ziemlicher Schock, oder? Fast erschossen zu werden …“
    Das konnte frau so sagen.
    „Ja, und s o ein gemütlicher Abend allein in meinem Bett hätte mir sicher wunderbar drüber weg geholfen. Aber du bist hier natürlich trotzdem immer herzlich willkommen“, giftete ich sie an.
    „Ich nehme an, du hast mich inzwischen überprüft?“
    „Deine Polizeiakte habe ich zwar noch nicht gezogen, dafür war Wikipedia ziemlich hilfreich“, sagte ich und war gespannt auf ihre Reaktion darauf. 
    „Kann ich mir vorstellen. Und warst du enttäuscht?“, antwortete sie leichthin ohne irgendeine Veränderung in ihrer Mi ne oder Haltung.
    Ich zuckte die Achseln. 
    „Wirklich - Philosophie an der Sorbonne?“, fragte ich.  
    Sie nickte.
    „Seitdem darf ich mit Fug und Recht behaupten, dass das große Ganze wirklich größer ist, als die Summe all seiner Teile.“
    Sie machte die Zigarette aus und sah sich suchend um.
    „Hast du nichts zu trinken hier?“
    Das hatte ich, allerdings bot ich es eigentlich nur Gästen an, die lange genug bleiben durften, um auch etwas davon zu haben.
    „Wein? Supermarkt - Nordhang.“
    „Cool“, entgegnete sie.
    Ich zog ab um den Wein und Gläser aus der Küche zu holen.
    Als ich zurückkehrte hatte sie die Beine übereinander geschlagen und den Kopf auf die Couchlehne gelegt. Ihre Auge n waren geschlossen. Sie wirkte, als schlafe sie. Ein Trugschluss, denn sobald ich die Flasche abstellte und die Gläser dabei aneinander klirrten, schlug sie die Augen wieder auf. Es war völlig unmöglich aus ihren distanzierten Blicken klug zu werden.
    „Darf ich dich etwas fragen?“
    Warum nicht, dachte ich sarkastisch, wo du doch auch einfach so in mein Bad, unter mein Bett  und in meine Kleiderschränke schaust.
    „Dass du keinen Mann hast, versteh ich ja, die sind schwer zu finden. Aber du scheinst ja noch nicht mal eine beste Freundin zu haben. Jedenfalls gibt es keine, die dich besucht, anruft oder mit dir ausgeht. Woran liegt das?“
    Sie konnte von Constance

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